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Argentinien 2017 Athen-
Los Andes Kassel
Wanderreiten ist leben...
Wanderreiten ist Leben – der Weg ist Leben
Ich bin seit über 20 Jahren unterwegs in vielen verschiedenen Ländern, in denen die Pferde noch als Transportmittel eingesetzt werden und die Leute ein sehr einfaches aber meist sehr zufriedenes Leben leben.
Und das Wanderreiten hat mich verändert. In vielerlei Hinsicht und deshalb komme ich zu der obigen Aussage.
Der Weg des Wanderrittes ist angefüllt mit Ueberraschungen, mit postiven wie auch negativen Situationen und beansprucht je nachdem, wo ich unterwegs bin, oft meine gesamten Kapazitäten, und zwingen mich im hier und jetzt zu sein. Jede Minute des Tages ist angefüllt mit Abenteuer und Herausforderungen, sei es des Weges, des Wetters, des Körpers und der Seele und die Adrenalin Schübe, die grossartigen Szenarien und Aussichten, das leise Plätschern des Baches, oder das genüssliche Mampfen der Pferde auf der Weide des Nachts, beanspruchen mich mental und physisch, so dass ich nach einem langen Reittag müde und erschöpft in der Regel in wenigen Minuten einschlafe. Dabei bin ich dennoch mit einem Ohr immer bei den Pferden und werde wach, wenn es zu ruhig wird. Dann kann es sein, dass ich horchend liegen bleibe, bis ich wieder etwas höre und beruhigt sofort wieder einschlafe.
Wenn ich im Hochgebirge unterwegs bin, weiss ich nicht, wo ich heute abend schlafen werde. Ich weiss nur, dass wir ins Tal absteigen, damit wir an Futter kommen für die Pferde und für den Rest lassen wir uns überraschen. Es ist nicht immer leicht dort oben, und sehr oft geht es ans Eingemachte. Komm ich mit meinem Pferd dieses Gletschertal runter. Kann ich diesen Fluss queren? Wie komme ich durch diesen Sumpf. Erreichen wir die nächste Hütte noch bevor es Dunkel wird?
Leben ist eine Herausforderung und ein Abenteuer. Es ist echtes Leben, es geht dabei um was. Es geht um das Leben meines Pferdes und um mein eigenes Leben. Ich brauche nicht Abenteuer aus zweiter Hand zu geniessen. Ich kann sie selber live leben. Vielleicht fragst du dich jetzt, warum, ich dass meinem Pferd dann zumute. Nun, mein Pferd kommt in dieser Natur viel besser zu recht als ich. Es ist dramatisch fähiger als ich und öffnet mir Möglichkeiten, die ich ohne Pferd niemals hätte. Im Team arbeiten wir an einem gemeinsame Ziel. Den Weg erfolgreich zu bewältigen. Und gemeinsam die Zeit in der Natur zu geniessen und wir können dies geniessen, denn wir sind ein Team.
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Weil ich mit meinem Pferd die Welt erkunden will, und mich zwar der wunderschöne See begeistert, der vor den schneebedeckten Gipfeln und dem grünen Alpengras türkis schimmert, aber mich interessiert mehr, was hinter dem nächsten Pass, dem nächsten Gipfel, im nächsten Tal zu sehen ist. Das ist der Grund warum, ich gelernt habe, zu verzichten und mich mit wenig zufrieden zu geben. Unser normales gut bürgerliche Leben is so angefüllt mit Dingen, die wir glauben nötig zu haben, weil uns versprochen wird, dass sie uns Zeit einsparen, dass wir gar nicht merken, wie die Sucht, immer wieder was Neues zu kaufen, uns davon abhält wirklich zu leben. Mit dem Nötigsten auszukommen, und das Abenteuer Leben in all seiner Farbenpracht zu geniessen, ist wirkliches Leben.
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Der Platz in den Satteltaschen, die mein Pferd während 4-6 Wochen im Sommer über die Berge dieser Welt trägt, ist beschränkt. Und doch muss alles dabei sein, was es braucht, um in den Bergen völlig autark unterwegs sein zu können. Und das ist gut so. Wenn ich nach folgendem Prinzip packe: Was brauche ich, damit ich nicht sterbe. Dann habe ich 5-6 Sachen, die mir das Überleben ermöglichen, und dann habe ich noch Platz für Luxus. Z.B. ein 2. Paar Socken, oder eine aufblasbare Schlafmatte und seit ich gegen die 70 gehe ist sogar ein 3 Bein Klapp Stuhl dabei. Je weniger ich dabeihabe, desto weniger geht verloren und desto leichter trägt mein Pferd. Dann bin ich effizient und in der Natur überlebt nur das effiziente System. Und deshalb wird es zu einem Erlebnis, an einem heissen Sommertag, in einem Bergbach ein erfrischendes Bad zu nehmen, und ein sauberes T-Shirt anzuziehen. Oder am Abend das Knistern des Lagerfeuers, dem frischen Geruch nasser Erde, oder des Landreges, dem dem Wandel der Sterne zu zu schauen und den Geräuschen der Tiere zu lauschen.
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Wenn ich unterwegs bin, gibt es eine Priorität. Die Pferde müssen heute Abend Wasser und Futter haben. Dies ist unabdingbar und auf bald 60.000 km ist es nur einmal nicht gelungen, genügend Futter für die Pferde zu organisieren. Egal was geschieht, egal welches Hinderniss im Wege steht, meine Pferde werden heute abend Futter haben.
Und diese Mentalität, diese Zielstrebigkeit, dieses Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen, ist was Wanderreiten dir beibringt. Umkehren gilt nicht. Nein ist keine Option. Geht nicht gibts nicht. Und nur eine Sache ist absolut sicher, Du kannst planen so viel du willst, alle Umstände berücksichtigen und alle Eventualitäten abwägen, am Ende kommt es anders als geplant. Und deshalb wirst du gezwungen, dich über die Gegenwart zu freuen und zufrieden zu sein, egal was es ist. Flexibilität ist die Norm und nicht die Ausnahme. Denn es ist wie ein Naturgesetz, dort wo dir eine Türe zugeschlagen wird, geht wo anders eine auf. Es gilt diese nur zu finden. Gib Dein Beste und habe Geduld. Es wird sich alles richten. Sorgen und Aengste bringen nichts. Sie sind eine Zeitverschwendung. Que sera, sera.