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2011 Mongolia Altai

Patricia Bohnert

Aktualisiert: 9. März 2024

Wir, Olivia, Pat und Peter, fliegen von Zürich nach Ulaan Bator und werden bei Aeroflott mit Pünktlichkeit und gutem Service bedient. In Ulaan Bator , kurz UB, treffen wir Aynabek, der Mann mit dem Peter die ganze Reise organisiert hat. Er lädt uns zu Kaffee ein, wir besprechen die restlichen Fragen und er meint nur, dass wir doch etwas arg viel Gepäck hätten. Er verlässt uns recht schnell und vergisst dabei seine Schweizer Tassen, die wir extra für ihn mitgebracht haben.  Nun merken wir, dass wir in ein Land kommen, in dem die Zeit anders tickt. Das Kaffee füllt sich schnell mit wartenden Touristen und Minenarbeitern, deren Flug wegen zu starkem Wind verschoben wurde.  Wir sind guter Dinge, doch auch unser Flug geht nicht los. Die Anzeigetafel ist für uns meist nicht lesbar und wenn dann doch steht nur delayed da. Wie war das? Ihr habt die Uhr, doch wir haben die Zeit Wir warten einige Stunden und mit 3 Stunden Verspätung kommen wir doch in den einheimischen Flieger der Mongolian Airways. Der Ausstieg findet direkt auf dem Rollfeld statt und am Ende bekommen wir auch dort unser Gepäck, das auf einem Rollwagen hingestellt wird.  

Vor dem Eingang wartet unser Guide Berdibek auf uns. Er soll uns die nächsten 4 Wochen durch die Berge des Altai führen. Er bringt uns zu dem Fahrer und dessen Geländewagen. Ein etwas älteres Gefährt, Marke russischer Geländewagen, sicher an die 30 Jahre alt und wir stutzen erst mal, ob wir da all unser Gepäck reinbekommen. Der Fahrer spielt Chauffeur zum Hotel, dann gehen wir zu Aynabeks Haus, um unsere Ausrüstung für die Pferde und unsere Pakete mit den Lebensmittel-vorräten abzuholen. Wir werden von der Familie zum Tee eingeladen, der mit Milch und Salz versetzt ist. Ein Tourist ist auch dort, dem auf dem Schwarzmarkt der Rucksack aufgeschlitzt wurde und der gerade gar kein Geld mehr hat. Wir machen die ersten Familienfotos und es werden nicht die letzten sein. Berdibek ist sehr müde, da er gerade erst von einer Tour zurückkam und daheim wartet seine Frau mit einem gerade 1 Monate altem Baby. Kein Wunder, dass er gerne heim will und wir unser Abendessen im Restaurant alleine zu uns nehmen. Auf der Karte sind netterweise Bilder vom Essen abgebildet, aber bis auf einesl kommt zu jedem der Kommentar. dass es das nicht gibt! Hmm; eine Übersetzerin kommt vom Nachbartisch und hilft uns weiter. Es ist wohl der Stromausfall, der dafür sorgt, dass die Küche nur ein Gericht machen kann. Wir sitzen im Dunkeln und warten auf unser Essen. Es kommt wieder der Strom und dann auch unser Essen zu dem Peter und ich je ein Bier ordern, nur hier gibt es Bier für Männer und ein anderes für Frauen.  Um 22:00 sind wir im Hotel und fallen todmüde ins Bett. 





Donnerstag, 11.8.2011         Olgii – Zost Erek  

Um 6°° wachen wir frisch und munter auf. Das WC-Wasser mussten wir aufsparen, da die Spülung nur 1mal ging. Frühstück gab es keines. Dafür ist Peter mit Werkzeug an den Sätteln beschäftigt, um sie für unser Gepäck tauglich zu machen. Berdibek kam um 8:30, 30min früher als versprochen, Wir kaufen eine Telefonkarte und gehen dann auf den Schwarzmarkt, um ein paar Decken als Sattelunter-lagen für die Pferde zu finden. Wir sind viel zu früh, die meisten machen viel später auf. Olivia ist nicht bereit die angegebenen Preise zu zahlen und Peter muss handeln anfangen.  

Wir sind überrascht, wie teuer hier alles ist?  So 1:1 wenn man ein paar Nullen bei den Tugrik abzieht. 1 Dollar sind in etwa 1000 Tugrik , die Landeswährung. Im Supermarkt das Gleiche Niveau. Es ist fast 12Uhr, als wir endlich im Restaurant einen Kaffee und belegtes Brot bekommen. Im Verhältnis ist das Essen gehen richtig billig. Wir haben alles zusammen und nun ist der Jeep bis unters Dach voll und die Fahrt geht los aufs Land. Kurz nach Olgii hört die Teerstrasse auf. Wir tanken das Auto voll. Der Benzinpreis ist etwas teurer als bei uns. Wir fahren den Saksai Fluss entlang auf der recht holprigen unbefestigten Strasse nach Zost Erek , wo die Pferde für uns bereitstehen sollen. Wir kommen an und es gibt die nächste Überraschung, wir sind bei der Familie des Fahrers und weit und breit nichts von unseren Pferden zu sehen.... dafür gibt es erst mal Chai , den obligatorischen Tee, mit Milch und Salz versetzt, ist er für uns zuerst ungewohnt, doch wir haben damit wenig Mühe außer Peter, der sich an die Mengen an Teekonsum erst mal gewöhnen muss, da es ja bekanntlich sein Lieblings-getränk ist. Normalerweise trinkt man mind. 6 Schalen morgens, mittags und abends, nur sind die Mengen für uns etwas viel und man muss aufpassen, dass wenn die Schale leer ist, man nicht gleich nachgeschenkt bekommt. Da sind die Gastgeber sehr fürsorglich. Man muss die Hand auf die Schale legen, damit klar ist. dass man nicht mehr will. Die Frauen sind recht fix bei der Teezubereitung und wir schauen dem Geschehen interessiert zu. Wasser wird in einem Topf erhitzt, Milch in einem anderen  und dann wird das ganze mit etwas Schwarztee und Salz zusammen gemischt. Die Hausfrau probiert zuerst in einer Schale, bevor sie an die Gäste ausschenkt. Die Gäste und die Männer bekommen zuerst und dann wir beiden Frauen. Der Tee schmeckt gut und auf dem Tisch stehen unterschiedlichste Schalen und Teller mit Käse und Butter und Schlagrahm herum. Peter wird unser Vorkoster, denn zum Teil entspricht die Butter nicht unseren Gaumenfreuden. Wenn Peter sagt, es ist OK probiere ich, doch Olivia hält sich sehr zurück. Das Brot aus Mehl und Wasser wird in Butter ausgebacken. Je nach Herstelldatum ist es frischer oder auch schon hart. Der Käse ist eine Sache für sich. Der 90jährige Opa freut sich über unseren Besuch und ist äußerst interessiert an unserer Ausrüstung. Wir gehen nach draußen und in weiter Ferne kann man mit dem Fernglas anscheinend erkennen, dass die Pferde kommen.  

Wir verstehen nicht so ganz welches unsere Pferde sind. Berdibeks Englisch ist nicht das Beste und so kommt es zu manchen Missverständnissen. Wir warten ab und so sind zuerst mal 3 unserer Pferde da. Wir fangen an mit Probepacken unserer Sättel und suchen vergeblich die 2 Pferde, die 1,5m Stockmaß haben sollen... Überraschung, 1,5m sind in der Mongolei allerhöchstens 1,4m, Peter wird sich mit einem kleineren Pferd begnügen müssen oder das Pferd sich mit ihm. Nach 2h unter Gelächter und mit Hilfe der Leute sind wir dann so weit, dass wir einen kurzen Proberitt starten können. Bidan, der Pferdebesitzer kommt mit uns und nimmt zuerst mal das Packpferd zu sich das eigentlich Berdibek nehmen soll. Die Pferde sind recht feinfühlig zu lenken, und wir zotteln so erst mal los bei schönem Abendlicht.  

Wir werden zum Essen eingeladen und lassen dafür unser im Supermarkt gekauftes Essen hier. Es gibt Suppe – Kusche –ein einfacher Eintopf mit selbstgemachten Nudeln, Schafs oder Ziegenfleisch und evt ein paar Kartoffeln und Möhren dabei. Wir lernen die ersten kasachischen Wörter wie Heidltetun - Gute Nacht, Heidltetan - Guten Morgen. Rachmet - Danke, Ayran, Chai, Kumys sind mir schon bekannt. Im Halbdunkel bauen wir zum ersten Mal unter den kritischen Blicken der Nomaden unsere Zelte auf und gehen dann um 22°° schlafen. Ich habe nach dem vielen Schwarztee Einschlafschwierigkeiten und dazu bellt noch fast die ganze Nacht ein Hund. 




Freitag,12.8.2011      Zost Erek – Hopte sin, Saran Khol  

Es ist 5:30 als wir aufstehen und gut frisch. Wir bekommen erst um 7°° Frühstück im Ger. Wir suchen unsere Pferde, bzw. nur eines, das Packpferd, das nicht angepflockt war. Das sollte eigentlich in der Nähe bleiben.... unser Fahrer sucht das Tier und bringt es zurück. Wir werden es unterwegs anbinden. Die Pferde werden an einem langen Seil am Halfter angebunden und zur Sicherheit noch mit Hobbels versehen, damit sie auch wirklich dableiben.  

Wir packen unser Zeug auf die Pferde und ich übernehme zuerst das Packpferd, da Berdibek unsere Einwände am Gebiss rum zuziehen nicht wirklich nachvollziehen kann. Das Tier geht schnell in Peters Hände über, da es sich einfach nur ziehen lässt, sobald niemand hinten dranbleibt und treibt. Peter hat da doch mehr Kraft und zudem hat es die unangenehme Eigenschaft einfach plötzlich stehen zu bleiben, so dass es einen fast aus dem Sattel zieht.  

Wir haben ein gemütliches Schritttempo drauf, doch bald versuchen wir anzutraben und zu schauen, wie das Gepäck hält. Wir kommen ein paar Meter weit und beim Packpferd fängt alles an zu rutschen. Ich lass noch einen Schrei los, aber es war zu spät. Der Sattel hängt unter dem Bauch und das Pferd findet das gar nicht gut, es buckelt im Galopp davon auf einen Hügel, bis es alles los ist. Ich klettere mit meinem Pferd hinterher, Berdibek folgt und wir sammeln das Pferd und den Sattel ein. Peter begutachtet derweil den Schaden und flickt was kaputt ist. Wir verlieren knapp 1 h mit Neupacken und ziehen dann am Kohvd Fluss entlang durch eine farbenprächtige Landschaft. Hier am Fluss hat es einige Bäume und die Sonne strahlt aus dem wolkenlosen Himmel. Bis zum Mittag müssen wir immer wieder das Packpferd neu packen, bis endlich alles hält. Peter wird der Meister im Knoten machen, so dass das Gepäck hält.  Mein Pferd legt ein recht flottes Tempo vor und läuft der Gruppe vorweg. Wir sehen von weitem das Dörfchen Sakasai , zumindest für uns ein Dorf, dort eher schon eine Stadt.  Wir kommen an einen anderen Fluss und in diesem Tal ist es in Flussnähe einfach nur sumpfig. Wir versuchen ans Wasser zu kommen, werden aber von den Nomaden, die hier Heu machen darauf aufmerksam gemacht, dass wir da nicht weiterkönnen.  

So ziehen wir an Yak- und Schaf- und Ziegenherden vorbei. Ab und an sehen wir auch ein Kamel. Es ist sehr staubig auf der Schotterpiste und heiß, die Sonne brennt vom Himmel und unsere Pferde sind das lange am Stück laufen auch nicht gewöhnt und lassen im Tempo nach. Es ist mühsam sie zu motivieren weiterzugehen.  

Wir kommen vom Fluss weg in ein anderes Tal, schlagen uns durch die Sümpfe, bis zu einem Ger, wo wir nach Gras und Wasser fragen, denn unsere Pferde brauchen etwas mehr als nur mehrfach durch andere Tiere abgenagtes Gras.  

Wir müssen uns umgewöhnen, soviel gibt es hier einfach nicht. Das wird in den Tälern, in denen viele Gers sind nicht besser, denn sie haben alle Viehherden und es ist spät im Jahr. Das meiste ist abgefressen.  

Es ist warm und so nehmen wir alle ein Bad am erfrischenden Fluss. Berdibek ist den ganzen Tag im Vliespulli und Daunenjacke geritten und hat nun fast einen Sonnenstich. Kein Wunder bei den Temperaturen.  Unser Abendessen mit Trekkingmahlzeiten können wir bei leuchtendem Abendsonnenschein genießen. Wir haben am 1. Tag etwa 34 km geschafft. 




Samstag, 13.8.             Saran gol – Torag Tal  

Wir haben Frühstück mit morgendlichem Tau. Ich probiere den Benzinbrenner aus, doch bis der läuft hat Peter das Wasser schon auf seinem kleinen Brenner heiß gemacht. Aber nun wissen wir wie es funktionieren sollte.  

Wir bepacken die Pferde, laufen die ersten Meter und kommen so zum nächsten Ger. Dort werden wir zum Chai eingeladen. Wir nehmen an. Ein Junge hält unsere ganzen Pferde, Peter packt ein paar Schoko-Täfeli aus und wir kommen zum 2. Frühstück. Diesmal können wir ausgiebig Flüssigkeit zu uns nehmen. Wir werden gebeten ein paar Familienfotos zu machen und ihnen zukommen zu lassen. Hier draußen ist es für die Leute nicht einfach an Fotos zu kommen. Versprochen, nur sie müssen mind. 2 Monate warten, da wir ja erst am Anfang unserer Reise sind. So reiten wir nun frisch gestärkt auf die große Brücke zu, um den Saran gol überqueren zu können. Die Pferde laufen nicht gut auf den schottrigen Wegen und versuchen immer wieder abseits der Piste zu laufen, nur dort ist es auch nicht wirklich besser. So zieht es sich 2 h hin und wir hoffen. dass es nach der Brücke besser wird. Es ist heiß und nach der Brücke wird der Boden noch karger, nur direkt entlang dem Fluss finden wir etwas Grün. Wir kommen uns vor wie mitten in der Wüste und das Lied mit „ I ride throug the dessert, on horse with no name “ spuckt uns im Kopf herum. Endlich kommen wir an die Flusskreuzung an der Peter in das andere Tal wollte. Hier steht ein Ger und der Opa erzählt uns, dass wir wegen des hohen Wasserstandes da nicht durchkommen würden. Was nun? Bei einem Mittagstee wird die neue Route besprochen. Der Tee liefert die Wassermenge, aber es wird bei den Temperaturen auch richtig heiss, zumal der Ofen bullert. Es sieht trocken aus und wir hoffen. dass wir wieder an Wasser kommen. In der Ferne sehen wir eine Bergkuppe, über die wir noch drüber müssten, um einen guten Platz für die Pferde zu bekommen. Es ist nachmittags um 2 und wir sollten noch 20km machen. Hier fast ein Ding der Unmöglichkeit. Endlich kommt eine kleine Oase mit grünem Gras, doch hier wird Heu gemacht und wir werden 2 km weitergeschickt, wo es einen Bachlauf und Gras hat. Am Abend ziehen Kamele zum Wasserlauf und wir müssen auch immer wieder ein paar Meter laufen, um Wasser zum Kochen zu haben. Wir sitzen mitten in einer grandiosen Landschaft. Der Vollmond geht auf und wir haben eine tolle Abendstimmung.  




Sonntag, 14.8.               Torag Tal – Tongent oisn – Orzon Tan  

Um halb 7 stehen wir auf und der Brenner wird gleich nochmals in Anspruch genommen, nachdem es mir am Abend zuvor gelungen ist ihn anzuwerfen. Das Wasser wird schneller heiß als mit Peters Zündis. Mit beiden Brennern kommen wir gut hin. Das Brot wird knapp und für das Müsli sollten wir Milch oder Joghurt haben, beides nicht vorhanden.  Wir ziehen im Zotteltrab durch das Tal, kommen an einem Ger vorbei, wo gerade eine Ziege geschlachtet wird. Die Leute haben keine Zeit und so bleibt die Einladung zum Chai aus. Unsere Pferde fressen stachliges Gestrüpp da es kein Gras gibt. Anspruchslos sind die Tiere schon.  

Um 12°° sind wir auf dem Pass Tongen mit 2300m. Bis dahin hätten wir am Tag zuvor noch kommen sollen. Auch hier gibt es kein Gras. Wir sind an der Grenze zu China und es kommen uns immer wieder Fahrzeuge entgegen auf der staubigen Strasse. was schon von weitem sichtbar ist. an der Staubwolke.  

Wir kommen zur Stadt Tongen und finden dort am Tongen Fluss endlich ausreichend Gras für unsere Pferde. Sie stürzen sich auf das Grün, fressen allerdings knapp 30 min und fangen dann an zu dösen. Viel aufs mal fressen sie nicht.  

Ein paar Dorfbewohner kommen vorbei und einer meint, wir müssten nur über den Berg und da fänden wir Gras und eine Kasachen Familie. Der Vorschlag ist gut gemeint. aber da es schon früher Nachmittag ist, wollten wir lieber direkt am Fluss bleiben. Da haben wir sicher Wasser und finden eher Gras. Wir sehen immer wieder Männer, die Heu machen, was dann so läuft, dass die höchsten Grasbüschel abgemäht werden und der Rest bleibt stehen und wird von den Herden gefressen. Wir kommen bis zu einem Ger, werden zum Tee eingeladen, wollen aber zuerst unsere Pferde versorgen und Zelte aufstellen. Wir müssen mehrfach Wasser durchqueren. Die Frage stellt sich, wie kommen wir an den Ger zurück? Wir brauchen anscheinend zu lange und 2 Frauen kommen mit Thermoskanne und Brot bewaffnet zu uns herüber. Sie haben Gummisandalen an und laufen durch den Fluss. Im Gegenzug bekommen sie Schweizer Schoki.  

Es ist warm und wir können uns waschen gehen. Ein Mädchen kommt auf einem Pferd vorbei und verjagt die Ziegen, die uns besuchen wollen. Später kommt auch der Vater auf seinem Pferd mit seinen 2 Söhnen, alle 3 auf einem Pony. Wir bekommen zum Frühstück Milch und Joghurt.  

Der Vollmond strahlt in hellem Schein über unseren Zelten und wir können den Aus Knopf nicht finden. 

 




Montag, 15.8.                Orzon Tan – Oigr Oisn  

6°° wake up , es ist kühl am Morgen doch sobald die Sonne hinter den Bergen auftaucht, wird es schnell angenehm. Wir freuen uns auf Müsli mit Ayran (Joghurt) und frischer Milch. Peter hat zwar vorgekostet aber nicht bemerkt, dass es Kumys , vergorene Stutenmilch war. Das Müsli schmeckt streng, Olivia verweigert und ich halt mich an den Ayran. Berdibek trinkt die Kumy s zum Nachtisch. Peter nimmt es gelassen. Meine mittlerweile kaputten Satteltaschen bleiben zurück. Die Plastikanbindehaken halten in dem Gelände auch nicht, was sie versprechen, und wir müssen schauen, dass wir welche aus Eisen bekommen. Aynabek hatte uns gewarnt.  

Mein Pferd „ Hirre “ was gelbes Pferd bedeutet, läuft zackig los. Olivia hat das Packpferd gegen ihres ausgetauscht und ist nun happy, da das Tier deutlich besser läuft. Doch nun passt der Packsattel nicht mehr richtig und es muss neu sortiert werden. Das neue Packpferd hat wegen seiner langen Füße auch Mühe über die Felsbrocken zu laufen und mit dem Gepäck ist es einfacher. Nur Peters Pferd und das neue Packpferd harmonieren nicht miteinander. Wir kommen in ein farbenprächtiges Tal, das langsam enger wird. Eine große Pferdeherde kommt uns entgegen und wir begutachten die interessanten Farben, die es hier gibt. Es gibt 64 verschiedene Farbbezeichnungen für die mongolischen Pferde. Über uns kreisen Adler und zu Mittag kommen wir aus der Steinwüste wieder in ein grasreiches Flussbett, wo wir Pause machen. Wir biegen nach links ab in das nächste Tal, in der Ferne sehen wir Kamele und ein Hirte sagt uns, wo es lang geht. Wir sind wieder mitten in der Steinwüste und es sieht nicht nach Grünfutter aus. Wir sehen immer wieder Winterquartiere der Familien, nur wovon wollen die hier leben? Um die Quartiere herum sehen wir aufgestapelt den Mist der Yaks und Ziegen, der im Wintert fürs Kochen und Heizen gelagert wird. Uns scheint es nun absurd, den Pferden zu Anfang Wurmkuren verabreicht zu haben, denn der Mist wird aufgesammelt und als Brennmaterial verwendet. So bleibt kein Dünger für den Boden übrig aber der Wurmbefall hält sich auch in Grenzen. Endlich kommen wir an einen kleinen Bachlauf mit ca. 100qm Grünfläche. Für 5 hungrige Pferde nicht gerade viel. Wir schauen, dass wir unsere Zelte nicht auf das letzte Gras stellen, so dass die Pferde jeden Halm haben können. Wir hobbeln die Pferde zunächst nur, damit sie aussuchen können, wo sie fressen wollen und für die Nacht werden sie noch angebunden. Sie fressen allerdings nur kurz und legen sich dann zum Schlafen hin. Die Pferde haben wenig Mühe sich überall und auch mit vollem Gepäck hinzulegen. Das war für uns zum Umgewöhnen, denn mit vollem Gepäck abliegen lassen, tut diesem meist nicht sehr gut. Ich klettere barfuss durch den Bach, um zu schauen, ob das Gras dort etwas besser ist. Peter legt sich hin, um sich von dem Gezerre mit dem Packpferd zu erholen, was nicht gerade die reinste Freude ist. Die Zelte sind im Wind schnell aufgebaut und wir verziehen uns zum Essen ins Zelt mit Trekkingmahlzeiten und Snacks. Die Müllentsorgung läuft übers Verbrennen ab. Es ist recht unterschiedlich, wie die Familien mit dem Müll umgehen. Bei manchen ist es ordentlich aufgeräumt und bei anderen liegt alles herum. Vodka Flaschen findet man zum Teil oft in der Landschaft einfach weggeworfen und irgendwann sind es halt einfach Glasscherben. 

 



Dienstag, 16.8.              Oigr Oisn – Hoigr Tal  

Wir stehen etwas verspätet auf. Peters 6°° ist in diesem Land nicht das allgemein Übliche. Es ist zu kalt morgens und erst wenn die Sonne hinter den Bergen vorkommt. wird es angenehmer. Je nachdem hinter welchem Berg sie vorkommt kann das lange gehen und dann müssen wir trotzdem raus.  Die Pferde werden von den Seilen befreit, damit sie nochmals besser fressen können, nur gehobbelt sind die Tiere allerdings flink und versuchen über den Bachlauf zu verschwinden. Der Versuch geht regelrecht baden, denn Peter muss durch den Fluss in seinen Stiefeln waten und das Pferd will nicht mit. Da die Tiere, und vor allem seines, sehr gut im Tauziehen sind, macht es nicht viel Laune sie zu führen. Berdibek steht mit 2 anderen am anderen Ufer und sie blockieren. Ich setze mich auf mein Pferd ohne Sattel und geh ihm helfen. Nur mein Pferd will auch nicht wirklich, und so muss ich mich auf heftigste durchsetzten. Zusammen bekommen wir die Pferde rüber ohne, dass Berdibek nasse Füße bekommt.  Mittlerweile ist das Teewasser wieder abgekühlt. Wir machen nun unser Müsli mit dem indischen Chai Latte Tee und das funktioniert sehr gut. Flexibel muss man sein vor allem wenn das Brot alle ist. 

Wir satteln die Pferde und machen in unseren blauen Kutten ein Gruppenfoto, damit Peters Mutter auch ihr Werk getragen sieht. Er hat für jeden von uns eine in Rot, Blau und Weiß machen lassen. Sie leuchten richtig in der Landschaft heraus.  Peters Pferd verweigert am Bach und reist sich das Eisen fast vom Huf ab. Es steht zur Hälfte nach innen ab und so können wir nicht weiter. Da die Pferde nicht an Hufe geben gewöhnt sind und Peters Pferde ganz und gar nicht kooperativ ist, müssen wir die hiesige Methode nehmen und das Pferd umwerfen, um nach dem Eisen schauen zu können. Das Pferd wusste genau, um was es geht, und hat es uns nicht leicht gemacht. Nach einigem hin und her liegt das Pferd tatsächlich am Boden und durch das Gerangel ist die Hälfte des Eisens nun eh schon weg. Nun wissen wir aber wie es geht und Berdibek erzählt voller Stolz, dass er das zum1. Mal gemacht habe und sonst nur zugeschaut hat. Super. Doch Hufe geben wäre einfacher!  

Mit Verspätung und leicht verschwitzt können wir nun um 10°° endlich losziehen. Ein paar Km weiter wäre saftigstes Gras gewesen, aber hier stecken Fahnen im Gras was bedeutet, dass man hier nicht bleiben darf. Das Gras ist zur Heugewinnung und für den Winter gedacht. Die Landschaft ist atemberaubend und wir sehen zum 1. Mal den entfernten Gletschergipfel von Tavan Bogd , dem Markenzeichen der Mongolei.  Immer wieder huschen Erdmännchen an uns vorbei in die Löcher. Leider sind sie zum Fotografieren viel zu schnell. Die Murmeltiere sind dafür äußerst leise und man bekommt sie meist erst mit. wenn die Pferde fast drauftreten. Wir kommen auch immer wieder an Skeletten vorbei, derer Tiere, die den harten Winterbedingungen nicht gewachsen waren oder die einem Wolf zum Opfer gefallen sind. Man könnte hier gut Anatomie studieren.  

Wir kommen in einem Sumpf an saftigstes Gras und lassen die Pferde erst mal grasen, sie haben es verdient nach der Schmalspurkost der letzten Nächte. Den Löchern, die die Murmels und Erdmännchen hinterlassen, weichen die Pferde sehr geschickt aus. Sie finden mit einer Sicherheit jeden Ziegenpfad und manchmal wundert man sich, warum das Reittier plötzlich einen komplett anderen Pfad einschlägt.  

Wir kommen ins Jolpak Tal und in der Ferne können wir 9 Gers zählen. Wir reiten immer wieder an Viehherden vorbei, machen unsere Fotos und wollen dringend einen Chai. Beim 1. Ger bekommen wir den auch. Wir bringen dafür die obligatorischen Schoki-Täfelchen. Es ist heiß und wir sind recht durstig, vor allem Berdibek leidet am meisten unter dem allgemeinen Teemangel aus seiner Sicht. Peter will ein Schaffell kaufen. aber uns erscheint der Preis arg hoch. Später merken wir, dass wir im Touri Einzugsgebiet von Tavan Bogd sind. Jetzt wird uns alles klar. Wir kommen an die Grenze zum Nationalpark von Tavan Bogd und müssten nur ein paar km weiter an einen See, wo es besseres Gras geben soll. Doch so schnell geht das nicht. Wir haben nur eine Bewilligung für den anderen Weg, den wir ursprünglich geplant hatten. Wir müssten nun alle mit dem Bus 25 km an die Grenze zum Militär fahren und dort unsere neue Genehmigung holen. Kommt nicht in Frage, wer passt auf unser Gepäck und die Pferde auf? Pässe aus der Hand geben ist auch keine Option. Nur mit etwas Geduld kommen wir doch zum Ziel. Wir zahlen zwar 10 Dollar drauf, dass wir nicht dahinfahren müssen und der Nationalparkwächter das für uns übernimmt. Gut Ding will Weile haben. Es ist schon halb 6 und wir werden zum Chai eingeladen. Wir nehmen an und sparen uns das Wasserkochen beim Abendessen. Da wir auch Brot und Käse angeboten bekommen haben reicht uns dann zum Abendessen eine Champignonsuppe aus der Tüte.  

Ein paar km weiter vor dem Pass finden wir Gras an einem Bachlauf, was will man mehr? Ich mache Fotos von einer Yakherde im Abendlicht, im Hintergrund funkelt der Gletscher. Wir sind nun im Hoigr Tal kurz vor Tavan Bogd auf 2700hm und nächtigen hier mit unseren Zelten. Der kalte Wind bringt uns dazu im Zelt zu essen. Wir sehen immer wieder Jeeps an uns vorbeifahren. Weiter unten ist das Touri Camp. Ab und an halten welche an und sie kommen aus den unterschiedlichsten Ländern.  

Seit unserem Abflug in Zürich ist nun schon 1 Woche vergangen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. 




Mittwoch, 17.8.         Hoigr Tal – Chuwet Kol – Chaichon  

Wir beiden Frauen verweigern das 6 Uhr Geläut, denn wenn Peter prustet, weil es kalt ist, da brauchen wir erst gar nicht raus. Es hat Bodenfrost und wir wollten die wärmende Sonne abwarten. 30 min später bestrahlt sie auch schon unser Zelt und wir schlängeln uns aus den verschiedensten Schichten, mit denen wir uns zugedeckt hatten. Nach dem Frühstück mach ich mich ans Müll verbrennen, was so langsam auch besser funktioniert, nur die Alutrekkingbeutel sind nicht unbedingt dafür geeignet und biologisch abbaubar sind sie auch nicht. Da sollte sich der Hersteller noch was einfallen lassen. Als wir endlich startklar sind, kommt ein Jeep hochgekrochen. Mir schwant nichts Gutes: Hoffentlich kein Deja vu! Militär kommt angefahren, doch sie wollen nur die Pässe kontrollieren und ein paar Fotos machen. Wahrscheinlich die Beweisfotos, dass auch ab und zu gearbeitet wird. Wir können unbehelligt weiterreiten. Wir schleichen mit unseren arg motivierten 4-Beinern den Berg hoch und brechen jeden Rekord im Schneckentempo-Reiten. Wir erreichen den See, den wir am Abend zuvor ansteuern wollten. Gut, dass es nicht gereicht hat, denn er ist von Sumpf umgeben, das wäre feucht geworden. Er liegt vor der malerischen Kulisse der Gletscher und lädt zum Verweilen ein. Wir kommen den Gletschern von Tavan Bogd   immer näher und endlich haben wir alle 5 in voller Pracht vor uns. Berdibek erklärt uns die Namen von rechts nach links. Marchen, Quiten , der Höchste mit 4347m, dazwischen der Gletscher mit 200m Breite. Im Vordergrund ist der Burglud , was Adler bedeutet und für uns nicht sichtbar im Hintergrund der Friendship , denn er grenzt an Russland, China und die Mongolei. Links davon liegt der Archant . Die weiteren kann uns Berdibek nicht nennen. 20 min weiter genießen wir das Gletscherpanorama beim Mittagessen. Es gibt Nüsse, Aprikosen, Pumpernickel und im Supermarkt eingekaufter Käse.  

Zunächst führt uns der Weg zurück in die Richtung, aus der wir gekommen sind und dann geht der Abstieg für uns recht einfach hinab zum Sarakol , der hier aus dem Gletscherwasser entspringt. Das Packpferd hat durch den Abstieg plötzlich den Sattel zwischen den Ohren und muss neu gesattelt werden. Nur dazu muss das ganze Gepäck runter. Die Pferde haben derweil etwas magere Fresspause. Unten im Tal sehen wir einige Gers und lauter abgefressene Weiden. Sieht schlecht aus für uns. Wir müssen zur Brücke, die den Sarakol überquert. Peter hat sich beim Kartenlesen etwas gewundert, dass es eine Brücke über ein Gletscherbächlein braucht, doch das hier ist ein reisender Strom. Den Pferden ist die Brücke nicht geheuer und es braucht etwas Überredungskunst sie drüber zu führen. Auf der anderen Seite kaufen wir an einem Ger etwas Brot für 5 Dollar ein, doch zum Tee werden wir nicht eingeladen. Offensichtlich kommen hier zu viele Touris vorbei. So ziehen wir am Berghang entlang, 100m weiter oben zieht eine Kamelherde mit uns, die wir dann aber doch zurücklassen. Olivia ist am Laufen, um das Pferd zu schonen. Der angesteuerte See Chuwat Chaichon hat mehr Gras. aber das Wasser ist nicht sehr gut, da er keinen Zufluss hat. Es schmeckt brackig. Olivia hat noch Gletscherwasser dabei. aber das ist sehr Mineralhaltig! Im Abendessen merken wir davon nicht allzu viel. Wir gehen ohne Sattel mit den Pferden zum See um sie zu tränken und reiten dann wieder hoch. Beim Abendessen gibt es Meinungsverschiedenheiten über das, was gemütlich ist und was nicht? Wir werden in dem bisherigen Tempo, die von Peter geplante Route nach Bulgan nicht schaffen. Die Pferde sind einfach zu langsam und wir sind anderes Tempo gewöhnt. Diesmal übernachten wir wärmer. Wir sind auch nur noch auf 2584 hm. Im Hintergrund sind noch die Gipfel von Tavan Bogd zu sehen. Sie leuchten im Abendrot - Alteiglühen.

Wir bekommen Besuch von 3 betrunkenen Mongolen, die gerade von der Heuernte kommen und im Galopp mal schnell den Berg hoch brettern. Was machen wir falsch mit unseren Pferden? 

 



Donnerstag, 18.8.        Chuwat Chaichon – Teglt Tinowa Pass 3149 m – Tahilt Tal   

Im Zelt auf die Sonne warten. war diesmal nicht möglich, da sie erst hinter einem Berg vorkommen müsste und das wäre 9°° geworden. Es ist aber auch nicht so kalt und nach kurzer Zeit waren wir startklar. Das morgendliche Ritual: Peter bepackt das Packpferd, Berdibek hält ein oder mehrere Pferde, Olivia und ich satteln unsere Pferde und machen dann den Haltepfosten und der jeweils andere sattelt Peters Pferd. Berdibek darf dann seinen Schwarzen satteln. So kommen wir insgesamt recht gut hin. Der Weg ins nächste Tal wechselt von Gesteinsbrocken über Hubbelgraspisten zu Sumpfwiesen. Alles ist möglich. Der Abstieg ins Chara airk Tal ist einfach. In der Ferne sehen wir Gers, die vor der Kulisse schneebedeckter Berggipfel stehen. In einem Ger bekommen wir von einem 10jährigen Mädchen Tee serviert. Die Mutter ist bei den Schafen und Ziegen und der Vater am Pass mit den Kamelen. Wir kaufen ein Filzdeckchen und da kein Kleingeld hatte, bekommen wir noch etwas Brot dazu. Ich bin überrascht, als es miaute. Der kleine Bruder hatte ein Katzenbaby im Arm. Katzen habe ich bis jetzt noch nie in diesen Ländern gesehen.   

Der Vater des Mädchens kommt auf seinem Pferd angeritten als wir losziehen und erzählt, dass sie mit den Schafen, Ziegen, Yaks und den Kamelen auch über den Pass gehen. Dunkle Wolken ziehen auf und es fängt an zu regnen. Doch die Tropfen verdunsten auf dem Hemd, innerhalb von Sekunden.  Wir beobachten, wie die Herde über den Pass klettert. Von unten sieht es nicht einfach aus. Doch als wir darauf zusteuern, sieht man den Weg und es ist nicht gefährlich nur anstrengend da hochzulaufen, um die Pferde zu schonen.  Die Tuwa reiten mit ihren Pferden da drüber, die Kamele mit den abgebauten Gers bepackt. Auf dem Pass Teglt Tinowa schnaufen wir auf den 3148m. Der Abstieg ist einfach aber sehr staubig. Da es nie viel regnet, wirbelt bei jedem Schritt der Staub hoch und der Wind tut sein Übriges dazu. Wir holen die Tuwa ein, bekommen nicht gerade gut schmeckenden Käse angeboten, bei dem es uns schüttelt und der diesmal mit Schokki Geschmack übertüncht werden muss. Ich bekomme noch kleine Krümel, bin vorsichtig, doch die schmecken gut. Yakkäse gezuckert!  

Wir machen Rast etwas 100 m von den Tuwa entfernt. Es ist noch so warm, dass wir endlich mal wieder Haare waschen können, im Winde getrocknet sieht man aus wie vom Winde verweht! Wir müssen im Eilverfahren die Zelte aufstellen, weil dunkle Wolken und Donnergrollen in unsere Nähe rücken, nur es ist Wirbel um nichts! Es regnet kurz und dann ist der Spuk vorbei.  

Berdibek will nicht mit uns zu den Tuwa gehen, warum auch immer? Peter besteht darauf, dass wir hingehen mit Flachmann und Nussstängeli bewaffnet und wir haben einen lustigen Abend. Wir bekommen Tee, diesmal recht Milchhaltig und der Tee besteht aus Bergkräutern. Die Leute sind fasziniert von unseren Fotos und Peter macht Kinoabend für sie mit seinen mitgebrachten Bildern auf seinem Handy. Die Alpenjodlerin hängt uns noch den ganzen Urlaub immer wieder in den Ohren. Eine Kaschmirziege mag unsere Nussstängeli auch liebend gerne. Ein Junge macht sich einen Spaß und setzt sich auf sie drauf, unter großem Gelächter rennt sie davon.  

Unsere Pferde stehen endlich mal richtig fett im Gras. Wir sind nun 1 Woche mit den Pferden unterwegs. 

 



Freitag 19.8.                   Tahilt Tal – Hotton Khol  

Am Morgen sind unsere Zelte nass vom nächtlichen Regen und die Sonne lässt auf sich warten. Neben uns haben die ganze Nacht die Schafe geblökt und wir hörten unsere Pferde das Gras kauen. Nachdem wir mit unserem Frühstück fertig sind, werden wir bei den Tuwa nochmals zum Chai eingeladen. Wir lassen als Geschenk 3 Kutten da, für jeden der Männer eine und die 2 Jungs bekommen 2 Sticker von den Mainzelmännchen und sind happy damit!  

Die Tuwa haben ein süßes Gebäck, bis ich darauf komme, dass es Mürbteig ist. Schmeckt lecker. Bis wir gesattelt haben. ziehen sie schon an uns vorbei ins Tal. So können wir sehen, welchen Trampelpfad sie nehmen. Wir müssen bald reiten, da es immer wieder sumpfig ist und wir den Bach mehrmals durchqueren müssen.  

Uns kommt eine Gruppe Israelis entgegen, die sich nach dem Passweg erkundigen. Bald sehen wir wieder den Sarangol , der immer noch eisgraues Wasser vom Gletscher mit sich führt. Auf der anderen Flussseite sehen wir eine Gruppe Touris reiten. Das Tal Aiu daran war von farbigen Bergen umgeben und im Hintergrund Schneegipfel in Sicht. Wir machen Rast an einem See, der sehr von stechenden Mücken umgeben war. aber es hatte Gras und das war in diesem Land für uns wichtig, damit die Pferde genug zu fressen hatten. Mich hat es erwischt, ich muss gleich 2mal in den Busch... nur warum ist mir nicht klar und es wird nicht besser. Ich habe die Rosinen in Verdacht?  Wir haben noch 18 km vor uns, um den großen See Hotton Khol  zu erreichen. Eigentlich für uns keine Distanz, so fordern Olivia und ich unsere 2 Pferde zu mehr Tempo auf. Die 2 zusammen spornen sich gegenseitig an. Allerdings werden wir immer wieder durch Sumpf und ausweichenden Gebirgswegen gebremst, die mühsam zu erklettern sind, da wir die Pfade fast nicht finden. Peter trennt sich unfreiwillig von seinem Pferd, dass mal wieder einen Geist gesehen hat. Wir fangen ihn ein und es ist nichts weiter passiert. außer einem blauen Fleck.  

Die Landschaft weitet sich, es zieht eine Wolkenfront auf wie ein Tag zuvor und es bläst ein Sturm in unsere Gesichter. Hier hat es keinen Halm Gras, alles abgenagt und wir haben keine Alternative, wir müssen weiter. Glücklicherweise bleibt der Regen aus! Nach 2 h kommen wir an eine abenteuerliche Brücke, die keinem TÜV standhalten würde und kurz darauf kommen wir an den Eingang zum Nationalpark „ Aral Tolgoi“ . Pässe vorzeigen und wir dürfen passieren, nachdem der Grenzwächter Peter erklärt hat, dass direkt neben dem Weg die chinesische Grenze anfängt und dort alles gefährlich ist. Peter zeigt ihm sein GPS und die chinesische Grenze, die noch gut 50 km entfernt ist! Thema erledigt! Alle passieren die Schranke, nur mein Zausel sieht da Gespenster, großes Gelächter, doch dann siegt der Herdentrieb.  Wir kommen endlich an einen Flusslauf und finden wieder Wasser, um unsere Wasserflaschen aufzufüllen. In der Nähe des Sees gibt es zwar Gras. aber es ist alles sumpfig. Die Pferde können sich nicht wirklich hinlegen und ausruhen und wir haben ein Platzproblem mit dem Zelt. Peter schlägt sich allein an das Seeufer, um zu schauen. ob es dort besser ist. Links von uns liegt ein abgefressener Berghang. Ich steige dort hoch, um einen Überblick zu bekommen und dort erwartet uns ca. 100 qm Gras, das die Viehherden nicht mochten oder übersehen und stehen gelassen haben. Glück gehabt und der Flusslauf ist auch gleich 50m weiter unten und gut zu erreichen. Bäume hat es sogar auch so dass die WC-Frage etwas einfacher ist. Peter, Olivia und Berdibek bauen die Zelte auf und ich werfe die Brenner an, denn wir haben nach dem langen Tag alle Hunger und Durst. Es fängt arg an zu stürmen und so ist es mir mit dem Benzinbrenner zu gefährlich und ich muss mit Peters Zündis und einem Kocher vorliebnehmen. Es dauert dementsprechend lange, ich warte draußen im Nieselregen und Berdibek leistet mir zum Teil Gesellschaft. Der Turmbau mit den 3 Töpfen ist etwas gewagt, aber so geht es schneller, aber man kann den Brenner nicht allein lassen.  Das Ausharren im Regen lohnt sich und wird mit Abendrot und 2 Regenbögen belohnt. Die Abendstimmung ist gigantisch mit Alteiglühen.  Der Tag war lang und wir gehen hundemüde ins Bett. 



Samstag, 20.8.              Hotton Khol – Sari Tompak  

Es ist feucht und klamm, als wir aufstehen. Der versprochene Sonnenaufgang findet doch hinter dem Berg statt über dem See. So dauert es bis sie da ist und wir müssen die Zelte feucht einpacken. Andere Reiter zotteln in einem etwas schnelleren Trab an uns vorbei aber auch sie gehen nicht flott dahin. Wir müssen uns damit abfinden, dass dies das hiesige Tempo ist. Kurz nach 8°° sind wir startklar.   

Wir ziehen am Hotton Khol , der 50 km lang ist den ganzen Tag entlang. Peter nimmt ein erfrischendes Bad im See, der nur wenige Grade über Null hat. 

Die Luft ist diesig und wir sind in einem weitläufigen Tal, was nicht zu vielen Foto animiert aber dafür den Akku schont. Mittags bekommen wir in einem Ger Chai und die Familie freut sich über unsere Fotos, die wir dabeihaben. Peter macht mit seinen Handyfotos und dem Alpenjodlergesang wieder Kino live. Eine junge Frau ist Lehrerin und hält alle im Zaum. Sie freuen sich über ein paar geschenkte Postkarten. Ein Junge ist im Frühjahr von einem Pferd am Kopf getreten worden und seitdem zum Teil gelähmt. Er will nun im September zum Arzt gehen. Peter schenkt ihm ein Schweizer Taschenmesser. Während wir Tee trinken, geht ein kurzer Schauer über uns weg und als wir aufbrechen, strahlt schon wieder die Sonne. 3 unserer Pferde pennen im Liegen mit vollem Gepäck, für mich praktisch ich kann alles gemütlich wieder einpacken.  Wir kommen durch Lärchenwälder, die sich abwechseln mit Steppe und Steinwüsten.  Um halb 5 finden wir einen Bachlauf mit viel Gras, etwa 500 m von einem Ger entfernt.   

Olivia und ich satteln die Pferde ab, während Peter und Berdibek zum Ger laufen und versuchen uns ein Abendessen zu organisieren, denn die Trekkingmahlzeiten werden nun knapp. Sie kommen zurück mit der guten Nachricht, dass wir essen und Tee bekommen, nur das war dann wohl ein Sprachproblem, wir haben unsere Erbswurst Suppe und Kartoffelbrei mitgebracht aber außer Tee und Brot gab es nichts weiter. Wir machen viele Fotos von der Familie, dem 52jährigen Opa und seinen Enkeln, zeigen unsere Bilder und der Sohn lehnt erst ab Peters Pferd zu beschlagen. Nach einem weiteren Gespräch war er doch bereit am nächsten Morgen das Pferd zu beschlagen. Berdibek hatte unterwegs ein Eisen gefunden, das wir als Ersatz nehmen können. Die Eisengröße spielt hier nicht gerade die größte Rolle. Olivia hatte zum Glück noch ein paar Hufnägel dabei, die bestaunt werden. Peter muss beweisen, dass er mit der Sense mähen kann, nachdem er behauptet hat, er würde auch wie die Nomaden Heu machen. Dass damit nur das Ausmähen gemeint war und wir normalerweise Heu mit großen Maschinen machen, war den Kasachen nicht klar. Etwas skeptisch wurde das Ganze beäugt, die Kasachen waren auf jeden Fall sehr gut im Mähen.   Die Sonne zeigt sich im Abendrot und wir werden durch den Sumpf bzw. Umgehung zu unseren Zelten begleitet. 




Sonntag, 21.8.               Sari Tompak – Dajan Khol  

Wir durften länger schlafen, da der Beschlags Termin erst um 8 Uhr war. Die Sonne strahlt wieder vom blauen Himmel. Peters Pferd wird gefesselt und umgeworfen und dann bis zur Unbeweglichkeit gefesselt. Es ist auch nicht ohne, wenn man da so am Boden sitzt, beschlagen will und das Pferd schlägt um sich. In kurzer Zeit ist das Eisen drauf, länger ging die Umwerfaktion, er steht auf und frisst, als ob nichts gewesen wäre. Peter kauft dem Mann das lederne Lasso für 50$ ab und damit ist auch gleich der Beschlag bezahlt.  

Wir bekommen Tee und eine junge Frau setzt sich schüchtern an den Tisch und schaut immer wieder Olivia an. Irgendwann kommt raus, dass sie an Olivias Ohrringen interessiert ist. Sie lässt fragen, was sie gekostet haben. Es waren vor 15 Jahren 2 $. Olivia trennt sich von ihren Ohrringen und bekommt dafür eine Tüte Brot geschenkt! Die Thermoskanne bekommen wir noch mit Ayran gefüllt und um 10°° können wir los.  

Die Landschaft ist nun hügelig und so kommen wir nur langsam voran. Ab und zu sieht die Erde aus. als ob riesige Regenwürmer hier gewütet hätten, dazwischen liegen Edelweißfelder und über uns kreisen Adler und Bussarde.  

Wir kommen in ein grünes Tal, doch Peter treibt weiter. Wir müssen einen Weg über den Fluss finden. Es ziehen Wolken auf und es wird ungemütlich. Ohne Sonne und die leuchtenden Berge erscheint die Landschaft recht trostlos. Die Pferde laufen auch nicht voran und es ist wie Kampfsport die Pferde vorwärtszubringen. Derjenige, der vorne reitet hat die meiste Mühe und so wechseln wir immer wieder ab. Aynabeks Aussage wir können nicht reiten wie die Mongolen, trifft zu wir können die Pferde nicht dauernd so mit den Haken bearbeiten, dass sie ordentlich vorwärtslaufen, deshalb schaffen wir auch die 100 km nicht.  

Ich denke auch dass die Pferde uns zum großen Teil auch nicht ernst nehmen, und Peitschen haben wir keine bekommen. Wir mühen uns ab und nach der Mittagsrast an einem kargen Platz entscheiden wir Berdibeks Vorschlag zu folgen und zwischen den beiden Seen durchzureiten und die Strecke nach Altai abzukürzen. Später erklärt uns Aynabek, dass wir den Pferden zu viel Futter gegeben hätten, deshalb seien sie nicht gelaufen. Sie laufen nur, wenn sie hungrig sind. 

Wir reiten zum Dajan See hinunter, sehen einige Gers im Tal stehen. Das 1. wirkt etwas ungemütlich, schmuddelig und die Leute sind recht lautstark. Wir ziehen weiter zu einem einsam gelegenen Ger. Berdibek will 500m zuvor die Zelte aufschlagen. Wir verstehen nicht warum? Wir bestehen darauf zum Ger zu gehen und nach Tee zu fragen. Der Abend wird ein absolutes Highlight bei der überaus zuvorkommenden Gastgeberin, die sich für uns ein Bein ausreißt.  Wir werden mit Tee und frisch gebackenem Brot und verschiedenen, diesmal wohlschmeckenden Käsen verwöhnt. Olivia und ich schauen bei der Brotproduktion zu und dürfen welches ganz frisch aus der Pfanne kosten, himmlisch, lecker, fast wie Blätterteig. Das Abendessen wird mit eigens hergestellten Nudeln gemacht, ähnlich wie Flädli nur ohne Ei aber dafür kurz auf dem Ofen angebraten, kleingeschnitten und dann in den Eintopf mit Schaff- oder Ziegenfleisch, der schon eine Weile vor sich hingedünstet hat, geworfen, etwas Wasser und Salz dazu und fertig ist der „Kusche“. Ab und an bekommt man noch Karotten oder Kartoffeln als Gemüseeinlage dazu und frische wilde Zwiebeln aus den Bergen. Die Frau berichtet, dass ihr Mann gestorben sei und sie habe gerne Gäste. Peter lässt dem Sohn ein Taschenmesser da und die Frau bekommt eine Kutte und Früchtepulver. Er zeigt wie es zum Anrühren ist und die kleinen Kinder freuen sich über das ungewohnte Getränk. Wir genießen den Nudeleintopf, Peter bekommt die Fleischstücke mit zuviel Fett aber 1 Schale von dem Essen macht richtig satt. Kaum zu glauben. Nach dem Essen müssen die Ziegen und Yaks gemolken werden. Peter wollte helfen, aber das ist Frauenarbeit und so hatte ich die Ehre das ausprobieren zu dürfen. Berdibek warnte mich noch, ich solle beim Yak keine Angst zeigen. Das war nicht das Problem aber die Zitzen war so klein und hart, dass ich keinen Tropfen Milch rausbekam, und das Yak fand das auch nicht lustig und hopste davon. Immerhin ein Versuch war es wert und die Frauen hatten was zu Lachen und wir auch. Die Männer gehen Ziegen einfangen. Aber Peter streikt den ganzen Hügel hochzusteigen.  Es ist dunkel und wir gehen ins Zelt, damit wir die Familie nicht zu arg bei ihrer Arbeit stören.   Bei mir rumpelt es wieder im Gedärm und auch der Vodka hilft nicht viel weiter. Dafür die Kügele. so dass ich nachts wenigstens nicht raus muss. 




 

Montag, 22.8.               Dajan Khol – Hava Khol (Schwarzer See)  

Wir bekommen im Ger Frühstück und die Frau fragt uns, wo wir am Abend waren? Wir versuchen über Berdibek klären zu lassen, dass wir nicht wussten, was nun höflich ist und was nicht und Berdibek war zum Übersetzen am Abend ja nicht da. Alles wieder in Butter, sie wollte uns frische Milch anbieten, die wir dann aber nach dem Frühstück und Pferde satteln bekommen haben, wie zu Omas Zeiten, schmeckt hier die Milch. Sie wollte uns nicht ziehen lassen. Nach vielen Abschlussfotos lädt sie uns ein unbedingt wieder zu kommen. Hier fällt es uns schwer Abschied zu nehmen von dieser warmherzigen Frau.  

Die Nacht war sternenklar. aber nun ziehen wieder Wolken auf und alles ist grau in grau. Die schnatternden Wildgänse fliegen immer wieder vor uns auf und hier am See ist ein wahres Vogelparadies. Allerdings kennen wir uns zu wenig aus. Wir kommen an Hirten vorbei, fragen nach den Preisen für Schafe, Pferde und Kamele, welche mit 1000$ die teuersten Tiere sind. Ein Pony, so wie wir sie haben, kostet etwa 700-800$.   Wir ziehen am See vorbei dem Kolagasch Pass mit 2800 hm entgegen. Auf einer Hochebene machen wir eine kurze Mittagsrast, Regenwolken kommen immer näher und wir wollen Tempo machen, damit wir die Hochebene hinter uns lassen können. Doch der Blick ins nächste Tal sieht nicht gerade berauschend aus. Wir klettern quer zum Hang auf nicht mehr erkennbaren steilen Pfaden zum See hinab. Berdibek bekommt ein Problem mit seinen 2 Pferden. Ich übernehme eines und Olivia lässt unsere 2 frei hinterherlaufen, was meist recht gut geht. Es schneit fast und wir können nun erahnen, dass die Passüberquerung nicht leicht wird. Ich dachte Berdibek kennt den Weg, dem war aber nicht so was etwas später rauskam. Wir klettern über Geröllhalden müssen, mühsam immer wieder den Weg erkämpfen. Peter hat den Weg auf seinem GPS, so wissen wir wenigstens in welche Richtung wir müssen. Endlich finden wir die Ziegenpfädli. Es wird heiß in den ganzen Klamotten. Die Sonne kommt raus und wir können die Sachen wieder verstauen. So klettert es sich erheblich leichter. Nach ca. 2 h haben wir es geschafft. Die Pferde haben sich hier wie Bergziegen ohne eine Schramme durchgekämpft. Meiner ist im Flusslauf mit einem Fuß hängen geblieben, hat sich losgezerrt, ist aber zum Glück nichts passiert, nicht mal eine Schramme. Unglaublich!  

Olivia will Peters Tempo nicht mehr weitergehen, doch der will das Ger von Bedibeks Schwester unbedingt erreichen. Weiter oben hätte es Gras gegeben und wir hätten am nächsten Tag zu der Schwester können.  

Wir kommen durch eine weitläufige Steppenlandschaft nach unten. Die Sonne wechselt mit dunklen Regenwolken ab und der aufkommende Wind ist eisig. Ab und an graupelt es, so werden wir wenigstens nicht nass! Peter legt ein Tempo vor, das bei diesem unwegsamen Gelände nicht einfach ist, Geröllhalden wechseln wieder mit Sumpfwiesen ab und wir können selten traben. Es ist schon 15°° Uhr durch, doch nach 3h sind wir tatsächlich bei Berdibeks Schwester. Die ist gerade in Olgii shoppen! So ist das Leben.  

Wir werden herzlich empfangen, bekommen Chai und Peter lädt an der Solarstation seine Batterien auf, was dann kurzfristig für Stromausfall sorgt. Doch das scheint des öfteren vorzukommen und im Nu sind ein paar Taschenlampen da. Wir hoffen in Altai alles neu laden zu können. Die vielen Kinder sind hier arg neugierig und von einem Jungen fühlen wir uns dauernd ausgelacht. als wir beiden Frauen vor dem Ofen sitzen, um uns aufzuwärmen. Beim Abendessen taucht noch ein Schwung Leute aus dem anderen Ger auf und macht mit beim Kino Abend! Es ist für uns ungewohnt spät, als wir um halb 11 in die Schlafsäcke kriechen. 




Dienstag, 23.8. Hava Khol – Altai City  

Als wir aufstehen, ist alles mit Eis überzogen, deshalb tropfte es nicht vom Zelt. Schnell alles zusammengepackt, solange es noch trocken ist, auch wenn es eisig ist. Um 7°° dürfen wir im Ger an den Ofen sitzen und Tee trinken.  

Olivia und ich schauen noch nach einem lahmenden Yak, lassen ein paar Kügele zurück und hoffen. dass es dem Tier bald besser geht. Es sieht nach einer Zerrung aus.  

Wir verabschieden uns mit ein paar Fotos und ziehen dem See entlang nach Altai. Mein Pferd gibt mal wieder richtig Gas. Angeblich kommt es aus Altai. So könnte es immer laufen!!! So macht das Reiten auch wieder richtig Spaß. Wir kommen wieder durch farbenprächtige Täler, machen mittags bei Sonnenschein gemütlich Rast und genießen das Bergpanorama. Der Regen hat alles wie reingewaschen und die Sonne strahlt intensiv vom dunkelblauen klaren Himmel. Wir legen uns in die Sonne und die Pferde ebenso. Nun hat Peter einmal die Ruhe weg und da drängelt Berdibek er will weiter, es geht zu seinem Opa und somit zur Familie. Er hat die ganze Zeit, den Hartkäse, den wir geschenkt bekommen haben extra für seinen Opa gesammelt und sein Rucksack ist richtig schwer. Also geht es weiter im flotten Tempo, doch mein Pferd ist mit der eingeschlagenen Route nicht einverstanden und würde am liebsten in die andere Richtung gehen. Wir reiten am Fluss Sorag oisn entlang nach Altai rein. Ein Kleinflugzeug fliegt mit ein paar Touris über uns weg, ein Geräusch das wir gar nicht mehr gewöhnt sind.  

Ab und zu kommen auf der staubigen Strasse ein paar Motorräder an uns vorbei, was die Pferde gar nicht mögen und auch den Autos sind sie nicht zugeneigt. Kurz vor Altai kommen wir an 2 Friedhöfen vorbei und dann entlang dem Fluss kommen wir zum Haus von Berdibeks Opa. Ein großes Hallo und Überraschung, als wir auftauchen. Geschwind werden die Pferde abgesattelt und alles ins Haus geschleppt, damit wir auch gleich zum Tee kommen können. Wir gehen danach einkaufen und alle Geschäfte etwas durchstöbern. Hier gibt es ziemlich alles, nur nichts, was wir brauchen können. Die bunten T-Shirts und Jacken, Hosen und sonstiges ist nicht unser Geschmack. Allerdings kaufen wir eine Cola und 2 Flaschen Bier und Saft, da wir erst das Paket abwarten müssen, das Aynabek uns noch zukommen lassen sollte. Kinder gehen von währen der Wintermonate in die Schule. Dazu verbleiben sie bei Verwandten oder Bekannten im Ort, wo es eine Schule gibt. Diese Familie bedeutet nur Schwester, Bruder, Mutter und Vater für das Kind. Deshalb sind die Verwandtschaften in der Mongolei so weitläufig.  

So haben wir Zeit uns und unsere Wäsche am Fluss zu waschen. Peter gibt mir ein altes Shampoo, das mittlerweile mehr ölig als seifig ist. Ich bekomme von Olivia welches zum Haar auswaschen aber mit dem kalten Bachwasser ist da keine Chance. Peter hat angeblich nicht gemerkt? So haben wir Pomade in den Haaren. Immerhin frisch gewaschen und die 2 Wochen alte Wäsche auch. Wir werden zum Abendessen eingeladen. Diesmal gibt es Nudeleintopf“ Kusche “ mit Ziegenfleisch, das mitten im Ger hängt. Ein Glück, dass hier alles so trocken ist und so recht gut konserviert ist. Ein Schaf oder Ziege hält ungefähr 1 Woche für das Abendessen. Hier bekommen wir auch wieder etwas Gemüseeinlage und sogar Lorbeerblätter im Eintopf. Die Leute gehen recht spät ins Bett. Wir sitzen mit dem Opa im Ger und der Rest der Familie sitzt im Haus vor dem TV bei einer Tochter des Hauses, die sehr schwere Verbrennungen erlitten hat und das Bett hüten muss. Es sieht echt schlimm aus, aber in dem Familienverband ist immer jemand da, der sich zu ihr setzt uns sich um sie kümmert. Sie ist sehr geduldig in ihrem Bettchen und quengelt nur rum, wenn sie die Salbe aufgestrichen bekommt.  

Die Nacht ist sternenklar und so kann man nach dem Biergenuss wenigstens die örtliche Begebenheit aufsuchen und da wir im Haus schlafen, muss ich mich auch nicht aus mehreren Schichten unter dem Schlafsack herauswühlen.  

Wir sind nun knapp 2 Wochen unterwegs und nach Peters Planung sollten wir hier schon in der 1. Woche sein. Es ist nun klar, dass wir die geplante Route nach Bulgan nicht schaffen werden. Wir müssen nach Alternativen suchen. Wir werden einen Pause Tag einlegen und dann einen Abstecher zu den Adlerjägern machen, die uns Aynabek empfohlen hat und dann über eine kürzere Route wieder zurück nach Zost Erek reiten. 




Mittwoch, 24.8. Altai – Pausetag  

Wir liegen bis 7:30 in den Betten und sind trotzdem die Frühaufsteher. Kurz nach 8 Uhr bekommen wir Frühstück. Wir wollen ja nicht die ganze Familie stören, aber hier ist das nicht so wild. Die Leute schlafen in den Ger einfach unter der Decke weiter. Das Mädchen im Haus verschläft fast den ganzen Vormittag. Ich frage nach etwas warmem Wasser, um meine öligen Haare sauber zu bekommen, was dann sehr angenehm war. Peter hängt sich an. Wir schaffen es zu 2. mit einer Wasserkanne warmen Wassers unsere Haare zu waschen.  Peter repariert im Zimmer Satteltaschen und die Zelte und dann gehen wir wieder auf die Shopping Meile und die unterschiedlichen Geschäfte nochmals anschauen. Man kann immer mal wieder etwas anderes finden. Mir gefallen ein paar Kamelhaarsocken, doch sie sind einfach zu klein. Die Moschee dürfen wir leider nicht besichtigen. Wir sehen einen betrunkenen Mann, der von Berdibek abgewimmelt wird. Der steigt dann auf ein prächtiges Pferd mit Sattel und reich verziertem Zaumzeug. Die Pferde sind schon geduldig! Unsere Pferde genießen das fette Gras und die Ruhe. Wir bekommen zu Mittag frisch gemachtes Brot, da schmeckt es einfach am besten und wir langen ordentlich zu. Berdibek hat Ayran mitgebracht, den wir probieren dürfen. Wir warten auf das Taxi, das unsere weiteren Vorräte bringen sollte mitsamt Hufbeschlag. Wir schauen nach den Eisen der Pferde. Sie haben inzwischen gelernt die Hufe zu geben und wir können alle begutachten.  Es scheint, als ob nur Peters Pferd wirklich neu beschlagen werden müsste, bei den anderen muss man nur den einen oder anderen Nagel ersetzen. Wir schaffen dies, ohne die Pferde umzuschmeissen.  

 Im Zimmer weint das kleine Mädchen aus unerfindlichen Gründen. Ich gebe ihr etwas von unserem Saft und das scheint Balsam für die verwundete Seele zu sein. Sie beruhigt sich wieder. Danach gehen wir noch mal zu den Pferden, müssen die abenteuerliche Fußbrücke überqueren, die morgens schon zur Hälfte unter Berdibek nachgegeben hat. Auf der anderen Seite ist gerade eine Familie aus den Bergen angekommen und ist dabei den Ger aufzustellen. Wir sind mit von der Party beim Aufstellen zu helfen und Fotos zu machen. Die einzelnen Stangen müssen schon einigermaßen im Lot stehen und der Mittelteil, wo das Ofenrohr hinkommt auch.  Zu guter Letzt werden wir zum Chai eingeladen und sie bedanken sich für unsere Hilfe. Die Inneneinrichtung steht noch nicht. Der kleine Junge hat den Ger schon mal vor dem Aufbau als WC benutzt, aber das wird nicht so eng gesehen. So kommen wir schon gut gefüttert direkt zu unserem Abendessen bei Berdibeks Oma.Er nennt die 2 nur seine Oma und Opa. Sein richtiger Opa ist schon lange tot. Es sind eigentlich der Bruder seines Vaters und dessen Frau.   Während des Tages haben wir unsere ganzen Akkus und Batterien wieder aufgeladen. Peter versucht daheim anzurufen, um ein Lebenszeichen zu geben. Telefonieren ist nicht so einfach, es dauert, bis wir rausbekommen haben, wie es geht. Zu Abend gibt es diesmal Reiseintopf, Balau , mit wenig Wasser angemacht. Wir freuen uns noch ein anderes Gericht kennen zu lernen, wobei die Grundeinheiten mit dem Fleisch nicht arg variieren. Wir vermissen nicht mal den Salat und Peter noch viel weniger. Der fühlt sich hier heimisch, wenn nur der viele Tee nicht wäre! So ging auch unser Pausentag recht ereignisreich vorüber. 





Donnerstag, 25.8. Altei Aktiabak ( Adlerjäger)  

Wir packen wenig ein für 2 Tage, so dass nur das Packpferd etwas tragen muss.  Peter und Berdibek gehen durch den Fluss. um die Pferde zu holen. Es ist sonnig und warm im Hof. Der kleine Schwarze von Berdibek nimmt schnell ein Staub Bad mit Genuss und wir bekommen ihn fast nicht mehr sauber.  Mit dem Schmalspurgepäck sind unsere Pferde recht flott unterwegs. Über Nacht sind noch ein paar Gers dazugekommen. Wir hoffen die Adlerjäger noch oben in den Bergen vorzufinden. Ohne Gepäck sind unsere Pferde deutlich flotter drauf und wir schaffen es sie zu einem Galopp über die Wiesen zu überreden. Allerdings scheuern wir unsere Waden wieder an den Sätteln auf vor allem Peter und ich mit unseren Englischsätteln.  Mein uralter Sommer Springsattel ist ein beliebtes Objekt. Den finden alle Klasse, nur hat Berdibek den 1. Zuschlag als neuer Besitzer bekommen im Austausch gegen ein Paar Pferdehaarseile. Ich mache meine Scherze mit ihm, denn jedes Mal, wenn jemand fragt, wird der Sattel teuerer! Nur zum guten Schluss kann ich im Gepäck so viel Seile gar nicht mitnehmen. Mir ist es recht, dass der Sattel nun wieder Verwendung findet und geschätzt wird. Wir ziehen immer wieder an Viehherden vorbei und sehen immer wieder Familien ins Tal hinab ziehen. Dann treffen wir auf ein Touri Gruppe, die um10°° zum Teil noch in den Federn liegen, für uns unvorstellbar. Wir bekommen Kaffee und Tee angeboten. Die Gruppe hat fast für jeden Touri einen Einheimischen dabei. Die Frau, die das ganze als Guide für Zakhvan Tours leitet spricht recht gut Englisch. Da hat jeder so seine eigene Aufgabe im Gegensatz zu unserem Team, wo jeder alles machen kann und für jeden einspringt. Spannend ist, dass ich hier mitten im Nirgendwo Marmelade und Teebeutel vom EDEKA finde. Ist doch spannend. wie die Güter über die ganze Welt fliegen. Die Touris selber kamen aus England, Australien und aus Neu Seeland.  Wir ziehen weiter, treffen immer wieder Nomaden, kommen an Skeletten als Puzzle verteilt vorbei, machen wieder mal einen flotten Galopp und kommen so zum Tal Sare gobi über den Pass An habak .wo wir 37 Gers zählen. Ganz hinten soll der Adlerjäger sein. Wir treffen zu Anfang einen älteren Mann, der gerade sein Winterquartier richtet. Dieser erklärt uns der Adlerjäger dort im Tal sei vor einem halben Jahr verstorben und dem Sohn sie der Adler abgehauen. Ja Supiii. Er schickt uns wieder zurück zu den 2 Gers die wir am Berghang kleben sahen. Dort sei eine andere Familie, die Adler hätten. Wir wundern uns etwas, dass Aynabek das nicht wusste, da er doch auf seiner Homepage auf die Zusammenarbeit mit den Adlerjägern verweist. So gehen wir zurück. Es ist recht kühl und windig geworden. Berdibek fragt nach den Adlerjägern, doch der Sohn ist in Altai und der Opa beim Nachbarn zu Besuch. Wir müssen warten. Wir bekommen Chai und auch hier gibt es eine Mieze und ein Junges, das gesäugt wird. Wir bauen unsere Zelte auf. Ich versuch auf den Hügel zu steigen aber nach jeder Bodenwelle erscheint die nächste und der Berg nimmt kein Ende. Ich bewundere die Edelweißfelder und steige hinab zu den Adlern.  Berdibek und Peter sind auch wieder aus ihren Zelten aufgetaucht! Wir beobachten die Adler aus sicherer Entfernung, um die Tiere nicht zu stören. Die 2 Adler sind an einer Kette nahe am Boden angebunden so haben sie nicht allzu viel Freiheit. Wir gehen zu unseren Zelten zurück und da kommt der 56-jährige Mann auf seinem Pferd von heute Mittag angeritten, der uns hierher verwiesen hat. Er kennt die Familie sehr gut. Er zieht die Tracht an und will uns die Adler präsentieren.  Mittlerweile kommt auch der etwas fülligere 60 jährige Opa von seinem Besuch zurück und der ganze alte Mann mit seinen 82 Jahren vom Ger kommt auch in seiner Tracht. Die Adler werden an der Kette auf den Handschuh gezogen und fühlen sich nicht wirklich wohl. Olivia kann dem Spektakel nicht viel abgewinnen. Wir machen viele Fotos. Dann dürfen wir die Adler auch noch halten. Peter sieht auf dem Foto dem Adler etwas skeptisch in die Augen. Berdibek voll Stolz und als ich den hechelnden Adler auf dem Arm habe, tut er mir leid.  Zum Jagen werden die stärkeren und schnelleren Weibchen aus den Nestern gestohlen, an den Menschen gewöhnt und trainiert. Nach 1-2 Jahren kann man die Adler einsetzen, allerdings nur im Winter wenn es kalt ist, sonst kommen sie nicht zurück. Die Adler sind sogar fähig einen Wolf zu erlegen, was uns in einem Video am nächsten Morgen im Ger gezeigt wurde. Der eine Mann, Kondirgen würde unsere Pferde beschlagen, aber erst wenn sein Sohn zurück sei und der hängt wohl in Altai fest. Wir kochen unser Abendessen im Ger und lassen die Leute probieren. Zum Teil sind sie doch begeistert, was uns wundert, nachdem Berdibek alles stark Gewürzte abgelehnt hat. Nachdem wir fertig sind, werden wir zur Suppe eingeladen, so ist das Leben.  Olivia hat durchgesetzt, dass wir nun das Zelt bekommen, das man abspannen kann. Halbzeit, da können wir auch etwas Komfort bekommen, nachdem die Männer schon die ganze Zeit die Wolldecke haben. Was für ein Glück in der Nacht fängt es orkanartig an zu blasen. Ich hoffe die ganze Zeit, dass das Zelt dem Sturm standhält. Irgendwann macht es Peng. Es hat einen Bodenanker aus dem Boden gerissen. Wir versuchen von innen zu zu halten, was kein leichtes Unterfangen ist, wenn der Wind die ganze Zeit dagegen drückt. Wir rufen nach Peter, der aber auch erst auf den 3. Hilferuf wirklich aus dem Bett steigt und den Hering von aussen wieder reindreht. Vom Ger aus bekommen wir signalisiert, dass wir runterkommen sollen, doch was, wenn das Zelt dann ohne Aufsicht davonfliegt. Muss auch nicht sein, es regnet ja nicht. Bis zum Morgen hat es dann gehalten. 



Freitag, 26.8. Aktiabak – Altai  

Wir bekommen unser Frühstück im Ger und nun ist auch der Sohn da. Es war er, der uns nachts um 2 gebeten hatte in seinen Ger um zu ziehen.  Wir besprechen den Beschlag für Peters und Berdibeks Pferde.  Berdibeks Schwarzer ist ein wirklich nettes Tier, das einfach mitmacht und nach kurzer Zeit hat er seine 2 Eisen drauf. Hufbearbeitung ist hier unbekannt und deshalb ist es besser, wenn sie die Hufe ablaufen, bevor das nächste Eisen draufkommt. Peters Pferd macht mehr Zirkus beim Ablegen und der Sohn merkt schnell, dass mit den nicht so guten Kirschen essen ist. Doch auch der bekommt seine Eisen drauf. Es ist immer noch eisigkalt und der Wind macht es nicht besser. Nach getaner Arbeit kommen wir auf einen weiteren Tee in den Ger, um die Bezahlung zu regeln. Dazu wird noch die Besichtigung der Adler verrechnet. Wir bezahlen 30 Dollar. Dazu bekommen wir noch ein Video von Tavan Bodgd und eines von dem Adler, wie sie einen Wolf erlegen präsentiert. Da sitzen wir bei Sonnenschein um 11 im Ger und schauen TV.  Mein Springsattel wird wieder bewundert. Olivia hat klar gemacht, dass ihr Podium Sattel nicht zu verkaufen ist und an Peters Wintec Sattel hat keiner wirklich Interesse. Die sind vom Material her auch nicht wirklich gut.  Wir gehen den Berg runter und unsere Pferde sind diesmal richtig schnell. Berdibek macht einen Abflug, als sein Pferd stolpert, fängt sich aber im Stehen. Wir fangen an Strichle zu machen. Olivia und ich lassen unsere Pferde im Galopp davonbrausen. Als ich merke, dass die Pferde nicht blindlings rasen, sondern auf den Weg aufpassen habe ich keine Bedenken mehr Tempo zu machen.  Wir treffen auf einen älteren Nomaden, können uns leider nicht unterhalten außer Salem und müssen auf die Männer warten. Der Mann zieht eine wirklich stilvolle goldumrandete Sonnenbrille hervor. Wir grinsen uns eins und halten das fest. Als Peter und Berdibek uns eingeholt haben, ziehen wir etwas gemächlicher Altai entgegen. Wir reiten ohne Pause durch und sind um 14°° zurück. Mittlerweile haben sich noch viel mehr Gers eingefunden und unser Platz für die Pferde ist gerade von einer Herde Yaks belegt. Berdibek bringt sie über Nacht wieder über den Fluss. Wir statten dem lokalen Krankenhaus einen Besuch ab, machen nochmals einen Einkaufsbummel und dann wird uns auch schon das Abendessen serviert. Wir bringen als Nachtisch einen Cappuccino Pudding mit. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Wir kommen nun zur 2. Hälfte unserer Reise mit den Pferden durch das Altaigebirge. 

 



Samstag, 27.8. Altai-Stadt – Cholak Dabat (Tal) – Sagsai-Fluss  

 

In der Nacht hat es geregnet und über uns hängt eine Wolke, aus der es tröpfelt, dahinter sieht man blauen Himmel. Wir bekommen unser Frühstück und im Ger liegt noch eine Person, auf dem Boden, der zu Besuch kam. Da wird man schnell eingeladen zu übernachten und einen Platz gibt es immer. Gestört fühlt sich anscheinend auch niemand, wenn wir schon frühstücken. Wir machen noch Familienfotos, und bekommen Brot mit für unsere Weiterreise. Wir brauchen als nicht mehr lange, um unsere Pferde zu bepacken. Unser Team hat sich eingespielt in das morgendliche Ritual. Es ist nun deutlich kälter geworden und der Himmel ist nun komplett zugezogen. Wir ziehen das Tal hinunter und können auf der ersten Anhöhe den Weg sehen, den wir tags zuvor zu den Adlerjägern geritten sind. Die Pferde ahnen wohl was ihnen blüht und lassen sich wieder treiben. Berdibek sagt, in welche Richtung wir müssen, aber kein Ton davon, dass da vorne eine Militärstation ist. Was passiert? Wir müssen warten, bis sie unsere Pässe geprüft haben. Etwas Spannung muss ja sein. Wenn man keine Erlaubnis hat, da durchzugehen, kann es teuer werden, sprich an die 200$ pro Person, erzählt Berdibek und meint, das muss nicht sein, Wir haben ja in Olgii für die ganze Region das Permit geholt. Das dauert, denn bis jeder Pass genau studiert und Buchstabe für Buchstabe abgeschrieben ist im ferneren Gebäude. Zum Tee werden wir derweil leider nicht eingeladen. Wir warten vor den Ger, von neugierigen Kindern auf ihren Doppelsitzfahrrädern umringt. Nebenan blöken die Yaks, bzw. meistens hört sich das eher, als ob Schweine grunzen, was mich anfangs heftig irritiert hat. Wir bekommen doch tatsächlich unsere Pässe zurück und dürfen weiter. Der Berg links von uns ist mit einer weißen Haube bedeckt, es hat geschneit und es ist deutlich kälter geworden. Die Sonne lässt sich auch nicht mehr blicken und es kommt ein kalter Wind auf. Peter findet die Temperaturen angenehm, Olivia und ich ziehen alles an was wir haben, Berdibek friert eh wie immer. Wir fragen uns, was er im Winter macht. Denn bis jetzt ist der Vorbote des mongolischen Winters da, aber wenn es im tiefen Winter wirklich an die minus 30°C haben soll, ist das doch was anderes.  Die Mittagspause wird deutlich abgekürzt und wir ziehen am Fluss entlang weiter und hoffen ein Ger zu finden aber erst mal ist weit und breit nichts zu sehen und das heißt was, wenn die Gegend flach ist. Endlich gegen frühen Nachmittag erkenn wir ganz hinten im Tal einen weißen Punkt und steuern darauf zu. Wir kommen nun an großen Pferdeherden vorbei und staunen wie viele unterschiedlich Farben es hier gibt. Wobei man meist auch an den Farben erkennen kann, welches der Hengst ist, wenn er sehr markant ist.  Wir kommen an einem Winterquartier vorbei, das noch nicht bewohnt ist und hoffen dort übernachten zu können, damit wir aus dem kalten Wind kommen. Doch zuerst gehen wir zum Ger, das noch 1km weiter ist. Berdibek und Peter fragen nach, Olivia und ich warten bei den Pferden. Es zieht sich etwas und wir frieren. Peter kommt dann endlich raus und erlöst uns von der Ungewissheit. Pferde anbinden und Tee trinken. Hier hat es ordentlich Gras und Anbindpflöcke, so dass die Pferde die Pause auch nutzen können. Wir sind nun zum ersten Mal bei einer mongolischen Familie. Das Ger ist deutlich kleiner und einfacher ausgestattet, was aber der Herzlichkeit dieser Leute keinen Abbruch tut. Wir müssen nun Rachmet gegen Bayatla - Danke austauschen. Ich sehe hier endlich ein Ziegenfell, gegerbt auf dem Boden liegen. Sonst sind die Felle immer auf dem Weg nach China. Wir werden eingeladen zu bleiben und nehmen dankbar an, denn draußen ist es wirklich ungemütlich. Nach 3 Tassen Tee, wollen wir die Pferde von ihrem Gepäck befreien und unsere Zelte aufstellen. Die Mongolen sind ein Tag zuvor hier angekommen, deshalb hat es noch so viel Gras um den Ger herum. Der Mann hat bei unserer Ankunft seine beiden Söhne weggeschickt. Nun kommt er mit 13 Regenbogenforellen und schenkt diese Peter, er solle sie zubereiten. Zudem haben die Kinder die Forellen angeblich mit der Hand aus dem Bach gezogen, was wir gerne gesehen hätten. Peter nimmt die Fische am Bach aus und bereitet sie vor. Derweil kocht die Suppe im Ger und die Frau versucht eine Unterhaltung mit Olivia und mir. Auch hier gibt es wieder eine Miezekatze, die als Kuschelkissen unseren Schoß wärmt und sehr zutraulich ist. Die Männer sind irgendwo draußen beschäftigt. Die “Kusche„ist fertig, nahrhaft wie immer, die Fettaugen schwimmen auf dem heissen Wasser. Als Nachtisch gibt es die gebratenen Regenbogenforellen. Peter hat etwas Mühe mit der Temperatur des Herdes, der lässt sich einfach nicht so schnell runter schalten und so muss die Pfanne mit dem Fett immer wieder runtergeholt werden, damit die Fische nicht zu schnell auseinanderfallen. Alle probieren und sind angetan von den gebratenen Forellen.  Die Sonne hat sich hervorgetan und es ist eine tolle Abendstimmung. Wir machen viele Fotos von dem 70jährigen Mann und seinen Pferden. Dazu kommen dann noch die Kamele und der Rest der Familie. Der Mann hat mit seiner 13 Jahren jüngeren Frau 10 Kinder. Die meisten sind schon erwachsen. Ein Kleiner sitzt noch im Ger herum. Ein junger Mann ist schüchtern. Er getraut sich nicht an den Tisch! Wir verstehen nicht warum? Angeblich wegen Olivia, die will Vater gerne als seine Schwiegertochter haben. Peter frägt, wie viele Kamele er bieten würde und damit kommt ein Joke hier auf, der sich den Rest der Reise durchzieht. Wir erklären, was es damit auf sich hat und der Mann ist bereit 6 Kamele zu zahlen. Nur wie bekommen wir die nach Hause. Im Handgepäck? Olivia will nicht hierbleiben, obwohl der junge Mann recht nett ist. Urlaub machen und ständig so leben ist doch ein Unterschied. Der Frau geht es nicht so gut, sie hat Schmerzen und wir verstehen, dass sie wegen Magenproblemen in Ulaan Bator 20 Tag im Krankenhaus war zur Behandlung. Wir ziehen uns zurück damit sie zur Ruhe kommen kann .

 



Sonntag, 28.8. Cholak Dabat – Kisilja  

 

Das Wetter hat wieder umgeschlagen und die Sonne strahlt vom Himmel, trotzdem ist es deutlich kühler geblieben aber die Landschaft wirkt viel freundlicher. Wir müssen entscheiden welchen Weg wir nehmen und haben das Wetter abhängig gemacht und da dieses nun mitspielt, gehen wir den längeren und angeblich schöneren Weg, über einen Pass, der uns recht nah an die chinesische Grenze bringt, vor der Berdibek ein Heidenrespekt hat. Es hat Bodenfrost, doch wenn die Sonne so scheint, machen die Temperaturen nicht so viel aus. Ich zieh die langen Unterhosen doch wieder aus, bevor wir uns mit Abschiedsfotos von dieser Familie verabschieden. Die Landschaft wird wieder abwechslungsreicher und wir finden noch jede Menge Gers.  Peter versucht Tempo zu machen, aber Berdibek hat Probleme mit dem Packpferd oder seinem Reitpferd. Seit dem Altai ist er deutlich langsamer. Peter geht nach hinten, um ihm zu helfen und ich mach vorne Tempo, damit wir etwas schneller an die Wegkreuzung in das andere Tal kommen. Es sind nur 15 km. Doch die können sich ziehen, wenn die Pferde nicht voran laufen. Gegen Mittag kommen wir an die Kreuzung und treffen auf Motorräder mit je 5 Personen. Sie wollen Fotos von sich und den Motorrädern, die schneller sind als die Pferde. Ich kann verstehen, warum sie die ausgetauscht haben. Sie erklären, dass es kein Problem gäbe mit dem Weg, den wir nehmen wollen. Doch Berdibek ist immer noch nicht überzeugt. Er will lieber den einfacheren und kürzeren Weg gehen. Doch wir haben noch Zeit bis wir wieder zurück sein müssen und wollen lieber den schöneren Weg gehen. An der Strasse entlang finden wir viele weggeworfene Vodka Flaschen. Die verrotten leider nicht. Wir kommen durch den Fluss, machen Mittag von einer Yakherde umgeben. Wir haben morgens die Thermoskanne mit heißem Wasser füllen lassen, das nun genutzt wird, Erbsensuppe zu machen, wie tags zuvor auch schon. Diese ist sehr nahrhaft und gibt was Warmes in den Magen. Peter hat beim Aufsteigen ein Problem mit seinem Pferd, da der Sattel verrutscht ist. Das Pferd rennt mitsamt Sattel unter dem Bauch buckelnd davon. Wir haben Mühe es wieder einzufangen. Ein Riemchen ist kaputt und der Sattel hat etwas gelitten. Sonst ist nichts weiter passiert. Wir satteln neu, Peter flickt das kaputte Riemchen und wir können weiter.  Wir bekommen um 3Uhr nachmittags einenTee, wieder bei einer mongolischen Familie. Die Gere sind kleiner und Peter stößt sich beim Eingang den Kopf, da es direkt nach der Tür nicht wie gewohnt gleich höher wird.  Wir sitzen beim Tee und direkt neben uns läuft der TV. Eine Unterhaltung kommt nicht in Gang, da die türkische Soapopera wichtiger ist.  Die km Angaben zum See sind sehr unterschiedlich. Jeder warnt uns vor der chinesischen Grenze und so ziehen wir am Fluss entlang, hoffend auf ein windstilleres Plätzchen mit viel Gras. 4km vor dem See finden wir das auch. Wir schlagen unser Lager auf an einem Bachbett mit viel Gras für die Pferde. Im Hintergrund die Gletscherberge, die an China grenzen. Der Gang zum Wasser ist etwas abenteuerlich, da wir immer wieder von Hubble zu Hubbel hüpfen müssen, um trockenen Fußes zum Wasser zu kommen. Da heute Sonntag ist und wir genügend heißes Wasser haben, bekommen wir ein 3 Gänge Menü, sogar mit Nachtisch. Wir können mal wieder bis halb 8 draußen sitzen, bis die Sonnen hinter dem Berg verschwindet und es wieder frisch wird. Im Zelt hören wir die Pferde grasen und den Bach rauschen. Vieherden haben wir hier keine mehr gesehen. 

Montag, 29.8. Kisilja – Dalla Khol  

 



Oh, Wunder der Morgen beginnt warm, dafür ist es bewölkt und von China ziehen Schneeschauer heran. Wir haben noch knapp 4 km bis zum See Harakol , den wir am Abend zuvor erreichen wollten. Wieder hatten wir Glück, der See liegt schön aber recht sumpfig. Wir wundern uns, dass es hier oben keine Viehherden und dafür noch jede Menge Gras gibt. Anscheinend ist die Angst vor den Chinesen zu groß. Was ist, wenn die Tiere über die Grenze gehen? Die Sonne wirft kurz ihr Licht auf den See, vor uns blauer Himmel hinter uns aus China die drohenden grauen dicken Wolken. Ein toller Blick der sich uns auftut. Doch dann kommt ein eiskalter Wind auf und wir versuchen schnell in die Bergflanke unseres Weges zu kommen. Mir wird es zu kalt, ich steige ab, um etwas zu führen und wieder wärmer zu werden. Doch irgendwann muss ich wieder aufsteigen, denn ich habe nicht die Kraft meine Zottel hier auf 3000 m den Berg hochzuziehen.  Selbst Peter ist es ausnahmsweise mal nicht zu heiß und führt ebenfalls. Die ersten Schnee bedeckten Gipfel rücken näher und die Bachläufe fangen an zu vereisen. Hier könnte man meinen wir seien in der Schweiz, nur die Wegweiser für die Wanderer fehlen. Auf dem Pass sind die Bachläufe völlig vereist und wir stehen auf dem Jasil Kol Dabaa Pass auf 3317m. Da darf es bei Herbstbeginn auch kühler sein. Wir hätten bei schönem Wetter eine fantastische Aussicht. Wir machen schnell ein Foto und steigen ins Tal hinab in der Hoffnung, dass es etwas wärmer wird und wir Gras für die Pferde finden. Das mitgebrachte heiße Wasser – sprich Erbsensuppe - aus der Thermos belebt die Geister wieder. Wir kommen in ein tiefes gelegeneres Tal an einigen kleinen Seen vorbei bis wir an den Bsau Khol kommen. Strahlend blau liegt er umgeben von farbenprächtigen Bergen. Man könnte meinen die Maler hätte hier über jedem Berg einen anderen Farbtopf ausgekippt. Doch dieser ist nicht unser Tagesziel. Die Sonne strahlt vom nunmehr wolkenlosen Himmel, nur kommt jetzt ein eisigkalter Wind auf. Nach 2h kommen wir an den Dalla Khol unser Tagesziel. Doch wo Übernachten? Mitten auf dem freien Feld ohne Schutz bei dem Gebläse? Wir haben mal wieder Glück. Ein Kasache kommt auf uns zugeritten, der dabei war seine Ziegen zusammenzutreiben. Er lädt uns in sein Ger zum Abendessen ein, nur das liegt noch am ganz anderen Ende des Sees. Zähne zusammen beißen , Augen zu und durch. Wir kommen am Winterquartier der Familie vorbei und die Frau lässt alles stehen und liegen um uns einen Tee zu kochen. Für uns ist das Quartier super, doch die Pferde haben nicht viel zum nagen. Wir stellen sie am Berghang ab, da ist es etwas Windstiller. Wir sind froh endlich aus dem Wind zu kommen und freuen uns über den Chai und das frisch gebackene Brot. Der Käse ist hier durchaus genießbar, die Butter dafür wirklich sauer. Wir werden eingeladen im Ger zu schlafen und diesmal werfe ich auch meine Bedenken über Bord mit so vielen Leuten unter einem Dach zu schlafen. Mir graut es die Zelte bei dem Sturm aufstellen zu müssen. Uns ist nach dem Tee schon viel wohler und wir verräumen unser Gepäck. Das Abendlicht und der See laden wieder zum Fotografieren ein.  Die Nacht im Ger verlief überraschend ruhig, kein Geschnarche und auch die Kinder sind sehr ruhig. Berdibek  durfte im Bett schlafen, hat aber trotzdem gefroren, weil er seinen Schlafsack nicht benutzte, sondern nur eine dünne Decke. 

 



Dienstag, 30.8. Dalla Khol – Sur Khol  

 

Als wir aufstehen und nach draußen gehen gibt es eine eisige Überraschung. Der Bachlauf, der am Abend noch Wasser führte, war nun komplett durchgefroren. Es muss an die –10°C gehabt haben und so schnell taute es auch nicht auf. Auch im Ger ist es nicht sonderlich warm und der Ofen braucht eine Weile, bis er Wärme abgibt.  Das Wetter ist wie ausgewechselt, sonnig ohne ein Wölkchen, dafür kalt aber der Wind hat deutlich nachgelassen. W ir satteln unsere Pferde, die zu kurz gekommen sind. Sie laufen überraschend gut voran. Vielleicht haben wir sie zu gut gefüttert? Denn die Rennpferde bekommen auch einen Tag lang nichts zu saufen, damit sie schneller laufen.. wer weiß?  

 

Beim ersten guten Gras machen wir dennoch 30 min Fresspause für die Pferde. Peter wollte ein 2. Frühstück, da wir das ursprünglich so geplant hatten. Olivia und ich wollen nicht wirklich was, da wir im Ger gut gefrühstückt hatten. So ziehen wir am Dalla Khol entlang, immer wieder durch Sumpfwiesen und den vereisten Bachläufen entlang. Ab und an liegen wieder Skeletteile rum. Zimperlich darf man hier nicht sein. Die Landschaft ist grandios. Mich erinnert es etwas an Nevada und Painted Desert, so bunt wie hier alles schimmert. Die sand farbenen Berge spiegeln sich im tiefblauen See und davor steht eine Ziegen- und Schafherde.  Wildgänse fliegen schnatternd auf, wenn man ihnen zu nahe kommt. Danke Peters GPS können wir von den Pfaden abweichen und den schöneren Aussichtspunkt erklettern. So können wir einen Blick auf die schneebedeckten Berge zurückwerfen. Auf der anderen Seit ist ein riesiges Tal, in dem ein einziges Quartier steht, in der Ferne ein Hirte, der 3 Yaks zusammentreibt.  Im nächsten Tal treffen wir einen Nomaden mit seinem rotbunten Pferd, der seine riesige Schafherde zusammentreibt. Die Fragen sind immer wieder die Gleichen, woher, wohin und auch warum machen wir Urlaub in der Mongolei? In diesem Tal ist die Aussicht auf Wasser schlecht. Ich mache zu Mittag meine Flasche Wasser leer, was ich später fast noch bereue. Wir schauen einem Motorradfahrer zu, wie er mit mehreren Kanistern beladen aus einem kleinen Lock Wasser holt. 1km weiter kommt der nächste angefahren. Das kann heiter werden. Doch wir wollen zum See und denken da bekommen wir auf jeden Fall Wasser. Falsch gedacht! 5 Adler fliegen über uns weg, die Nomaden ziehen ab und wir sehen ein einsamer Ger auf der anderen Talseite. Der Bachlauf ist ausgetrocknet. Wir traben wie die letzten Mohikaner auf den See zu. Die Pferde saufen das trübe Wasser, denn sie haben Durst. Nur wir kommen nicht mal durch den Matsch an einigermaßen klares Wasser. Gras gibt es hier richtig fett, aber wir brauchen Wasser. Peter und Berdibek schauen auf der anderen Seeseite, ob es dort einen Zulauf hat. Fehlanzeige... uns bleibt nichts anderes übrig, als im Ger nachzufragen, die müssen ja irgendwoher Wasser haben. So treiben wir unsere hungrigen Pferde die paar km bis zum Ger wieder zurück. Die Kinder spielen draußen, doch von den Erwachsenen lässt sich keiner blicken. Das kann heiter werden ist mein   1. Eindruck, doch der täuscht gewaltig. Als die Erwachsenen den Besuch endlich bemerken, werden wir zum Tee - diesmal ohne Milch, denn die Tiere sind schon weg - und zum Abendessen eingeladen. Sie warten auf den Fahrer, der den Ger abtransportieren soll und sind somit eigentlich den letzten Tag da. Wir hatten mal wieder Glück. Sie zeigen uns wo das Wasser ist, bzw. der Mann fährt sehr gerne mit seinem Töff durch die Gegend und bringt uns Wasser. Wir satteln die Pferde ab und Olivia reitet mit Berdibek wieder an den See, damit sie fressen können. Ich werde sie mit unserem Guide später wiederholen, da er Angst hat, dass sie geklaut werden, was ich mir hier nicht so vorstellen kann, aber auch unser Gastgeber meint, wir sollen sie wieder holen. OK, der sollte es wissen. Sie werden mit dem Töff zurückgebracht. Peter flickt ein paar Riemen und ich halte unsere Erlebnisse fest. Wir dürfen wieder im Ger schlafen. Wir verstauen unser Zeugs und nehmen nur das Notwendigste mit rein. Ein UNO-Spiel von Olivia wird mit das wichtigste Utensil an diesem Abend. Die Frau erzählt, dass sie gerne Gäste hat, und so fühlen wir uns gleich viel wohler. Sie macht ein Extraabendessen für uns. „Ein Kurdak „, das sind gebratene Nudeln mit Fleisch und Zwiebeln, himmlisch gut. Das wird unser Leibgericht. Olivia bringt Berdibek und den beiden Kindern das UNO bei und als ich fertig bin mit Schreiben kommen Peter und ich dazu. Es wird lustig und sie stößt auf Begeisterung der ganzen Familie damit.  

 

Wir bekommen unser Abendessen und danach holen Berdibek und ich die Pferde, bevor es stockduster ist.  Wir bekommen wieder das Töff als Taxi. Zu 3. da drauf alles kein Problem, Helmpflicht? Fragt keiner danach. Er fährt sehr umsichtig und kennt jede Bodenwelle. Wir traben im Dunkeln die Piste hoch. Mein Pferd fühlt sich deutlich sicherer als ich mich. Ohne Sattel im Trab im Dunkeln macht schon was aus ähnlich einer Geisterfahrt, nur spuckt es nicht. Während wir die Pferde holen, sollte die Frau das Abendessen für ihre Familie kochen, vergisst es aber vor lauter UNO spielen. Nach dem Essen spielen wir nochmals 2 Runden und die Kinder sind nun richtig fix dabei. Wir werden mit den ganzen warmen Mänteln der Familie versorgt. Diese Nacht sollten wir nicht frieren. 

 



Mittwoch, 31.8. Sur Khol – Tolbo Khol  

 

Peter hält es nicht länger als 7°° im Bett aus und steht auf. Der Familienvater auch. Peter versucht den Ofen anzuwerfen. Die Frau grinst sich eins aus dem Bett heraus und auch wir schauen interessiert zu. Nur es will nicht richtig gelingen. Den Yakmist anzufeuern ist anscheinend nicht so leicht. Der Mann kommt, nimmt ein Stück einer alten Gummisohle, zündet es and und so fängt der Haufen an zu brennen. Wir stehen auch auf und schon bald ist der Tee fertig. Unter Mithilfe der ganzen Familie sind wir bald startklar. Fotos von allen und dem Töff und dem Mann mit seinen Kindern und dem Versprechen, welche zu schicken. Wir hoffen, dass sie auch wirklich zu den Leuten kommen. Da aber alle irgendwann nach Olgii kommen, sollte es möglich sein, dass Berdibek sie irgendwann verteilen kann.  Diese Familie zieht nun eh nach Olgii über den Winter und will nächstes Jahr zurück nach Kasachstan.  Wir gehen zunächst an das Wasserloch das Berdibek gezeigt bekommen hat und dann suchen wir auf dem Weg zum See nach der Flasche, die Olivia am Tag zuvor verloren hat. Berdibek und ich steuern plötzlich beide auf ein braunes Etwas zu und tatsächlich wir haben die Flasche gefunden.  Die Pferde sind wieder sehr zügig unterwegs, doch nicht füttern??? Allerdings lassen wir sie doch am nächsten Wiesenstück grasen. Ein Mann kommt vom Berg herunter für einen Plausch. Er erzählt, dass er einen Adler hat, mit dem er die Füchse erlegt hat und aus der seine Jacke gemacht ist.  Wir reiten am Tolbo Fluss entlang und nach der nächsten Biegung haben wir eine traumhafte Aussicht in das nächste Tal. Gers stehen am Wasserlauf dahinter die rotbraunen Berge und die Ziegenherde auf der anderen Seite. Die Yaks stehen im Wasser, um sich zu kühlen, denn die Sonne brennt vom Himmel. Wir kommen von den hohen Bergen in tiefere Gefilde und sehen nun auch immer mehr Gers in den Tälern, die nochmals das Quartier bis in den November aufschlagen, bevor sie endgültig in die Winterquartiere umsiedeln. Peter kürzt die Mittagspause ab, wir verstehen nicht warum, nur um Batterien zu laden, die Eile? Er macht Tempo voran und als wir um 3 Uhr nachmittags an einem wunderschönen Grasreichen Platz mit sauberem fließendem Wasser kommen, bleiben Olivia und ich zurück. Peter und Berdibek reiten ohne Gepäck nach Tolbo City. Wir machen nach gut 1 Woche Waschgang. Es ist sonnig und gut warm, endlich mal wieder Haare waschen. Ich zieh mich gerade an, als ich aufschaue, haben wir Zuschauer. Es ist eine ganze Herde Yakbabys. Nur gut, dass kein Hirte dabei ist. Wir bauen die Zelte auf, was auch nur zu 2. geht, fangen an unser Zeug zu verstauen, als von dem Ger eine Horde Jungs mit neugierigem Hello anrückt. Damit hört die Konversation aber auch schon auf. Sie ziehen bald wieder ab, als sie merken, dass bei uns nichts zu holen ist. Wir fangen an Wasser zu kochen, denn wir haben ja Zeit und haben gerade den Cappuccino eingeschenkt, als wir die Männer kommen hören. Wir hatten auf einen gemütlichen Frauennachmittag gehofft! Bald ist das Wasser heiß, für das Abendessen. Peter war einkaufen und bringt Cola, Saft und Kekse mit. Berdibek gratuliert mir zum Geburtstag und ich muss leider sagen, dass ich erst am nächsten Tag habe. Nun war der Einkaufsbummel verständlich. Wir sitzen in der Abendsonne und genießen die letzten wärmenden Strahlen. Im Zelt saßen wir schon genügend, als es draußen zu ungemütlich war. Ich gehe mit den Männern noch auf einen Plausch zu den Nachbarn. Olivia bleibt zurück und lernt Vokabeln für Südamerika. Wir werden zum Chai eingeladen und bekommen noch Un Kurdak vorgesetzt, schade dass wir schon gegessen haben, es schmeckt lecker, denn wir probieren höflicherweise und ich hätte gerne mehr davon gegessen. Interessant ist, dass wir fast in jedem Ger einen TV und Videorecorder und Solar finden. Auch hier kommt die Energiewende, zwar nur mit 1 oder 2 Birnen aber immerhin. Die Leute nutzen draußen zur Arbeit das Tageslicht, solange es geht und dann wird gegen 21Uhr das Abendessen zubereitet und die Milch verarbeitet. Peters Hut sorgt immer für Staunen und die Kinder sind Stolz als er ihnen den Hut aufsetzt und wir Fotos machen. Der eine Mann ist Adlerjäger und der Adler sitzt gerade mal ein paar Meter von uns entfernt. Wir müssen unseren Weg im Dunkeln durch die Hubbelpiste zurückfinden, dann noch einige Bächlein über-springen. Bei Tageslicht war es für mich nicht einfach aber im Dunkeln den Männern hinterher hecheln, war noch ein wenig schwieriger. Wir kommen wohlbehalten zurück. 




Donnerstag, 1.9. Tolbo Khol  

 

Die Sonne kommt früh zum Vorschein, da das Tal weitläufig ist. Zur Feier des Tages gibt es eine halbierte Kerze, denn sonst hätte sie im Mini Cake, der als Kerzenständer dienen musste, nicht gehalten. Für jeden gibt es einen kleinen Minikuchen und dann reiten wir bald los nach Tolbo City , denn Peter muss seine Batterien, die er zum Laden dort gelassen hat wieder abholen. Hier ist richtig was los. Wir sind auch auf der Hauptverbindungsstrasse Olgii - Ulaan Bator . Jedes Auto wirbelt ordentlich Staub auf. Wir stellen die Pferde ab. Berdibek bleibt bei ihnen und wir gehen die Geschäfte anschauen. Im 2. treffen wir auf eine Frau, die sehr gut Englisch spricht. Sie ist Englischlehrerin. Bei ihr könnte Berdibek noch Unterricht nehmen. Peter fragt nach einem Kashmirfell für mich, aber die sind alle in Olgii und da kommen wir wieder hin. Ich wollte meine Fellsammlung aus jedem Land auffrischen und Kashmir würde für die Mongolei gut passen. Ein Kamel wäre zu groß! Wir kaufen 4 Snickers zur Feier des Tages und werden ja richtig verwöhnt. Als Peter seine Batterien im anderen Geschäft abholen wollte, sollte er 10$ fürs Laden zahlen und das war ihm definitiv zu viel. Berdibek musste vermitteln. Auf 5 Dollar konnte man sich dann einigen. Wir kommen ans Ende von dem kleinen Städtchen und Peter benutzt noch das öffentliche WC. Nur die Mauern sind hier nicht für seine Körpergröße gemacht und so schaut immer etwas mehr raus als gewollt. Die Landschaft ist karg, trocken und staubig. So ziehen wir den ganzen Tag am Tolbo Khol entlang, über Mittag bekommen wir Chai bei einer Familie. Hier hängt ein Fell von einem Tier, welches wir nicht zuordnen können. Der Mann hat es mit einem Steinwurf erlegt? Peter zeigt seine Fotos und wir müssen abbrechen, denn als ein weiterer Gast hinzukommt, müffelt der so stark, dass wir fluchtartig das Ger verlassen. Dafür bekommen wir im nächsten Ger noch frischen Ayran. Olivia will nicht, ich probiert etwas und ich leere ihre Schale auch noch. Gegen Abend wird es wieder schwierig Gras für die Pferde zu finden. Wir fragen in einem Ger und müssen wieder ein paar km zurück. Dort erwartet uns eine Gruppe Jungpferde, die das Geschehen spannend finden und zwischen unseren Pferden rumtoben. Zum Abendessen gibt es Trekkingmahlzeit mit Elch, dass Peter extra mitgenommen hat und als Dessert noch meinen mitgebrachten Sauerkirschlikör. Berdibek schmeckt er nicht, er bekommt dafür den letzten Kuchen. Es wird wieder windig und Wolken ziehen auf, aber es bleibt warm und nachts regnet es etwas. 




Freitag, 2.9. Tolbo Khol – Sar Khol  

Am Morgen haben wir wieder Sonne pur, keine Spur mehr von dem Regen. Der trockene Boden saugt alles auf.  Wir bekommen Frühstück in dem Ger, wo wir am Abend zuvor nach Gras gefragt haben. Wir fragen nach dem toten Pferd, das wir ca. 200 m vor dem Ger gesehen haben. Das wurde von einem Wolf gerissen. Angeblich gibt es hier viele Wölfe. Das war allerdings schon vor Monaten, aber die Sonne konserviert hier alles richtig gut und die Trockenheit trägt auch nicht zur Verwesung bei. Der gute Mann hier wollet nun 10 Kamele für Olivia bieten. Die Preissteigerung ist immens. Wir sind gespannt, wie das weiter geht. Wir kommen über einen kleinen Pass in ein grünes Tal und ziehen da Stunden entlang. Man kann verstehen, warum die Menschen früher glaubten, die Erde sei eine Scheibe. Man sieht nichts außer dem Horizont und so ziehen wir dahin. Die Luftlinie nach Zost Erek geht nach rechts und mein Pferd will permanent dahin, nur da sind ein paar kleine Hügelchen  dazwischen, die wir umgehen sollten. Es ist wieder mühsam die Pferde davon zu überzeugen, in die andere Richtung zu gehen. Wir müssen auf die Strasse, die gerade neu gebaut wird und sehen zum Teil vor lauter Staub nichts mehr. Riesige Bagger schütten Steine auf und ein paar Arbeiter winken uns zu.  Es geht auf 12 Uhr zu und weit und breit ist kein Gras zu sehen. Wasser gibt es auch nicht. Wir müssen an den Sar Khol kommen, sonst sieht es wieder düster aus. Ein paar Touris aus Olgii halten mit ihrem Auto an, für einen Plausch. Peter muss schnell was beim Packpferd festzurren. Derweil schnappen sie sich Peters Pferde, einer setzt sich drauf und der andere macht Fotos! Alles nicht so eng sehen.  Mir hat wohl die Sonne zugesetzt, ich fühl mich nach der Mittagspause schlapp und will baldmöglichst den Rastplatz erreichen. Wir kommen an einer Herde von 11 Kamelen vorbei, die zum nächsten Ger am Sar Khol gehören. Bald darauf sehen wir den Sar Khol, im Vordergrund ein Ger, auf das wir zureiten. Kurz zuvor hat es saftigstes Gras und ein Bächlein. Wir liegen erst mal in der Sonne und genießen die Ruhe. Olivia macht einen Waschgang. Nach 2 l Wasser geht es mir wieder besser. Wir bekommen Chai im Ger, werden allerdings nicht zum Essen eingeladen. Der gute Mann bietet 12 Kamele, wir lachen und sagen, dass wir nur 11 gesehen haben, denn die gehören zu ihm. Er hat den Kamelhengst und die Jungtiere auf einer anderen Weide. Das Geschäft kommt trotzdem nicht zustande. Wir haben noch genügend Trekking Mahlzeiten dabei, die wir kochen und fließend Wasser haben wir auch vor unserer Zelt Tür, so können wir bei warmem Wetter wieder mal draußen sitzen und den Sonnenuntergang erleben.  So langsam geht unsere Reise dem Ende zu und wir verteilen die restlichen Vorräte großzügiger. Wir wollen es nicht wieder mit heimnehmen. Berdibek erklärt mir noch die unterschiedlichen Verfahren der Käseherstellung: Beim Akirimchik , weißer Käse wird die Milch gekocht, eine Schale Ayran dazugegeben, gefiltert, d.h. Wasser abtropfen lassen. Der Rest ist der Käse, der in der Sonne getrocknet nach 10 Tagen hart ist. Somit erklärt sich der Härtegrad der Käsesorten.  Dem Khurt , Steinkäse, wird mehr Ayran zugegeben und zusätzlich wird er gestampft, dann 5h gekocht und nach dem Filtern getrocknet. Er ist 1 Jahr haltbar. Kein Wunder, man ist ihn auch nicht schnell herunter. Er wird in Tee eingeweicht und dann langsam gelutscht.  Beim Khizil irimchik , dem roten Käse, ist das Verfahren gleich wie beim weißen Käse, nur wird er 4h lang gekocht. Er ist etwa 10 Tag weich und schmeckt sehr würzig, ähnlich wie Maggi. Er ist 3-5 Monate haltbar.  Das Essen ist hier sehr einfach, aber nahrhaft. Es gab für uns 3 verschiedene Gerichte mit etwas unterschiedlichen Zutaten. Das Grundgerüst sind immer die Nudeln, Schaf- oder Ziegenfleisch, ein paar Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln. Nur einmal bekamen wir Reiseintopf.  Balau war der Reiseintopf; Kusche, der Nudeleintopf und Un kurduk die gebratenen Nudeln, unser Favorit.  Im Vorfeld hatten wir nicht viel Gutes über die mongolische Küche gehört, bzw. in unserem Fall eher die Kasachische, doch wir waren positiv überrascht, wie gut wir versorgt wurden und uns eigentlich nicht wirklich was gefehlt hat. Man muss ich nur an den vielen Teekonsum gewöhnen.  Diese Menschen hier leben schon seit Jahrhunderten mit ihren eigen hergestellten Produkten. Milch von Yaks, Ziegen oder Schafen, Ayran , der Joghurt ebenfalls; Butter und Schlagrahm.  Etwa pro Woche wird eine Ziege oder ein Schaf geschlachtet und die Fleischteile hängen im Ger an der Wand, Luftgetrocknet. Da es zu unserer Zeit keine Fliegen gab und recht kühl war, hat es auch nicht gerochen. Wie es im Sommer bei anderen Temperaturen ist, wissen wir nicht?  Plastik kommt aus der Neuzeit und muss verbrannt werden. Abfall gibt es normalerweise nicht viel. Die angebotenen Säfte in den Supermärkten sind alle abgelaufen, wenn wir sie gekauft haben.  Wir hatten immer ein Entsorgungsproblem, der Recyclinghof war nicht vorhanden!  Man kann mit deutlich weniger auskommen als wir glauben.   

 



Samstag, 3.8. Sar Khol – Zost Erek  

Der letzte Tag unserer Rundreise. Es war warm diese Nacht, wir waren nur noch auf 1800m. Die Nacht war sternenklar und man konnte sehr gut die Milchstrasse erkennen. In der Ferne blinken immer wieder Lichter der Autos auf, die die große Strasse benutzen. Wir ziehen am See entlang Zost Erek entgegen. Peter wollte über einen anderen Pass und ich wundere mich über die eingeschlagene Richtung. Doch heute soll Berdibek führen und der hat sich für einen weniger steilen Pass entschieden. Wir kommen zunächst in das Tal, in dem der Kamelhengst stehen soll, doch wir sehen ihn nicht. Wir reiten weiter und das Tal wird weitläufig und trocken. Ich dachte, dass mein Pferd heute flott zulaufen würde, da es endlich heimgeht, doch leider Fehlanzeige. Es zottelt gemächlich vor sich hin. Über einen lang gezogenen Aufstieg kommen wir endlich zur Passhöhe und ebenso lange dauert es, bis wir wieder ins Tal hinunterkommen. Unterwegs treffen wir einige Hirten, die hier mit ihrem Kamel und ihren Tieren Rast machen. Der Ofen aus dem Ger, wird auch hier aufgestellt. Das Teewasser kocht schon. Wir erfahren von den Hirten, dass unser Pferdemann schon nach uns Ausschau halten lässt. Wir kommen nach Zost Erek aber der Ger steht nicht mehr am gleichen Platz. Wir müssen Fragen. wohin die Familie gezogen ist. Nur ein paar hundert Meter weiter nach Norden. Wir reiten dem Fluss entlang und Bidan kommt im Sonntagsanzug und Schlappen auf seinem Schimmel entgegen geritten und ist sichtlich froh seine Pferde gesund und munter wieder zu haben. Wir satteln schnell ab, die Pferde werden einfach laufen gelassen, sie sind ja daheim! Wir werden in den Ger gebeten, Bidan scheucht Olivia und mich auf die Frauenseite, Peter und Berdibek auf die Männerseite. Sie haben Besuch von Nachbarn und Freunden. Ca. 20 Menschen sitzen in dem vollen Ger. Wir sind etwas überrumpelt und es ist richtig heiß hier drin. Peter geht flüchten, um sich seiner 2 Shirts zu entledigen. Ihn haben sie ganz nach hinten zu den Atas, den älteren Männern auf einen Stuhl gesetzt. Ata bedeutet der Ältere, Apa , die ältere und Apakei die jüngere. Uns wurde noch viel mehr erklärt, aber die vielen Bezeichnungen konnte ich mir nicht merken. Wir verstehen im Ger nicht viel, doch nach einiger Zeit erhebt der Älteste im Ger sich, verbeugt sich mit betenden Händen vor dem Gastgeber und verlässt wortlos den Ger. Es spricht sich schnell herum, dass wir wieder hier sind. Bidan hat uns ja auch schon von weitem erkannt. als er uns entgegenkam. So kommt der Besitzer des Packpferdes vorbei und auch der des Schwarzen Ponys. Sie sind alle froh ihre Pferde wieder zu haben. Wir dachten die Pferde gehören alles Bidan. Mein Pferd gehört ihm auch nicht, sondern dem Fahrer, der uns gebracht hat. Peters Pferd hat in einem Rennen den 1. Platz gemacht, was wir gerne gesehen hätten, dieses Pferd in voller Aktion, denn es war nicht bereit schnell zu laufen. Meines hatte den 2. Platz gemacht, wobei ich ein paarmal gemerkt habe, dass der gut zulaufen konnte, wenn er wollte! Wir mussten den Leuten nur noch klar machen, dass wir die Pferde noch mal 2 Tage brauchen. Es gab ein paar Missverständnisse wegen unserer Reisedauer. Wir wollten eine 2 Tagestour machen, haben uns dann aber auf 2 Tagesetappen geeinigt. So konnten ohne Gepäck reiten und unsere Zelte stehen lassen. Wir nutzen die warmen Sonnenstrahlen und gehen am Fluss baden. Herrlich so frisch gewaschen und frische Wäsche anzuziehen. Die Zelte werden begutachtet, als wir sie aufstellen. Peter spielt mit ein paar Leuten Volleyball, ich entziehe mich, da ich das Spiel noch nie wirklich mochte. Berdibek sagt uns, dass sie ein Schaf schlachten wollen, und das wollten wir uns anschauen. Dem Schaf wird die Kehle durch-geschnitten und es blutet aus. Man kann schon verstehen, warum Schächten bei uns verboten ist. Es vergehen einige Minuten, bis das Schaf tot ist. Ausgenommen ist es schnell, das sind sie richtig flott. Der Schafskopf wird über dem Feuer gebraten. Um an das Gehirn zu kommen, schnippelt der Mann an den Ohren rum. Wir beobachten das Geschehen gespannt und hoffen, dass wir nicht doch noch in die Verlegenheit kommen, Schafsaugen essen zu müssen. Wir finden tatsächlich noch jemanden, der die Tombra, das hiesige Musikinstrument spielen kann. Der Besitzer, des Packpferdes braucht eine Weile, bis er sie gestimmt hat und spielt dann für uns ein Stück. Wir applaudieren und er verlässt fluchtartig den Ger. Zu Abend essen wir getrennt. Die Besucher im Nachbar Ger und wir bei Bidan, der Olivia drängt nebenan ein paar Fotos zu machen und dann werden wir wieder weggeschickt. Wir bekommen den Schafskopf vorgesetzt, lehnen die Schafaugen aber dankend ab. Die Männer geben uns die nicht fetthaltigen Teile vom Fleisch ab. Jeder nimmt sich einen Knochen vor, die auf einem Teller liegen und die Fleischstücke werden abgeschnitten, der Rest wandert wieder auf den Teller. Wir zeigen Fotos von unserer Tour und die Bilder von Tavan Bogd wollen alle sehen. Die Überraschung ist gross, als wir die Bilder zeigen. Die erste Frau, die uns so liebenswert bewirtet hat, ist die Schwester unserer hiesigen Gastgeberin. Sie freut sich, als wir ihr die Bilder zeigen und erzählen, dass es ihr gut geht. Der Ausflugsplan für die nächsten 2 Tage wird besprochen. Am nächsten Tag begleitet uns Bidan und führt uns zu Adlerhorsten in den Bergen und wir werden wilde Zwiebeln sammeln. Den letzten Tag werden wir wieder alleine das Tal hinunter nach Bujond reiten. Dann gehen das Packpferd und der Schwarze an ihre Besitzer zurück. 




Sonntag, 4.9. Zost Erek – Adlerberg – Schopkar täs  

Überraschung, die Pferde sind weg! Der Schwarze, der angebunden war auch. Er hat seinen Pflock rausgerissen und ist heim zu seiner Stute. Da er nicht gehobbelt war, scheint es einfach gewesen zu sein. Unsere sind bei ihrer Herde. Bidan macht sich zum Frühsport auf, die Pferde einzufangen. Wie verschaffe ich mir Arbeit?   Der Opa beobachtet das Geschehen mit seinem Fernglas. Bidan schafft es Peters Pferd zu fangen, setzt sich drauf und versucht die ganze Herde in unsere Richtung zu treiben. Peter und Berdibek wollen ihm helfen, doch unsere Gauner rennen trotz Seil im gestreckten Galopp an ihnen vorbei. Müde? Nicht die Spur! Der Schimmel von Bidan lässt sich gar nicht einfangen. Berdibek geht hinter ihm und der Herde her, Peter läuft unseren den Fluss runter hinterher. Olivia und ich harren der Dinge. Bidan kommt angeritten, wirft mir das Seil von Peters Pferde zu und ich kann schauen, was ich mache, kein Wort verstanden. Er scheint nur nicht glücklich über die Aktion gewesen zu sein. Wir satteln Peters Pferd, ich wollte ihm zu Hilfe kommen. Da erscheinen die Männer aber auch schon mit den Pferden im Schlepptau. Wo sie die eingesammelt haben, hat sich unseren Augen entzogen. Peter steht auf der anderen Flussseite und will keine nassen Füße. Ich reite rüber und gebe ihm sein Pferd. Nur wenn ich ihm den rutschenden Sattel zum Aufsteigen halte, wie komme ich aufs Pferd. Ich schaffe es doch ohne Sattel aufzuspringen, wir reiten rüber und satteln unsere Zottels. Bidan hat mittlerweile auch gefrühstückt und wir können mit 15 min. Verspätung losreiten.  

Bidans Schimmel ist sehr flott unterwegs und wir haben Mühe unsere mithalten zu lassen. Wir kommen in ein wunderschönes abseits gelegenen Tales. Der Weg ist mit Gesteinsbrocken gespickt, so dass die Pferde aufpassen müssen, aber darauf wird wenig Rücksicht genommen. Sie laufen unbeirrt über das Geröll. Bidan macht an einem Seitental halt. Nun löst sich das Rätsel über das Fell, das wir gesehen hatten. Er erschlägt ein Tier, das recht langsam den Berg hochklettert und ihm zu entkommen versucht. Es dauert, bis das arme Tier tot ist und dann können wir erkennen, dass es sich um eine Wildkatze handelt. Wir wundern uns über diese Art der Katze, da sie so langsam ist und recht kurze Läufe hat. Er hat sie nur wegen des Felles getötet, der Rest gibt wohl Hundefutter. Wir haben da so unsere eigene Meinung dazu, aber andere Länder andere Sitten. Wir lassen die Pferde an einem Stein angebunden stehen. Sie warten geduldig bis wir wieder kommen. Zu fressen gibt es nichts. Wir klettern den steilen Bergpfad immer höher und sehen die Adler über uns kreisen. Bidan bittet uns leise zu sein. Auf den rotbraunen Felswänden sieht man die weißen Hinterlassenschaften der Adler. So können wir immer wieder welche auf dem Anflug beobachten und welche die über unsere Köpfe dahinziehen.  So abseits gelegen hätten wir das nie gefunden ohne ortskundigen Führer. Berdibek erzählt, dass es zum Fangen eines Adlerjungen bis zu 4 Männer braucht. Sie müssen gut beobachten, welches sie wollen, denn man kann nur die Weibchen für die Jagd brauchen, da sie stärker sind als die Männchen. Man fängt sie Mitte Juli, ca. 1 Monat nachdem sie geschlüpft sind, da kann man die Weibchen von den Männchen unterscheiden. Die Weibchen sind stärker und schneller als die Männchen und haben einen  grösseren Körper. Sie können bis 8 kg schwer werden und die Männchen an die 6 kg. Es braucht dann etwa 1 Jahr Training, bis man sie einsetzen kann.  Wir gehen weiter, um die Zwiebeln zu suchen. Der Weg geht über Stock und Stein zunächst abwärts und um Bidans Tempo zu halte, n muss ich immer wieder hinterher traben. Ich frage mich, warum ich bisher auf Wegen daheim abgestiegen bin. Peter gibt es auf zu Fuß hinterher zu kommen, da sein Pferd sich eh nur ziehen lässt! Wir kommen in ein wildzerklüftetes Tal, die Sonne brennt vom Himmel und wir fangen an zu schwitzen. Wir machen Rast mitten im Geröll. Die Pferde haben eine Ladung Heu gefunden, die verloren ging und machen sich darüber her, während wir unser Mittagessen zu uns nehmen. Bidan probiert viel von unseren Sachen. Beim Pumpernickel, meint er nur wir sollen morgen richtiges Brot mitnehmen. Ich habe nichts dagegen, nur wir müssen unsere Vorräte aufessen. Wir kommen an Zwiebelfeldern vorbei. Berdibek und Bidan stechen aus und sammeln fleißig ein. Hätten wir noch einen 2. Spaten, hätten wir helfen können, so aber genießen wir die Aussicht und machen Fotos von der wunderschönen Gegend. Die Pferde sind in dem Gelände unglaublich trittsicher. Sie weichen den sehr häufig vorkommenden Löchern der verschiedenen Tiere geschickt aus. Mitten auf dem Berg zieht Bidan sein Handy raus und fängt an zu telefonieren, Berdibek natürlich auch. Ich kann es kaum glauben!  

An einem schönen Punkt sehen wir die ganze Strecke bis ins Tal nach Zost Erek und Saksai hinab. Wir machen ein paar Gruppenfotos. Bidan will auch welche machen aber sie werden leider alle unscharf. Ganz so leicht ist es nun doch nicht. Wir kommen wieder an einem Winterquartier vorbei. Der Weg ist gespickt mit Gestrüpp, das sich in den Schuhen und Socken verfängt. In einem der Häuser haben anscheinend Mäuse Heu angesammelt! Wer hat nun von wem was abgeschaut, die Mäuse von den Menschen oder umgekehrt.  Wir folgen weiterhin dem Pfad durch das duftende Gestrüpp, es riecht wie im Kräutergarten. Bidan möchte, dass wir hier Fotos machen, na so spektakulär ist dieser Weg für uns nicht, aber wir machen Fotos.  In flottem Tempo geht es zum Ger. Wir bekommen Tee, um unsere trocknen Kehlen zu spülen. Wir gehen zum Besitzer des Packpferdes, um ein paar Fotos von seiner Familie zu machen. Sein ganzer Stolz ist ein altes verbeultes Auto. Das muss mit drauf. Hier sehen wir auch sein 2. Pferd, das genauso lange Zehen hat wie unser Packpferd. Wir versuchen ihm zu erklären, dass die Hufstellung nicht gut für das Pferd ist und um dem ganzen Nachdruck zu verleihen, wird Peter zum professionellen Schmied deklariert. Männerwelt!   

Wir bekommen dann auch noch Chai und wiederum Fleisch vorgesetzt. Wir sind satt und wissen, dass noch Abendessen ansteht. Sie geben sich Mühe. Er spielt nochmals auf der Tombra für uns und dann seine 2 Töchter, die dazu noch singen. Wir sind fasziniert. Peter bringt mit Berdibek später ein paar Geschenke rüber.  Bidan holt uns ab und wir gehen zu seiner Werksatt im Winterquartier. Ein recht komfortables Haus mit vielen Zimmern, nicht wie bei uns aber für die dortigen Verhältnisse ordentlich. Er zeigt uns Fotos von seinen Pferden, die Preise gewonnen haben. So ein Rennen geht über 30km und kleine Jungs und Mädchen reiten die Pferde ohne Sattel. Hut ab! Der Gewinner kann bis zu 1000 $ abkassieren, was von der Größe des Rennens abhängt. Er zeigt uns seine Schmitte, wo er aus Baustahl die Hufeisen schmiedet. Dann klettern wir zu einer Höhle im Berg, die angeblich von einem buddhistischen Lama bewohnt war. Das Tal war ein buddhistisches Zentrum, wann? Wir der Lama da rein und raus gekommen ist, keine Ahnung? Wir gehen zurück und das kleine Mädchen sammelt in ihrer Schuluniform Yakmist ein. Morgen beginnt die Schule für sie.  Am Ger wird schon wieder ein Schaf geschlachtet, diesmal extra für uns. Doch noch Schafsaugen?  

Nein, wir haben Glück, aber wir wissen nun, was mit den Innereien passiert. Die werden gekocht und alles zusammen mit dem Hirn und Bries auf einer großen Platte serviert. Für mich sieht es nach einer undefinierbaren unappetitlichen Masse aus. Berdibek fischt für mich etwas Braunes raus. Ich bin skeptisch und dann positiv überrascht, es ist ein Stück Leber und schmeckt richtig gut. So nehme ich gerne mehr davon. Das weiße schwabbelige lasse ich gerne liegen. Hier wird alles verwertet. Danach bekommen wir Kusche, so wird das nichts mit den verlorenen Pfunden, dien kommen schnell wieder drauf, wenn wir so weiter essen. Die Frau hat nun noch richtig viel Arbeit mit dem geschlachteten Schaf, da sie am nächsten Tag noch das Mädchen zur Schule bringt. Mit Bidan sind wir am Schäkern und der Opa sitzt auch immer dabei auf dem Stuhl. Sie wollen nun 20 Kamele für Olivia bezahlen. Jetzt wird es richtig spannend. Dank dem vielen Tee muss ich nachts natürlich wieder raus. 

Montag, 5.9. Zost Erek – Bujand  




Es hat abgekühlt. Mich treibt es um 7°° aus dem Bett. Um 8°° gibt es Frühstück. Diesmal sind unsere Pferde da, wir haben sie wieder angebunden. Berdibek bekommt den schnellen Weißen und wir wie gewohnt unser 3 Braunen.  Wir folgen dem Saksai River nach Bujond . Mein Pferd läuft sehr flott zu und ich wundere mich, finde es aber angenehm. Wir kommen an einem kleinen See vorbei, den wir tags zuvor schon von oben gesehen haben. Er liegt inmitten von 4 Hügeln eingebettet. Wir folgen dem Fluss in das Dorf Zost Erek ,. Es ist ein Feriendorf für Kinder. Es können auch Touristen kommen, nur wie man das buchen soll, ist uns unklar.  Das Tal wird enger und wilder und wir lassen die Pferde vorwärtslaufen, was manchmal wie Achterbahn ist, denn sie kennen die Wege besser, als wir und wenn sie meinen, der Pfad geht nach links, dann gehen sie nach links, auch wenn wir meinen es ginge nach rechts. Wir treffen auf 2 Hirten, die an einem Engpass die Schafe durchtreiben. Die 2 sitzen gemeinsam auf dem Pferd und kommen mit uns mit. Der Ältere ist zu Besuch aus Kasachstan hier. Er bleibt bei der Herde und der Jüngere kommt mit uns. Olivia und ich machen uns einen Spaß mit ihm, um die Wette durch den Busch zu reiten. Er grinst sich eins, denn er ist deutlich im Vorteil, da er den Weg kennt. Berdibek und Peter folgen etwas gemächlicher. Doch insgesamt sind wir sehr schnell über Stock und Stein auf engen Pfaden, entlang der Schlucht unterwegs. Peter erzählt Berdibek, dass das unser normales   Tempo sei, der verdreht aber nur die Augen. Wir haben unseren Spaß bei der Sache. Nach ca. 1h treffen wir auf eine Familie, die gerade versucht 2 Fohlen einzufangen. Wir helfen mit, aber die Tiere sind schnell. Es vergeht einige Zeit, bis wir die beiden Wildfänge haben. Sie kommen aus den Bergen und es ist das 2. Mal dass sie eingefangen werden, damit sie sich an das Angebunden sein gewöhnen. Berdibek macht einen Salto bei der Aktion. Als wir merken, dass ihm nichts fehlt, müssen wir lachen. Das war filmreif. Olivia hatte ihre Kamera leider schon weggepackt. Wir bekommen Chai in den Ger, die in einem kleinen Wäldchen versteckt liegen. Der ältere Mann bietet nun für uns beide zusammen 60 Kamele, hui jetzt wird es spannend. Ich erkläre ihm, dass er mit uns jeden Tag um die Wette reiten muss. Am Nadam, am grossen Volksfest der Mongolen, gibt es ein Wettrennen zwischen Männern und Frauen, wenn der Mann gewinnt, darf er die Frau umarmen und wenn die Frau gewinnt, darf sie den Mann mit der Peitsche hauen. Der Mann hat nun schon gehört von unseren Reitkünsten, so dass es nicht mehr allzu ernst ist mit den Kamelen. Als wir etwas später an seinen Kamelen vorbei kommen können wir auch nur 24 zählen. Hätte eh nicht gereicht!   Wir schaffen es tatsächlich die 23 km nach Bujond zu traben, trinken einen Saft, sind Dorfgespräch und nehmen zurück den kürzeren Weg über den Berg. Nun merkt der Schimmel, dass es heimgeht und zieht an. Meiner will nicht mehr. Später kommt raus, dass er dem Fahrer gehört, der in Bujond wohnt. Der Rückweg ist nur 19 km, aber dafür geht es den Berg hoch. Wir kommen wieder ins Tal und Olivia und ich lassen unsere Pferde laufen und so kommen wir vor den Männern an. Bidan lacht nur. Gegen den Weißen hätten wir keine Chance gehabt.  Peter meint das nächste Mal brauchen wir 4 Pferde, die so eifrig laufen, wie der Weisse.  Wir satteln sie ab, sie laufen davon und das wars dann. Der Abschiedsschmerz war nicht sonderlich groß.  Wir waschen uns am Fluss und packen unser Zeugs zusammen. Viel ist es nicht mehr, zumindest bei mir. Peter verschenkt großzügig. Ich fange an mit Tauschhandel, da ich aus Kirgisien die Erfahrung gemacht habe, dass es nicht alles auf dem Markt gibt. So tausch ich meine Sigg Flasche gegen handgemachte Yakhaar Verzierung. Im Nachbar Ger hat doch tatsächlich jemand ein gegerbtes Kashmirfell. Ich glaub es kaum. Berdibek erzählt stolz, dass er von 20 auf 15 $ den nicht Touri Preis gehandelt hat. Er lernt dazu und ich komme an ein sehr schönes kleines Kashmirfell. Nun haben die Leute erkannt, dass man mit uns Geschäfte machen kann. Es wird richtig nett. Bidan macht uns den Chai, da die Frau noch nicht zurück ist. Er fängt an das Fleisch für Un Kurduk , die gebratenen Nudeln zu schneiden. Das hatte Olivia sich gewünscht. Bidan macht sich einen Spaß mit Olivia und mir. Er zieht ihr einen dicken warmen Mantel an und mir als Apa einen anderen und ich bekomme noch zu Alters Ehren einen verzierten Gürtel dazu. Mir wird bald richtig warm in dem Mantel und ich muss mich von dem Mantel trennen. Die Frau kommt recht spät und hat richtig zu tun, um unser Abendessen zu machen. Es schmeckt superlecker und wir genießen die letzten gebratenen Nudeln.  Ich will noch meinen Schlafsack verkaufen, doch den will Berdibek als 2. haben damit er nicht so friert. Ist gut so er hat es sich verdient. Der Abend vergeht mit Fotos anschauen und Scherze machen über unser Wiederkommen in die Mongolei.  

 

Wir warten auf Ainabek der uns mit dem Jeep abholen kommt. Alles in allem sind es 5 Tage, die wir die Gastfreundschaft zu viert geniessen. Am Abend vor dem Rückfahrttermin frage, ich was wir für die 20 Übernachtungen bezahlen sollen. Bidan geht und fragt seine Frau und kommt zurück mit der Antwort, dass es 64 USD ausmachen würde. Ich kann es nicht glauben, und als er mich fragt, ob er statt des Geldes mein DIY Zelt haben dürfte, war ich froh es ihm geben zu können. Materialwert war 250.-- Euro plus die Arbeit. Ich fühlte mich besser, allerdings nur kurze Zeit, denn 10 Minuten später kam Bidan ganz betrübt zurück, und meinte seine Frau bräuchte das Geld, um einkaufen zu gehen morgen. Wenn sie mit uns in die Stadt fährt. Ich geb ihm 65 USD und das Zelt dazu. Jetzt ist einer richtig happy. Und ich auch. Am nächsten Morgen, schaut Bidan ganz schön übernächtigt aus der Wäsche, und reicht mir freudenstrahlend ein handgeschmiedetes Messer mit Horngriff, dass er auf seiner Esse in der Nacht gefertigt hat, um es mir als Gegengeschenk zu verabreichen.  

Als Ainabek ankommt, schaut der Jeep nicht sehr vertrauenswürdig aus, mit dem er uns nach Bayan Olgii fahren will. Vor allem sein linker Vorderreifen ist nur noch Leinwand, der Gummi fehlt komplett. Wir weigern uns einzusteigen und beharren, darauf, dass der Reifen gewechselt wird. Widerwillig nimmt er den Reservereifen, der zwar Slick-mässig aussieht, aber immerhin noch Gummi aufweist, und wechselt den Reifen.  

Wir fahren zurück nach Bayan Olgii und stellen mit Entsetzen fest, dass die Uhrzeit inzwischen eine Stunde vorgerückt ist, und wir 1 Stunde zu spät sind. Am Flughafen angekommen, ziehen die Frauen alle Klamotten an, die sie nicht in ihr Gepäck bekommen, da nur 20 kg erlaubt sind. Wir werden schon erwartet und gebeten schnellstmöglich zum Flieger zu eilen, damit gestartet werden kann. Kaum sind wir angeschnallt, hebt der Flieger ab und bringt uns nach Ulaan Bataar. Wir übernachten, bei Freunden von Berdibek und fliegen am nächsten Tag zurück nach München. 

 



 

 
 
 

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