Im Ausgang am Flughafen Calgary steht ein Mann mit weißem Cowboy Hut, wie Peter gesagt hat.
Aber das war nicht der charismatische Schweizer mit dem weißen Bart und den langen Haaren, sondern irgendein Chinese.. Da wären die nächsten 2 Wochen wohl anders verlaufen, wäre ich mit dem mitgegangen.
Peter treffe ich ein paar Minuten später, wir kaufen noch einen Hut für mich. 1m Store treffen wir einen älteren Herrn, Glenn Christman, mit dem wir ins Gespräch kommen. Er wohnt in der Nähe von Waterton und lädt uns ein. Wir notieren uns seine Nummer, kann ja nicht schaden.
Dann geht es los in die Berge. Nach ein paar Stunden treffen wir Brent in einem Horsecamp, Sincline. Eine herzliche Umarmung, alle haben ein Lachen auf den Lippen. Ja,da braucht es oft keine großen Worte um zu merken, dass es passt. Peter und Brent sind mit Tina Boch bereits vor 2 Jahren mehrere Wochen den Great Divide Trail entlang geritten. Der GDT,der Weg, der entlang der Rocky Mountains durch ganz Kanada verläuft und an der amerikanischen Grenze in den CDT, des Continental Divide Trail übergeht.
Ich bin hier in guter Gesellschaft und fühle mich sehr wohl.
Das Auto und Brent's Hänger parken wir irgendwo im nirgendwo, hier wollen wir nach einer Woche ungefähr wieder ankommen. Hoffentlich. Wir laden die Pferde und fahren mit
Peters Hänger ein paar Stunden weiter nach Aldridge Trail Head.
Aussichten auf endlos weite Bergspitzen lassen einen ahnen, was da auf uns zukommt. Dort angekommen zeigt mir Peter wie ich meinen Criollo Namens „Ahi" satteln muss und
wie die Packtaschen angebracht werden. Geritten wird ansonsten nur mit Knotenhalfter.
Die Pferde reagieren auf Sprachkommandos: Whoa, back, easy (für langsamer, aber das easy) werde ich bei Ahi nicht so schnell brauchen sagt Peter. Hahaha. Auf die Pferde, fertig, los! Ich reite den Charakterkopf Ahi, ein Criollo aus Argentinien. Peter seinen Mustang Rodeo und Brant den wunderschönen Buckskin, ein Morgan namens Charly. Der breite Weg führt uns an einem Bachlauf entlang. Alle scherzen: ja, so einfach dieser GDT. Nach 10 Minuten haben wir ihn bereits verloren. Ein Erdrutsch hat ihn verschüttet. Wir steigen ab, klettern in steilen Serpentinen mit Händen und Füßen den Berg hoch. Was für ein Berg Pony habe ich da bekommen? Ahi klettert hinter mir wie eine Gämse, hält aber immer gut Abstand. Nach dem schweiß-treibenden Aufstieg, die Nachricht von Peter: Wir sind falsch. Ok. Alles wieder runter. Wir versuchen den Erdrutsch direkt zu durchqueren. Ahi macht sich selbstständig und springt quer über Graben, Baumstämme und Schotterhalde. Dann dreht er sich um und wartet auf mich. Ich bin schwer beeindruckt. Mit Händen und Füßen versuche ich ihm zu folgen. Als alle quer am Hang stehen, bemerken wir, dass auch die seine Sackgasse ist. Also, alles wieder retour. Wir folgen erst mal lieber dem Bachbett. Und auf einmal haben wir den Trail wieder. Oder hat er uns? Bald geht es steil bergauf, alle schnaufen. Die steilen Stücke gehen wir. um die Pferde zu schonen. Wir halten uns am Schweif des vorderen Pferdes fest und lassen uns hochziehen. Das hilft enorm. Nach ein paar Stunden kommen wir an die Baumgrenze und es eröffnet sich vor uns der Blick auf die Bergspitzen und einen riesigen Sattel. Steinfelder, wilde Geröllhalden und Baumstämme prägen den schmalen Weg. Wir kämpfen uns immer weiter nach oben und reiten schließlich über den Sattel. Es ist schon später Nachmittag, der Berg wirft bereits einen riesigen Schatten. Der Ausblick ist atemberaubend. Irgendein Riesenvogel kreist am blitzblauen Himmel. Auf der anderen Seite kämpfen wir uns steil durch den Wald runter bis an einen See. Hier ist unser erstes Camp. Idyllisch gelegen, leider wenig Gras für die Pferde. Wir lassen sie noch etwas fressen, binden sie aber über Nacht an einen Baum. Die Pferde bekommen Glocken um den Hals und Hobels, also Fußfesseln, damit sie nur langsam gehen können. Es ist schon fast finster. Wir essen von Brent selbstgemachtes, dehydriertes Futter, herrlich! Die Nacht ist klar, das Wetter gut, wir schlafen unter den Sternen. Was für ein Anblick. 5 Sterne Hotel? Nein danke! Ich nehme den 1 Millionen Sterne Schlafplatz irgendwo im nirgendwo. Eine unruhige Nacht, alles aufregend und neu. Ich schlafe ein, wache wieder auf. Höre ich da nicht ein Geräusch?Da geht was im Wald umher. Ich mache die Augen zu und stelle mich einfach tot. Peter hat es auch gehört. Er steht auf und schaut nach. Ahi hat sich freigerissen und erkundet den Wald. Puh. Doch kein Grizzly. Ich schlafe wieder ein.
Day 2
6:00 Tagwache.
Trotz Jetlag fühle ich mich recht fit. Pulverkaffee und Quakers Haferflocken zum Frühstück. Das Wasser wird schnell am Jetboil gekocht. Während wir alles fertig machen lassen wir noch die Pferde grasen. Um 7:45 reiten wir los.
Es geht durch dichten Wald auf und ab. Der Wald riecht nach Harz, Schwammerl und Moos. Eine gute Mischung. Zur Jause gibt's Nüsse und Trockenfrüchte. Nach 3 Stunden unterwegs schmeckt alles herrlich.
Zu Mittag erreichen wir wieder einen Sattel und es öffnet sich der magische Ausblick auf die Rocky Mountains.
Plötzlich begegnen wir 3 Mountainbikern, alle sind ganz überrascht, dass es hier auch andere Menschen gibt. Wir unterhalten uns ein bisschen, dann geht's weiter am Bergrücken entlang.
Peter sagt an was hier alles unterwegs ist, je nach Spur die er auf dem Weg findet.
Bärenscheisse!
Alte, neue, erst 1 Tag alte, große, kleine, Oh, was ist das? Ah, Hirschkacke.
Auch imposante Tiere.
Zum Glück machen die Pferde so viel Lärm, dass sich weder Hirsche noch Bären blicken lassen.
Trotzdem interessant mit wem wir uns da gerade das Revier teilen.
Weiter geht's runter ins Tal, und wieder rauf.
Über viele Bäche, durch den Sumpf über Baumstämme. Ahi hat seinen eigenen Style, er springt mit allen 4 Beinen gleichzeitig über die liegenden Stämme.
Sehr lustig.
Weiter geht's bis wir schließlich unseren Zeltplatz erreichen. Wunderschön gelegen an einem Bach mit genug Gras für die Pferde. Wir zäunen ein Stück Wiese ein für die Nacht und ich gehe im Bach baden.
Das eisige Wasser rinnt mir über die Schultern.Saukalt, aber gut.
Diese Nacht schlafe ich in meinem kleinen Zelt, es wird etwas regnen und die Moskitos sind lästig.
Eine ruhigere Nacht als die letzte.
Jedoch musste ich irgendwann aufs Klo und bin an meinem Zeltdach angekommen.
Woraufhin das gesamteKondenswasser auf mich herabgeregnet ist. Ich hab danach trotzdem weitergeschlafen bis 6:00. Es ist noch finster.
Brent, Barb, Good Morning"!
Peter's dunkle Stimme holt mich ab dem Schlummer. Das ist mein Klingelton zur Zeit.Mit der Stirnlampe machen wir Frühstück, freuen uns über den warmen Haferbrei.
Der Zaun ist schnell abgebaut und kurz vor 8 gehen wir los.
Sowohl die Pferde als auch wir sind etwas müde von den Strapazen der letzten 2Tage. Ahi hat eine Druckstelle am Sattelgurt bekommen.
Wir umwickeln die Schnalle mit einem Stück Rentierfell. Peter hat aber auch alles dabei. Zurück am Trail geht es gleich mal ordentlich nach oben. Wir führen die Pferde, lassen uns gegenseitig am Schwanz nach oben ziehen. Grizzlies haben auf der Suche nach Futter neben dem Weg tiefe Löcher gegraben. Einfach gehen, ein Schritt nach dem anderen. Nach ein paar Stunden kommt man in eine Art Trance, meditativ gehe ich hinter Rodeo, ein Schritt nach dem anderen. Ahi schnauft in meinen Rücken.
Endlich oben angekommen steigen wir auf. Mir tun die Füße weh, ich habe an beiden Fersen große Blasen. Zum Glück habe ich zu Hause in letzter Sekunde noch an Blasenpflaster gedacht. Weiter geht's durch dichten Wald rauf und runter bis wir endlich wieder am Bergrücken sind.
Ahi ist müde, ich gehe viel, aber auch ich bin müde heute. Es geht langsam voran.
An einem zauberhaften kleinen Wasserloch machen wir Mittagspause. Die grasenden Pferde spiegeln sich glasklar im Wasser.
Wir essen ein Stück Wurst und Käse mit Schweizer Kräckern. Es schmeckt! Was nimmt ein Schweizer mit beim Wanderreiten? Ricola und Toblerone
Immer näher kommen wir an die Berge heran. Weiter durch Wälder bis zu einem großen Spiegelsee.
An Stellen mit gutem Gras lassen wir die Pferde ein Weilchen grasen. An den Bächen füllen wir unser Wasser auf.
Der Weg führt uns durch den nächsten Wald. Schneehühner sitzen auf den Ästen, ich könnte sie berühren so nahe sind sie.
Sie fliegen nicht weg. In einem kleinen Sumpf bleibt Peters Stiefel stecken. Ich kann ihn zum Glück erreichen und rausziehen.
Wie der das überhaupt schafft ohne Bergschuhe, nur in seinen Cowboystiefeln ist mir ein Rätsel.
In der nassen Erde sieht man große Wolfspuren. langsam bekomme ich eine Ahnung in wessen Wohnzimmer wir hier herumspazieren.
Wo soll unser nächstes Camp sein?
Soda Creek. Aber böse Überraschung: hier gibt's kein Wasser!
Peter reitet nochmals mehrere Kilometer über den Berg zum letzten Bach zurück und holt Wasser, während Brant und ich den Zaun für die Pferde aufstellen und das Lager vorbereiten. 1,5 Stunden später kommt Peter mit ein paar Liter Wasser zurück.
Allerdings ziemlich braune Suppe. Gut, dass wir einen Filter dabei haben. Es gibt köstlichen Hühncheneintopf von Brant und wir fallen ins Bett. Heute schlafen wir wieder unter den Sternen.
Ich muss in der Nacht aufs Klo, hab aber keine Lust aus dem Schlafsack zu krabbeln.
Also zieh ich mir einfach die Mütze über den Kopf und schlafe weiter.
Als ich aufwache ist es 7 Uhr. Peter hat sich auch die Mütze über die Augen gezogen und hat verschlafen.
Kaffee, Haferflocken, alles aufräumen, Zaun abbauen, satteln.
Wie schnell sich hier eine Routine einstellt.
Wir beginnen gleich mit einem heftigen Aufstieg. Alle schwitzen und schnaufen.
Ich kann Ahi‘s Atem in meinem Rücken spüren.
Wir suchen den Tornado Pass, aber so ganz sicher sind wir uns nicht...
Die Wälder sind mit einem dichten grünen Teppich aus Blaubeeren und Schwammerl ausgelegt.
Die Sonne funkelt zwischen den Bäumen durch und nach ein paar Stunden sind wir oberhalb der Baumgrenze angekommen.
Ein riesiger Kessel öffnet sich vor uns. Wir reiten direkt an den Bergen entlang.
Fantastische Ausblicke in alle Richtungen. Am Nachmittag verlieren wir den Trail. Peter geht den anderen Trail weiter, um zu sehen wohin er führt, Brent und ich bleiben bei den Pferden.
Ahi ist froh über die Pause.
Ein Moment der Entspannung, ich lasse meinen Blick über die unendliche Weite schweifen.
Plötzlich hören die Pferde zu fressen auf, alle starren in eine Richtung.
Da kommt was durch das Dickicht.
Ein Hirsch? Ein Bär?
Wie versteinert stehen sie da und schauen.
Oben am Gröllfeld wagen sich 2 Rehe aus dem Wald. Alles gut. Die Pferde fressen weiter.
Erstaunlich was die alles bemerken.
Peter kommt zurück.
Der Trail führt ins Tal, nicht da wo wir hinwollen. Wir entscheiden uns querfeldein der Höhenlinie und dem Gelände zu folgen. Immer wieder sehen wir einen Trail, es sind aber nur Wildwechsel.
Wir kämpfen uns durch Geröll und sumpfigen Weideboden.
Schließlich stoßen wir auf den GDT! Yuhuu. Die Freude ist groß. Gleich einfacher zu gehen.
Nun müssen wir leider wieder runter ins Tal, dann wieder rauf, runter, rauf. Bärenspuren, Bärenkacke, Elchkacke, was man hier alles findet.
Zu guter Letzt ein ewig langer steiler Abstieg zu unserem Camp. Wir finden ein wunderschönes Plätzchen an einem kleinen idyllischen Bach, hier bleiben wir.
Pferde versorgen, Zaun aufstellen, Holz suchen fürs Lagerfeuer, essen kochen, Tarp aufstellen. Es könnte diese Nacht regnen.
Ich gehe im Bach baden.
Herrlich.
Es hat in der Nacht gefroren.
Unser Tarp ist komplett mit Kristallen überzogen.
Während wir Kaffee trinken und uns aufwärmen, geht die Sonne auf und taucht die Berge in ein fantastisches rotes Licht.
Heute geht's zum Tornado Pass, tatsächlich. Hoffentlich.
Wir folgen dem Bach und nähern uns immer mehr den Bergspitzen. langsam aber stetig wird es steiler und steiler.
Ein kleiner Bach gluckert lustig über moosbewachsene Steine, die Sonne blinzelt durch die Bäume.
Wir füllen unsere Wasserflaschen auf. Weiter geht's bis zur Baumgrenze.
Hier eröffnet sich der Blick auf den Pass. Umgeben von spitzen Berggipfeln, sieht er ganz schön hoch aus. Ich übernehme die Führung mit Rodeo. Allein will er nicht vorangehen, die anderen hängen sich hinten dran. Langsam und mit vielen Pausen kämpfen wir uns in Serpentinen den Hang hinauf. Die Eichhörnchen kündigen uns an und auch ein paar Murmeltiere lassen sich blicken.
Oben angekommen ist die Aussicht atemberaubend! Wir sind alle happy es geschafft zu haben und versuchen ein paar Fotos mit Selbstauslöser zu machen. Gar nicht so leicht.
Der Wind pfeift über den Sattel und nimmt meinen Hut mit.
Der Abstieg ist mindestens genauso spektakulär. Serpentinen führen fast senkrecht eine Geröllhalde mit großen Steinen hinunter.
Ich habe Mühe mein Gleichgewicht zu halten, rutsche ständig nach unten weg.
Ahi folgt mir wie eine Gämse. Ich höre seine Schritte hinter mir, spüre seinen Atem, trau mich aber gar nicht zu ihm umzuschauen.
Ich vertraue darauf, dass er das schafft. Und das tut er.
Langsam nähern wir uns dem Tal und machen auf einer bunten Wiese Mittagspause.
Wurst, Kräcker, Wasser.
Ein Blick zurück nach oben lässt uns staunen. Da sind wir gerade herunter geklettert? Mit den Pferden!?!
Dem Tal folgend geht's weiter abwärts, wir kommen an schönen Plätzen für ein Camp vorbei, aber es ist erst früher Nachmittag. Spuren von Hirschen, Bären und großen Raubkatzen begleiten unseren Weg. Es gibt hier Cougars, Luchse und andere Wildkatzen.
Allerdings alle sehr scheu und kaum zu sehen.
Wir reiten weiter bis 17:00, dann schlagen wir unser Camp an einem kleinen Bach auf.
Ich gehe wieder baden, das Wasser tut gut.
Gerade als ich mich wieder anziehe, höre ich ein „Howdy!".
Stehen da tatsächlich 3 Cowboys mit ihren Pferden vor mir und grinsen. Hahaha.
Seit Tagen sind wir keiner einzigen Menschenseele begegnet und gerade jetzt kommen die da daher?!?
So ein Glück muss man mal haben.
Aber sie warten brav auf der anderes Seite des Baches bis ich vollständig angezogen bin, dann kommen sie rüber.
Es sind Jäger, sie checken das Revier, bevor in ein paar Wochen die Jagd beginnt.
Heute Nacht ziehe ich mir alles a was ich mithabe: lange Skiunterwäsche, Flies Veste, Daunenjacke, Haube, über meinen Schlafsack lege ich noch meinen Regenmantel, dann darüber Peters extra Satteldecke.
So müsste es gehen.
Die Glocken der Pferde klingen schon sehr vertraut und begleiten mich in den Schlaf.
Die Nacht ist sternenklar.
Durch das winzige Atemloch in meinem Schlafsack sehe ich 1 Million Sterne. Als wir aufwachen ist wieder alles mit einer Eisschicht überzogen. Kaffee, Haferflocken, Zaun abbauen, Pferde satteln. Wir gehen das erste Stück zu Fuß.
In Serpentinen zieht sich der GDT stetig weiter nach oben. Wie viele unterschiedliche Wälder habe ich die letzten Tage gesehen! Abgebrannte, abgeholzte, wieder nachgewachsene, Tannen, Föhren, Lärchenwälder, magische abgestorbene mit silbernen Baumstämmen und mit langen Flechten übersäten Ästen. Der Boden ist von Moos oder Blaubeeren und zahlreichen Pilzen überzogen. An sonnigeren Plätzen wächst bereit rot gefärbtes Fireweed, weiße, gelbe und blaue Margeriten, violette Disteln und gelbes Gras. Es riecht schon ein bisschen nach Herbst.
Die steilen Stücke steige ich ab, lasse mich hinter Peters Pferd Rodeo raufziehen.
Ein umgefallener Baum stoppt uns mitten im Hang. Umreiten nicht möglich. Also packt Brent die Säge aus und wir sägen den Stamm durch. Puh, ganz schön anstrengend. Aber es klappt.
An einem romantischen Bach machen wir Mittagspause, hier wäre ein schönes Camp! Doch es ist erst Mittag, wir reiten weiter.
Immer weiter rauf, bis wir wieder in einem gigantischen Kessel rauskommen. Bergauf, bergab, Serpentinen den ganzen Tag. Hier wollen wir irgendwo unser Camp für diesen Abend finden. In der Karte sind 2 Bachläufe eingezeichnet, leider beide trocken.
Ok, weiter über den nächsten Sattel ins nächste Tal. Viele Stunden und zig Höhenmeter später immer noch kein Wasser in Sicht. Es ist schon später Nachmittag. Die Pferde sind müde und durstig, wir auch. Mir ist schon vor Stunden das Wasser ausgegangen. Oben soll irgendwo ein See sein. Window lake. Der Weg wird zu steil, die nächsten Kilometer zu ungewiss. Wir entscheiden umzukehren und unten im Tal nach Wasser zu suchen. In der brütenden Nachmittagshitze gehe wir die schwer erkämpften Höhenmeter wieder runter.
Unten treffen wir auf einen Jeep und erfahren, dass es wohl weiter unten im Tal tatsächlich Wasser gibt. Kurz später geben uns Wanderer ihren gesamten Wasservorrat. Wir sehen anscheinend ganz schon kaputt aus. Die Pferde tränken wir noch in einer Pfütze. Wir finden einen Platz neben der Straße, der muss für heute reichen. Heute sind wir über 35km und unendlich viele Höhenmeter unterwegs gewesen. Die Füße tun weh, wir sind alle müde. Gute Nacht.
Die Nacht war gar wärmer als erwartet.
Irgendwann habe ich mir sogar meine Daunenjacke ausgezogen.
Der Sternenhimmel hier ist fantastisch.
In der Früh geht's gleich mal mit den Pferden zum Wasser, dann erkämpfen wir uns die verlorenen Höhenmeter wieder zurück.
Serpentinen führen uns durch einen niedrigen Lärchen- und später einen hellen Föhrenwald nach oben. Knallrot leuchtet das Fireweed in der Morgensonne gemeinsam mit bereits gelbem Gras, vereinzelten blauen Astern und lila Disteln legt sich ein bunter Teppich über den Waldboden.
Bald erreichen wir den Bergrücken und werden mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt.
Happy Birthday to me.
Ein riesengroßes Tal öffnet sich, dahinter gehen unzählige Bergrücken fließend ineinander über. Auf einem sonnigen Hang bleiben wir stehen, lassen die Pferde grasen und genießen den Moment.
Es ist so gigantisch, man kann das gar nicht richtig fotografieren.
Wir bleiben auf der Höhe und reiten schräg im Hang stundenlang das Tal hinaus.
Es wird flacher, wir begegnen ein paar Menschen.
In ein paar Tagen findet hier angeblich ein Berglauf statt. 320 km in 4 Tagen.. Peter lacht, ja, es gibt verrückte Leute„
Schließlich erreichen wir Atlas - ein Paradies für Quadfahrer - und ein paar Minuten später unseren Trailer.
Fühlt sich komisch an, auf einmal wieder hier zu sein.
Wir fahren noch einkaufen, Mittagessen bei Tim Horten. Und nach Tagen wiede rmal Handyempfang und Wifi. Über 140 Nachrichten bimmeln rein.
Ich rufe Stijn an und freue mich seine Stimme zu hören. Kurzer Lagebericht, zuhause ist auch alles okay.
Heute Abend gibt's Steak, Gemüse (Hobos) und als Nachspeise Schokokuchen mit Kerze und Geburtstagsständchen.
Diesen Geburtstag werde ich wohl nie vergessen.
Peter und Brant sind schon weg als ich um 7:30 aufstehe. Sie holen Peters Auto in Aldridge und bringen es her. Das wird den ganzen Tag dauern.Unser nächster Trip ist für voraussichtlich 3 Tage geplant. Ich versorgen die Pferde, wasche die Decken, repariere die Satteltaschen. Das Wetter ist herrlich, was haben wir doch für ein Glück!
Nächste Woche soll es etwas wechselhafter werden. Wir werden sehen.
Zum Abendessen gibt's heute Gemüse Hobos mit Würstel. Und als Nachspeise Obst mit Joghurt. Ich schlafe im Trailer.
Am nächsten Morgen fahren wir 15 min mit dem Trailer zu unserem nächsten Ausgangspunkt.
Von dort reiten wir los Richtung Font Meadows und wollen über den Sage Pass gehen. Schaut aus wie eine gemütliche Forsts Trasse, die Vegetation hat sich auch etwas geändert. Laubbäume und Büsche wachsen neben dem Weg. Der Wind weht schon ein paar gelbe Blätter runter. Wir reiten an hübschen Espenwäldern mit weißen Stämmen und raschelnden Blättern vorbei. Aus den Stämmen sehen mich hundert Augen an.
Nach ca 25 km verlieren wir den Trail.
Nach einigem hin und her beschließen wir uns quer durch das Gelände zu kämpfen bis wir auf den Trail stoßen
Puh, Altholz liegt kreuz und quer, die Büsche sind 3 Meter hoch. Ich halte mich hinter Rodeo.
Es geht durch einen dichten Wald, Brant verliert seine Säge und eine halbe Satteltasche.
Peter muss ein paar Bäume um schneiden, damit wir überhaupt durchkommen.
Es wir immer steiler. Ich klettere auf allen 4en, die Pferde auf den Spitzen ihrer Hufe.
Der Hang geht fast senkrecht hinauf. Immer wieder rutschen wir ab.
Endlich oberhalb der Baumgrenze angekommen, fehlt vom Trail immer noch jede Spur. Wir überlegen den Hang zu queren, haben aber Sorge in den Felsen stecken zu bleiben.
Schließlich trifft Peter die Entscheidung: alles retour.
Wir kommen nicht durch.
Erstaunlicherweise geht's runter etwas leichter als rauf. Alle sind müde, wir suchen das nächste Camp.
Morgen reiten wir zurück, dann fahren wir weiter Richtung Waterton.
Manchmal muss man eben einsehen, dass es doch nicht weiter geht. Es waren über 40 km heute!
Das erklärt auch meine müden Beine..
Ich habe extrem gut geschlafen. Das war gestern aber auch ein anstrengender Tag. Wir reiten die 20 km den Trail wieder aus demTal raus, den wir gestern reingekommen sind. Es sieht aus wie im Bärengehege vom Wildpark in Grünau. Und es riecht auch so.
Oder bilde ich mir das nur ein? 1n den Pfützen am Weg finde ich große Hirsch- und Katzenspuren.
Wir reiten an einem Pinienwald vorbei, der Schnee oder letzte Sturm hat viele Bäume umgeworfen. Wie Mikadostäbchen liegen sie kreuz und quer durcheinander.
Zu Mittag kommen wir wieder an unserem Trailer an. Wir laden die Pferde ein und fahren nach Waterton. Ein wunderschöner Tourismusort an einem See. Hier ist ein Nationalpark, das heißt es wird nicht gejagt. Die Chancen auf Wildsichtungen steigen also gewaltig. Über 1/3 des Parks ist bei einem riesigen Wildnre 2017 abgebrannt. Den kleinen Ort und das fast 100 Jahre alte Hotel
Prinz of Wales" konnten gerettet werden. Den abgebrannten Wald lassen sie einfach stehen und die nackten Baumstämme stehen wie Zündhölzer da. Manche noch mit etwas verkohlter Rinde, andere glatt und silbern wie Skelette. Kleine Pinien, Büsche und Espen sind stellenweise bereits nachgewachsen.
Wir fahren zu Alpine Stables, einem sympathischen Familienbetrieb,die hier Ausritte im Park anbieten. Hier stellen wir die Pferde die nächsten Tage ein. Wir lernen Philipp und seine kleinen Kinder kennen. Ein in der Schweiz lebender Deutscher, der seit fast 2 Jahren mit seiner Familie auf Weltreise ist. Mit ihm und Jennica von Alpine Stables verabreden wir uns zum Abendessen.
Dann erkunden wir Waterton, bekommen kein Zimmer und checken im Campingplatz ein.
Die Trailer müssen neu positioniert werden. Auf dem Weg begegnen wir einer Schwarzbärenmutter mit 2 Jungen!
Entzückend! Ich schaue ihnen nach bis sie im Wald verschwinden. Zurück am Campingplatz gehe ich erstmal duschen. Was für ein Luxus!! Warmes Wasser, das einfach so aus der Wand kommt. Ich habe meine kurzen Bäder in den eisigen Flüssen schon sehr lieb gewonnen, aber das ist doch was anderes. Danach fühle ich mich wie ein neuer Mensch.
Wir verbringen einen lustigen Abend mit Jelica, Phillip und seinen Kindern. Jeder erzählt ein bisschen von seinen Reisen, Pferde und Erlebnissen. Was für interessante Geschichten!
Wir schlafen am Campingplatz unter den Sternen.
Fortsetzung Teil 2
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