Heute ist ein Tagesritt mit wenig Gepäck geplant. Jessica hat uns eine tolle Route empfohlen,die wir gerne ausprobieren wollen.
Die Pferde sind schnell verladen.
Oben am Parkplatz treffen wir auf 2 Männer die ebenfalls mit ihren Pferden unterwegs sind. Wir plaudern ein bisschen, der eine ist ein ehemaliger Tierarzt, 90 Jahre alt! , der andere ein Uniprofessor, ein paar Jahre jünger.
Sie wollen zu einem See in die Berge reiten. Den ersten Teil des Wegs reiten wir gemeinsam. Vor uns läuft eine weiße Bergziege über den Trail.
Dann trennen sich unsere Wege und wir klettern über eine steile Geröllhalde den Pass hinauf. Was für eine Aussicht!! Bergspitzen reihen sich unendlich hintereinander, Schneefelder, massive Steinwände. Auf der anderen Seite fällt die Wand steil zu ein paar kleinen Seen ab.
Der Wind pfeift uns um die Ohren.
Auf der anderen Seite steigen wir durchs Geröll wieder in ein riesiges Tal ab.Unten angekommen machen wir Pause,genießen den Ausblick und machen Mittagspause.
Wurst, Käse, sardisches Fladenbrot. Hmmm.
Der Trail führt weiter zum Lone lake und anschließend 10 km durchs Tal wieder raus. Am Fluss entlang, in vielen kleinen Kaskaden, natürlichen Pool und kleinen Wasserfällen, begleitet uns der Lone creek. Der Felsen nimmt alle möglichen Farben an. Von grau nach rot, lila,grün. Ein Schauspiel der Natur.
Zurück in Waterton rufen wir Glenn an, den wir im Store an meinen 1. Tag getroffen haben. Wir erreichen seine Frau Jan, sie weiß Bescheid und sie laden uns zum Essen ein. Glenn und seine Frau wohnen neben einer ca. 100 Jahre alten Kirche. Ein altes Holzhaus.
Herzlich werden wir empfangen.
Glenn ist ein pensionierter Cowboy, hat dann Westernpferde nach Deutschland exportiert, dort sogar ein paar Sommer gewohnt. Jetzt macht er liebevoll handgefertigte Sattelbäume für Cowboys. Jan hat früher Gangpferde (Pasos) trainiert.
Eine Geschichte folgt der anderen.
Stolz zeigt Glenn uns seine Werkstatt. Es riecht nach Holz und Leder, wir trinken ein Bier und ich bin fasziniert von der Präzision und Leidenschaft mit der Glenn uns seine Arbeit zeigt. Welches Holz für welchen Teil des Sattelbaumes er verwendet, mit welcher Art von Rohaut er diesen dann bespannt wird, welches Rind sich dafür am besten eignet, usw... eine Stunde stehen wir in der Werkstatt, dann gibt es Abendessen. Am Knochen gekochtes Rindfleisch mit Reis und Salat. Ala Nachspeise Kirschkuchen mit Vanilleeis.
Der Abend ist geprägt von abenteuerlichen Geschichten, gutem Essen, Bier und Gelächter.
Der nächste Tag ist ein Pausentag. Nach einem langen und ausgiebigen Frühstück bei Glenn und Jan fahren wir erst mal nach Alpine Stables und sehen nach wies den Ponies geht.
Anschließend erkunden wir Waterton. Erst das alte Hotel Prinz of Wales, das majestätisch auf dem kleinen Hügel thront, dann die Shops unten im Zentrum. Ich kaufe ein paar Souvenirs für zuhause. Dann fahren wir eine Runde und erkunden den Trailhead für morgen, platzieren Auto und Trailer. Heute Abend gehen wir in ein mexikanisches Restaurant, gemeinsam mit Glenn und Jan.
Als wir reinkommen spielt bereits eine Westernband, am riesigen Flatscreen läuft Rodeo.
Erstmal trinken wir ein Bier. Es wird ein sehr lustiger Abend mit uriger Musik, scharfem mexikanischen Essen und guter Unterhaltung.
Übernachten dürfen wir wieder bei Glenn und Jan.
Es regnet. Wir holen die Pferde von Alpine Stables und fahren rauf zum Cameron lake.
Im Nieselregen satteln wir auf, mein Mantel ist irgendwie zu kurz und das Wasser rinnt mir über die Knie.
Wird schon gehen für die nächsten paar Stunden.1n Serpentinen schlängelt sich der Trail nach oben.
Man hat einen schönen Blick auf den See. Es hört kurz zu regnen auf, fängt aber gleich wieder an. Wir begegnen einer jungen Familie, die hier wandern gehen. Die Kinder sehen nicht ganz so glücklich aus.
Bald erreichen wir den oberen See, das wird es wohl nicht schon gewesen sein mit unserem heutigen Aufstieg?!??Nur keine Sorge, nach ein paar hundert Metern führt der Weg wieder nach oben, auf einen Pass zu. Von Weitem sehen wir schon den Trail. Hier haben Schneelawinen die toten Bäume kunstvoll verbogen. Im Geröll führen wir die Pferde nach oben. Hui, hier bläst uns der starke Wind beinahe die Hüte vom Kopf!
Über dem Sattel, auf der anderen Seite suchen wir uns ein gemütliches Plätzchen zum Mittagessen. Mit einer herrlichen Aussicht auf verschiedene Seen, die sich plateauartig aneinander reihen.
Es kommt sogar kurz die Sonne raus. Wanderer aus Litauen mit klimpernden Bärenglöckchen machen ein Foto von uns. Von hier aus steigen wir ab. Vorbei an den Seen, kleinen Wasserfällen, alten Schneefeldern und massiven Felswänden.
Am Ende werden wir noch mit einem schönen Ausblick über Waterton belohnt. Wir laden die Pferde ein und fahren wieder mal nach Syncline, zu dem Pferdecamp in dem wir schon ein paar mal waren.
Heute Abend wird gegrillt.
Wir platzieren den Trailer am Endpunkt unseres heutigen Trails ( Lynx creek campground) und fahren dann rauf nach Coleman.
Hier am Weg ist mal innerhalb weniger Minuten ein halber Berg abgerutscht und hat ein ganzes Dorf begraben.
Turtle Mountain heißt es hier. Eine Tragödie.
Es regnet. Am Straßenrand stehen viele ATVTrucks, sie gasen mit ihren Dirtbikes und Quads durch die Wälder. Die Wege sehen dementsprechend wild aus. Durch das nasse Wetter ist alles gatschig, die Pferde rutschen herum. Ich steige ab und führe lieber. Oben am Ridge pfeiftder Wind und bläst uns die Hüte vom Kopf. Der Regen kommt von der Seite. Auja, bei schönem Wetter ist e s hier sicher toll! Hahaha. Trotzdem eine wunderschöne Landschaft,etwas lieblicher und weniger bergig als die letzten Tage. Ein paar Bikes und Quads kommen uns entgegen, aber durch das Wetter wurden anscheinend doch einige abgeschreckt. An schönen Tagen ist sicher mehr los. So hat der Regen doch auch was Gutes.
Wir reiten lange einen schönen Weg am Bergrücken entlang, bergab führen wir die Pferde bis wir schließlich zu unserem abgestellten Trailer kommen. Die paar Kühe am Wegesrand bleiben unbeeindruckt liegen. Etwas durchgefroren fahren zu unserem Basecamp nach Cynchline zurück. Heute kocht Peter eine kreative Variation von Züricher Geschnetzeltem, hervorragend!
Mit ein paar Bierchen lassen wir meinen letzten Abend gemütlich ausklingen.
Es gilt Abschied zu nehmen. Ein unglaubliches Abenteuer geht zu Ende. Ich bin noch immer ganz gefläscht von den vielen Eindrücken und der unglaublichen Landschaft.
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