2006
Ein neues Jahr, ein neuer Versuch.
Nachdem der letzte Anlauf tragisch gescheitert ist; zwei der Pferde meines Freundes aus Ungarn sind an Vergiftung gestorben, kurz bevor wir aufbrechen konnten - haben wir uns dieses Jahr intensiv auf die 1000 km Alpen vorbereitet. Wir, das sind Pat Bohnert aus Freiburg mit Domingo ihrem Araber und Szabo Szolt mit Linda, seiner Ungarischen Halbblutstute und ich selber mit Flash, ebenfalls Araber. Zur Vorbereitung waren wir an Ostern für 8 Tage unterwegs durch die Lüneburger Heide an die Ostsee geritten. Flachland und Ausdaueraufbau, dann am 1. Mai im Schwarzwald, Schnee und Höhentraining, sowie auf der Schwäbischen Alp und zweimal in den Schweizer Bergen im herrlichen Engadin. Alleine schaffen Flash und ich nun 120 km in zwei Tagen mit 4000 Höhenmetern und ausser, dass Flash noch ein wenig Gewicht zulegen darf, sind wir fit und bereit für unser grosses Abenteuer.
17.7.
Szabo Zsolt, mein ungarischer Freund meldet sich mal wieder in höchster Not. Hier seine Geschichte:
Es geht um Linda. Wir haben gut trainiert.... Und sie ist super gelaufen.... ausser in letzter Zeit... Sie wird immer langsamer und ich weiss nicht was ich tun soll....
Ich habe den Tierarzt gerufen... Er hat mir erklärt, dass ich Linda leider nicht mitnehmen kann... Deshalb muss ich leider den Ritt wieder absagen.
Was hat der Tierarzt denn als Begründung gesagt ? Antwort: Sie ist im 10. Monat tragend.
Nun, diesmal waren wir vorbereitet. Pat und ich haben bereits einen Haflinger im Auge gehabt, der als Ersatzpferd in Frage käme. Wir rufen den Eigentümer an und können das Pferd für Szabo kaufen. Er ist mit dem Preis einverstanden und vertraut uns, mit dem Pferd.
22.7.06
Sechs Uhr. Wir sind gestern nach langer heisser Fahrt hier in Siggenham angekommen. Der Tross fährt heute zurück. Und Szabo wird sich mit seiner Anja auseinander-setzen dürfen. Sie ist ein klasse Pferd, die aber ihren Mann / Frau fordert. Stefan wird uns heute ein Stück entgegen reiten. Für heute gut Ritt.
23.7.
Sonntag. Unserem Alpentiger geht es gut. Sie ist noch etwa vorwitzig und brettert mit Pat in das dichteste Gestrüpp, um den Weg für die älteren Herrschaften frei zu schaufeln. Wir reiten ohne Gepäck und gönnen uns ungewöhnlich viele Pausen. Irgendwer hat seine Beziehungen zum lieben Gott spielen lassen, es war den ganzen Tag bewölkt und am Abend regnete es sogar leicht.
Stefan ritt uns entgegen und traf uns oberhalb von Niederndorf. Gemeinsam kehrten wir nach einem zischenden Bier bei Angerers ein und versorgten die Pferde. Ein Bad in der Eisenbahn Gumpe erfrischte herrlich. Prien Oberaudorf (Kiefersfelden) 38.4km / 878 hm
24.7.
Stripsenjoch Wilder Kaiser. Nach einem reichhaltigen Frühstück verabschiedeten wir uns vom Angerer-Hof, um über Kiefersfelden den Aufstieg zum Stripsenjoch in Angriff zu nehmen. Der erste Aufstieg liess schon die Herausforderung erahnen, die uns erwartete. Später ging es eben hinaus in ein enges bewaldetes Tal, von 2000ern umrahmt und über uns 600 m höher das Stripsenjoch. Stefan in seinem Bergschritt voran liess uns Staub schlucken, wir drei Flachländer hechelten hintendrein. Ein dreiviertel Stunden lang. Es war eine herrliche Aussicht, die uns erwartete. Nachdem wir schwitzend und mit hämmerndem Puls oben angekommen waren. Stefan hatte die Getränke bereits auf dem Tisch stehen. Anja hielt sich tapfer und erholte sich gut. Der Abstieg war leicht im Vergleich und wir fanden Unterschlupf beim Tieschlerhof, wo wir herzlichst bewirtet wurden. Kommentar von Stefan nach dem Vorlesen: das mit dem Staub ist gelogen: der Staub hat sich längst gelegt. Oberaudorf (Kiefersfelden) - Griesau
25.7.
Nach einem aufschlussreichen Gespräch mit dem Wirt in Griesau am Vorabend entscheiden wir uns nicht den Wanderweg zu nehmen, was uns einmal von der Route abgekommen, 4 Std Teerklopfen beschert. Endlich um 1 Uhr nachmittags sind wir an Kitzbühel vorbei und können unser Henlabjoch in Angriff nehmen. In Kitzbühl hat ein Bauer, die Mistgabel schwenkend hinter uns her gebrült. Keine Ahnung was er wollte.
Der Aufstieg ist sehr bequem im Vergleich zum Vortag fast autobahnmässig und wir kommen gut voran. Der Wirt auf der Hütten erinnert sich an den Hans-Peter und den Albert und lässt beide grüssen. Das Joch selbst ist nur noch ein paar hundert Meter geführten Aufstieg. Oben angekommen werden wir von einer Herde Pinzgauer Kühe begrüsst. Bullig und stoisch stellen sie sich genau auf den Zaundurchschlupf. Der Abstieg gestaltet sich spannend, da wir den Weg plötzlich nicht mehr sehen und ich nur auf mein GPS achtend, plötzlich mitten in der Sumpfwiese stehe. Nichts neues für Flash, der mal wieder wie ein Appaloosa daherkommt. Etwas später erreichen wir die Forsthofalm, wo wir übernachten werden. Urig. Griesau Forsthofalm (Hinterglemm) 119km 3625 hm
26.7.
Flash dackelt die halbe Nacht vor unserem Heustadl hin und her und hält mich wach. Wo sind die anderen Pferde? Flash sucht unsere Nähe, da ihm der Rest der Herde abgeht. Er findet raus, dass das Kraftfutter in Pats Taschen ist. Er gibt keine Ruhe, bis ich aufstehe und ihm seinen Heuhaufen zeige. Er frisst dort zufrieden, ich lege mich wieder schlafen, 5 Min später steht er wieder vor unserem Törl. Ich gebe auf und stehe auf. In der Früh, gehen Pat, Stefan und Szabo die Pferde suchen. Die Weide ist erheblich grösser als wir am Abend zuvor verstanden hatten. 45 min und etwa 200 HM später findet Pat ihren Schimmel am höchsten Punkt der Weide. Nach 12 Spiegeleiern ziehen wir um 8 Uhr von dannen. Der Weg ist breit und lädt zum Trab ein. Einzig Anjas wegen reduzieren wir das Tempo und gehen im Schritt den Berg hoch. Es ist herrlich kühl hier oben. Nach 3 Std erreichen wir die erste Passhöhe und geniessen die herrliche Aussicht. Über dem Panoramaweg erreichen wir endlich das Sommertor und dann beginnt der quälend lange und heisse Abstieg nach Uttendorf. Um 3 Uhr NM finden wir endlich eine Gaststätte. Das erste Radler wird von den Schleimhäuten absorbiert, erst das zweite kommt im Magen an. Wir pennen mit dem Kopf auf dem Bordstein und es ist mühsam wieder an’s Weitergehen zu denken. Abends um 6 sind wir in unserem Quartier. Wir treffen uns mit Hanspeter Ganter, der uns die Karten für den Felbertauern bringt. Stefan muss zurück und kann uns leider nicht länger begleiten. Wir tauschen 25 kg Kraftfutter gegen ein Abendessen und eine Topokarte gegen 2 Bier. Ein schöner aber langer Tag geht zu ende. Hinterglemm Uttendorf 152 km 4900 HM
27.7.
Wir leisten uns ein Luxushotel, das Hanspeter uns empfiehlt. Herrlich, saubere Socken, sauberes T-Shirt. Pat darf ihr Zaunsystem testen und findet in den Tiefen Ihrer Packtaschen sogar noch 7 Isolatoren. Unglaublich die Frau. Anjas Gurtdruckschwellung ist auf dem Rückzug dank Essig/Früchtejoghurtwickel. Dafür hat Flash jetzt ‘ne Druckstelle vom Gurt, den Anja anhatte. Wir beschliessen einen neuen Neoprenegurt zu besorgen. Und Bargeld brauchen wir auch. Völlig absorbiert von diesen beiden Herausforderungen, vergesse ich meine Akkutaschenlampe und darf zum früh morgentlichen Jogging zurück ins Hotel antreten. 1 Std später verabschieden wir uns vom Stefan Knoll und kaufen beim Neubauer in Mittersil einen neuen Neopreneggurt, Kühlpaste für Anja auf Pat’s Befehl und zwei Lederriemen legt der Sattler aus seinem Privatfundus dazu, damit meine Banane, die noch immer einen guten Teil von Szabos Gepäck beinhaltet, nicht dauernd verrutscht. Denn die Erdanziehung wirkt auch in den Bergen.
Der Weg zum Felbertauern beginnt mit einem heftigen Aufstieg, später werden unsere Trabbemühungen immer mal wieder durch ein Viehgatter unterbrochen. Ein Tor können wir in einem Bach umreiten, ein weitere ist mit einem Schloss versperrt. Weiss der Geier warum. Jedenfalls lassen wir uns durch so was nicht aufhalten und legen beim Gatter einfach Bretter drüber. Wir sehen die ersten Schneefelder in den Höhen und kommen nach einer kurzen Rast im Tauernhaus Spital an, wo wir den Pferden einen halben Tag Rast gönnen. Wir selbst nehmen ein erfrischendes Bad im eiskalten Gebirgsbach und geniessen die kühlen Temperaturen. Das Haus steht seit dem 12. Jh und ist eine Übernachtung wert. Die Bedienung, die Nancy aus Thüringen, ist sehr nett und zu unserer Begeisterung findet am Abend ein Fest zur Ehren 100 Jahren Bergwacht statt. Mit Orgelmusik. Handorgel. Super. Morgen um 6 gibt es Frühstück. Hanspeter liefert uns Kraftfutter frei Haus über den Pass. Die Pferde danken es Dir. Uttendorf Tauernhaus Spital 169 km 5349 hm.
28.7.
Ausgeruht und fit treten wir die Herausforderung der Alpen, den Felbertauern an. Der geteerte Weg führt bis zu einer Pferdeweide, deren Zugang mit einem stabilen Schloss verschlossen ist. Die zwei Braunen, der Schimmel und das schwarze Schetty waren begeistert uns auf ihrer Weide begrüssen zu dürfen, nachdem ich den vernagelten Nebeneingang geöffnet und natürlich wieder verschlossen hatte. Das Schetty verfolgte uns bis zu einem Weidezaun etwa 300 Höhenmeter höher, zur Begeisterung von Pat, die um ihren Domingo fürchtete. Der Aufstieg etwa 1100 HM verlief im ersten Teil gemütlich im Zickzack über eine Weide auf einem original Römersteig. Wir kreuzten ein Hochplateau mit herrlichen Seen und machten dort Pause, während ich den weiteren Weg erkundigte. Es fing zu nieseln an, so dass wir uns entschieden, den kürzeren, aber steileren Weg zu nehmen. Hanspeter hatte uns gesagt, dass es abenteuerlich werden würde - er hatte nicht übertrieben. Über Steinplatten, Felsbänder, Geröll und Schotterhalden ging es steil aufwärts, bis wir über ein Schneefeld unterhalb der St. Pöltner Hütte 2481 MüM rauskamen. Der Wirt freute sich riesig, wir waren die ersten Pferde seit 10 Jahren, die den Nordaufstieg geschafft hatten. Nach einer heissen Erbsensuppe stiegen wir auf der Südseite ab, wo uns schon nach wenigen 100 m ein Weg, Szabo nannte es eine Autobahn, begrüsste. Über den Venediger Weg, derselbige grüsste immer mal wieder rüber, kletterten wir ins Tal. Wo wir im Mattreier Tauernhaus Unterkunft fanden. Hanspeters Kraftfutter erwartete uns schon. Abends um 8 stiessen wir mit Christine aus der CH telefonisch mit einem Schnaps an. Tauernhaus Spital Mattrier Tauernhaus 193 km 37 h 7137 Höhenmeter
29.7.
Anja geht es blendend. Sie ist fit und erholt sich nach der Anstrengung sehr gut. Ihr Problem ist der Gurtdruck, der sich gestern zum Schlechteren entwickelt hat. Die Nacht über stehen die Pferde in einem Reitplatz, aber sie fühlen sich nicht wohl. Dazu regnet es die ganze Nacht und in der Früh holen wir die Pferde in den Stall, um Domingos Gummilatschen neu festzunageln und aufzusatteln, Der Noriker Hengst im Stall brachte Anja lautstark seine Begeisterung zum Ausdruck. Szabo organisierte einen Gepäcktrans-port nach Feld, so dass Pat ohne Sattel mit Anja die 25 km reiten konnte. Da es regnete, waren ihre Hosen im Nu nass. Alles Weitere kann man sich denken. Sie schaffte es auf Anjas Rücken einige enge Stellen zu bewältigen, bevor sie an einem Tor mit dem Fuss hängen blieb und vom Pferd rutschte. Ansonsten hielt sie bravourös im Schritt, Trab und Galopp mit uns mit. Etwa 6 h später treffen wir im Gasthof Steiner ein, wo die Pferde in neuen Boxen bestens versorgt werden. Unsere Gastgeberin wäscht uns die Wäsche und wir schlüpfen nach einer heissen Dusche in trockene Klamotten. Wir werden heute besprechen, wie es weiter geht. Mattreier Tauernhaus Feld (Kals) 220 km 41h 7450 hM
30.7.
Um 0500 weckte Pat mich und entschied, dass es Zeit sei, die Pferde zu füttern. Was blieb mir übrig, ich stand ebenfalls auf und um 0630 nach einem ausgiebigen Frühstück, bestehend aus zwei Cornys und feucht getrockneten Aprikosen sowie Thermos Kaffee, den uns die Wirtin vom Talschlussrestaurant als Entschädigung für ein überteuertes Essen preiswert überlassen hatte - und der zu unserer Überraschung sogar noch warm war - brachen wir im trüben Licht der Morgensonne auf. Wir hatten etwa 48 km und 1200 hm vor uns - so trabten wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit, um noch vor Mittag in Sylvester Alp zu sein. Es war ein herrlicher Ritt, nur unterbrochen von einem zweiten Frühstück, in einem noblen Hotel am Weg und der Pause zu Mittag, damit die Pferde grasen konnten. Durch ein wunderschönes Tal gelangten wir auf die Alp, um von dort den Abstieg ins Tal Richtung Innichen in Angriff zu nehmen. Wie alle Abstiege gestaltete sich auch dieser sehr lang, da wir um einige Höhenmeter zu verlieren 2-300 m Serpentienenweg unter die Hufe bzw. Schuhe kriegen mussten. Die herrlichen Ausblicke auf die Dolomitten und die drei Zinnen entschädigten für die Distanz. Ein letzter Aufstieg von 400 hm nach 40 km machte uns und den Pferden doch zu schaffen und wir waren froh als Sexten und Moos auf ebener Strasse endlich näher rückten. Wir ritten auf dem Weg einem Zaun entlang, der am Boden lag. Da der Weg einen riesigen Bogen machte, entschied ich eine Abkürzung über die Weide zu nehmen. Plötzlich höre ich schwere Hufe donnern und eine Frau schreien. Sie steht hinter einem Baum und hat Panik. Vom Berg runter kommen drei Noriker angeflogen. Instinktiv richte ich Flash nach oben, um den Norikern entgegen zu reiten. Als ich jedoch die Hufe mit den zarten Beinchen meines Arabers verglich, entschied ich abzusteigen und mich mit einem dicken Ast zu bewaffnen. Ich trieb die Noriker wieder den Berg hinauf, als eine Stimme schrie: was machst du mit meinen Pferden. Ein Bauer stand zwischen mir und der noch immer schreienden Frau. Ich erklärte die Situation und er beruhigte sich wieder. Die Frau verschwand wortlos und er bot uns an, wir könnten auf seinem Stall übernachten, er würde uns einen Ballen Heu besorgen. Die Pferde standen geschützt im Morast, und wir lagen auf einem Sägemehlhaufen. Morgen warten die Drei Zinnen auf uns. St. Martin Moos (Sexten) 311 km 57 h 10106 HM
31.7.
Um 7:30 sind wir gesattelt und rücken ab in Richtung Fischleinboden und drei Zinnen. Die Pferde machen nicht den frischesten Eindruck, also fangen wir recht früh zu führen an. Der Aufstieg mit 1200 HM ist sehr bequem und gleichmässig ansteigend. Nebel und Wolken sorgen einerseits für erträgliche Temperaturen, andererseits verdecken sie die Aussicht auf’s heftigste. Auf der drei Zinnenhuette angekommen, fängt es zu regnen an und die Aussicht verschwindet gänzlich in Wolken und Nebel. Die Pferde laufen bestens hinter uns her, nur einmal wird es laut als Pat Domingo heftig schimpft, weil der ihr ein weiteres Mal auf den Fuss gestiegen ist. In Durrboden angekommen lassen wir die Pferde grasen und traben dann die Strecke bis zur Fattoria Meneguto südlich von Cortina durch. Die Pferde laufen was das Zeug hält und wir erreichen unser Ziel 90 Min später. Einer der Gäste übersetzt für mich und wir kriegen die Pferde bestens versorgt. Wir hatten heute kein Frühstück und der Magen hängt auf Tiefgang, als wir um 1700 unsere erste Mahlzeit zu uns nehmen. Wir sitzen in einem Weinrestaurant und werden von der ehemaligen Wirtin, die jetzt Bedienung macht bedient. Die ist so hektisch, da bin ich eine Schlafmütze im Tiefschlaf. Aber wir bekommen was zu essen und ein italienisches Ehepaar aus Venedig setzt sich zu uns an den Tisch. Es entwickelt sich ein herzliches Gespräch und wir geniessen den Abend. Die Bedienung wird ruhiger, wie der Abend fortschreitet und nach dem Dessert erhalten wir sogar 2 Grappa aufs Haus. Da unser neuer Freund noch eine Runde bestellt, habe ich ganz schön einen in der Krone, als wir uns auf den Heimweg machen, auf dem wir uns prompt verirren und nur über Umwege in dunkelster Nacht wieder zurückfinden. Wir schlafen in luftiger Höhe auf einem im Freien stehenden überdachten Heustock. Es regnet heftig, als wir uns zu unserem Nachtlager aufmachen wollen, also warten wir bis es etwas nachlässt. Es tropft von den Bäumen auf das Plastikdach, was den Eindruck von beständigem Regen hinterlässt.Nach der Pizza bin ich trotz zweier Cappuchino so schlaf lastig, dass ich den Blog nicht zu Ende schreiben kann. Sorry Leute, ich muss da morgen nochmals drüber. 356km 64 h 11700 hm.
2.8.
Das Frühstück und der Kaffee heute morgen waren gut. Die Rechnung gesalzen. Irgendwie muss bei der Übersetzung untergegangen sein, dass die 56 E pro Person und nicht pro Zimmer gemeint waren. Wir lassen uns dadurch nicht die Laune verderben und machen uns auf den Weg nach San Vitto di Cadore, um von dort den Passo di Rutorto zu erklimmen 1946 MüM. Forno di Zoldo und der Monte Pelmo warten. Ich schreibe dies auf einem feuchtkalten Schotterweg sitzend, die Pferde grasen friedlich im Wald, während die Feuchtigkeit langsam die Hose durchdringt. Tut mir leid Leute, es ist Zeit weiterzugehen.
Der Aufstieg zum Refugio Venezia Passo Rutorto war lang, 900 hm und die Pferde sind merklich müde, als wir oben ankommen. Der Steig sehr schmal und einmal vor Pat gar nicht mehr vorhanden, nachdem Flash die letzten Reste ins Tobel geschoben hatte. Nach einiger verbalen Aufmunterung fasste sie sich ein Herz, machte die Zügel lang und überquerte den Abhang vorsichtig. Domingo sah das etwas anders und rannte Pat fast über den Haufen, um zu seinem Flash zu gelangen. Gut gegangen, ausser Adrenalin ist nichts geflossen.
Die Aussicht auf den Pelmo und die gegenüberliegenden Berge entschädigen für alles. Die Leute sind alle begeistert, über die belle Cavalli und gratulieren uns laufend zu unserer Leistung. Sie können es kaum glauben, wenn wir erzählen, woher wir kommen und wohin wir wollen. Der Abstieg nach Zoppe di Cadore war schön, aber recht rutschig, da es heftig geregnet hatte. Dann die Strasse, die wir führend und später reitend bis nach Forno zu erklopfen hatten. Wir waren die Sensation in jedem Dorf, dass wir durchritten. In Forno sahen wir ein einzelnes Pferd auf einer Weide stehen und fragten nach dem Eigentümer. Anabelle, eine Engländerin mit italienischer Mutter hatte das Pferd erst vor wenigen Tagen von Belluno hochgebracht. Unsere Pferde durften wir auf einen abgetrennten Teil der Koppel stellen. Wir selber wurden zu Anabelle nach Hause eingeladen. Abendessen gabs in der urigsten Kneipe im ganzen Tal. Es gibt nur ein Menue: Polenta, drei Sorten Fleisch, Bohnen und Krautsalat, gebackenen Käse, Eis zum Dessert und Cabernet de la Casa und Grappa, alles a Discrétion für 15 E pro Person. Es wurde ein lustiger Abend mit der ganzen Familie von Anabelle. Cortina Forno die Zoldo 395 km73 h 13000 hm.
3.8.
Special greetings to the two girls of Zoldo Valley. And Thanks again for your hospitality.
Überraschung am Morgen. Die Pferde stehen alle gemeinsam auf einer Weide und grasen friedlich nebeneinander. Von wegen Pferde putzen vor dem Aufsatteln. Beide sind klatschnass vom Regen und es schaut auch nicht danach aus, als ob es so bald aufhören wolle. Dies sind die Tage an denen das Motto lautet: When the going gets tough, the tough get going. Auf der Strasse Richtung Langarone, durch zwei kleine Tunnels - wir freuen uns, dass Leuchtreflektoren und Warnweste nicht unnütz mitgeschleppt wurden. Den Pferden passt das Wetter auch nicht und sie trotten missmutig talwärts. Endlich die schon längst versprochene Bar, wo wir uns aufwärmen bzw. frühstücken können. Die Chefin fährt auf unsere Bitte hin ihren Mini aus der Garage, damit wir die Pferde dort unterstellen können. 2 Capucchini, 1 Apfeltorte und 1 Gerstensuppe später, binden wir unsere Weggenossen wieder los, überqueren den Fluss und können nun auf der alten Strasse, wenigstens ab und zu etwas Traben. Unten im Tal zeigt uns ein netter älterer Herr, der auch due Cavalli Bianca hat, eine Abkürzung ins Tal. Leider beinhaltete diese auch 200 m Höhendifferenz. Ohne mindestens 1 h klettern am Tag, scheine ich nicht mehr sein zu können, so dass wir uns freuen, als endlich die Piave und ihr fast 500 breites Flussbett uns zum Traben einlädt. Querfeldein, jeder Pfad der nach Süden führt, wird genommen, während der Regen auf unsere Regenmaentel prasselt. Zwischendurch entscheiden die Pferde, dass es jetzt genug sei, und bleiben unter einer Baumgruppe einfach stehen. Über die Brücke und wieder runter in das Flussbett reiten wir etwa 3 km auf breitem Schotterweg, als wir realisieren, dass wir durch den Fluss müssen - dieser aber inzwischen zu einem braunen Strom angewachsen ist. Also umkehren, die ganze Strecke retour und dann durchs Dorf nach Ponte nelle Alpi und weiter nach Modolo. Endlich klart es ein wenig auf und wir können unseren Regenschutz abnehmen und aufs Gepäck schnallen. Ich bin froh Löcher in meinen Stiefeln zu haben, so kann das Wasser wenigstens abfliessen. Szabo ruft an und erzählt, dass es Anja gut geht, sie wird täglich ohne Sattel geritten und die Wunde verheilt gut. Szabo wird sich am Sonntag auf den Weg machen und uns am Mittwoch westlich von Toblach treffen. Nach 50 vorwiegend nassen km sind wir fast am Ziel. Die Pferde versorgen und in trockene Klamotten sind die zwei beherrschenden Gedanken, während wir fast eine Stunde auf unsere Gastgeber warten. Um ca 21 Uhr gibts Steak zur Feier des Tages. Morgen ist Ruhetag für Ross und Reiter.
5.8.
Wir sind in Venedig. € 5.5 für 90 km pro Person und Weg . Es geht also doch. Zugfahren preiswerter als Auto. Wir treffen Alberto, ein Bekannter von Pat und werden die Lagunenstadt besichtigen. Flash und Domingo sind happy auf ihrer Weide. Am Mittwoch treffen wir Szabo und Anja wieder. Arreviderci oder so….
6.8.
Der Tag fing gut an. Der Wecker läutete nicht und meine innere Uhr streikte ebenso, da es Sonntag war. Frühstück stand schon auf dem Tisch, denn Miarri Fulchio unser Gastgeber, war extra früher aufgestanden. Gentleman der er ist, liess er sich nichts anmerken und verabschiedete uns mit einer persönlichen Note an einen Freund, bei dem wir unbedingt übernachten mussten. Miari hatte uns mit den Worten ” impossibile” erklärt, dass unser Weg für Pferde nicht gangbar war, und uns empfohlen eine etwas längere Route zu nehmen. Etwas länger hiess rund 50 km, meist Teer an vielbefahrener Strasse. Viel Spass. Wir ritten nach Castion und von dort durch die Piave, welche etwa 30 m breit war. Die Pferde schienen zu spüren, dass es lange werden würde - sie gingen entsprechend bedächtig. Die Strasse konnten wir erst ab der Ortschaft Maas für kurze Stücke verlassen, der grösste Teil führte einfach auf der Strasse das Tal hoch. Angesichts der steil abfallenden Felswände und der tiefen Schluchten, in denen das Wasser wasserfallartig zu Tale schoss, waren wir doch sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Pat schien Venedig noch in den Knochen zu stecken, sie schien nicht auf Touren zu kommen und auf einem kurzen Anstieg am Fluss, schien sie nicht mehr weiter zu können. Trotzdem weiter mussten wir und so machten wir kurz Pause, tranken eine Cola, testeten die italienischen Toiletten und machten uns an den letzten Aufstieg des heutigen Tages 820 Höhenmeter auf 12 km, hoch zum Duran Pass. Die Berge um uns erglühte im Licht der Sonne und entschädigten uns für einen harten langen Tag. Das letzte Stück führten wir, obgleich es sich fast endlos hinzuziehen schien. Endlich oben, der Blick auf beide Seiten frei konnten wir unsere Pferde auf eine Weide stellen, die wir abzäunten. Ob Strom drauf ist testet Pat mit ihren Händen. Strom ist drauf. Morgen gehts wieder in den Berg. Wir haben genug Teer gesehen. Soro, genannt Classe, Miaris Freund meint, die Strecke ist schwierig, aber vielleicht machbar. Morgen werden wir wieder auf der Höhe von Schludderbach sein und tags drauf Szabo treffen. Modolo (Castion; Beluno) Duran Pass 495 km 90 h 15722 HM
7.8.
Die Pferde sind noch da, als ich um 05.00 h das erste Mal aufstehe, um nach ihnen zu sehen. Um 0600 h läutet der Wecker und wir füttern und tränken die Pferde. Flash hat einen kleinen Gurtdruck und Domingo eine Schramme in der Sattellage. Aber beides ist nicht weiter schlimm. Um 6.30 gibts Frühstück und um halb acht ziehen wir von dannen. Die ersten Bachläufe machen uns etwas Kummer. Aber nach einigen Adrenalinschüben sind auch diese bewältigt und der schmale Weg führt durch Wald hoch über der Strasse im Tal. Leider müssen wir ins Tal hinunter, nur um auf der anderen Seite wieder 1000 Meter hochzuklettern. Unten im Tal die Pferde grasen gerade auf einer kleinen Wiese als der Förster angedüst kommt. Jetzt gibts Ärger ist unsere Reaktion, als ein freundlicher Herr aussteigt und uns auf Deutsch zu unseren Pferden gratuliert und sich nach unserem woher und wohin erkundigt. Überhaupt sind die Leute echt begeistert, über unsere belle Cavalli und gratulieren uns zu unserer Leistung.
Heute ist Fussgänger Tag. Wir reiten gerade mal 5 km, die restlichen 21 km führen wir über Stock und Stein, entlang der Westseite des Monte Pelmo, 3000 m - in 1600 m Höhe. Es zieht sich unheimlich vor allem bis zur Fulmo Hütte am Fusse des Pelmo. Wir entscheiden hier zu übernachten, da Pats Fuss weh tut, und ich dringend, was zu essen brauche. Die nächste Hütte ist noch 10 km weiter, deshalb muss es nun gut sein. Auf der Hüttenweide werden wir von einer Herde Haflingerstuten mit ihren Fohlen begrüsst. Die Pferde geputzt und getränkt, bauen wir unseren Weidezaun etwas weiter unten auf, in der Hoffnung, dass die Kühe diese nicht einreissen werden. Duran Pass Huette - Citta di Fulmo Huette Zoppe di Cadore 520 KM 96h 17236 HM
8.8.
Heute wird ein wunderschöner Tag. Der Sonnenaufgang in den Bergen ist fantastisch. Wir holen die Pferde von der Weide, füttern und satteln auf, bevor wir zum Frühstück gehen. Heute stehen 3 Pässe mit zusammen 1700 hm und ca, 45 km an und wir werden Szolt und Anja wieder treffen. Den Pferden tut das viele Kraftfutter gut. Sie stehen gut da und haben kaum abgenommen. Der erste Übergang ist nach einer guten Stunde geschafft und vor uns liegt eine Alm, an der wir vorbeimüssen, bevor wir den zweiten Anstieg auf uns nehmen können. Der Blick in beide Richtungen des Überganges ist wunderschön. Am Schweif von Domingo lass ich mich den Berg hochziehen und bald ist die Alm erreicht. Jetzt geht es steil hinauf und wir lassen das sanfte Grün der Alm hinter uns. Wilde Felsschroppen türmen sich vor uns auf und ein ganzer Gebirgszug erhebt sich links von uns. Am Ambrizzole Pass treffen wir auf die ersten Turis und vor uns eröffnet sich die ganze Breite des Tales mit dem Rif. Lago an den Berg angeschmiegt. Da müssen wir runter, um auf der anderen Seite wieder hochzugehen. Der Abstieg ist eigentlich für leichtfüssigere Tiere gedacht, aber unsere beiden mutierten Gämsen schaffen es ohne Probleme. Wir erreichen die Passstrasse und queren diese. Wir kommen hinauf zum Rif. Angelo Donna, an dem reger Touriverkehr herscht. Wir genehmigen uns ein Bier und 5 km nach dem Riffugio sind wir alleine. Es geht hinauf zum Pass Col de Dosso und hinunter ins Travenanzes Tal. Es zieht sich lange dahin und wir machen Rast an einer kleinen Hütte. Die Querung des Flusses anschliessend ist nicht ganz einfach, aber unsere Pferde meistern es gekonnt. Wir führen den Berg hinunter und queren den Bach ein halbes Dutzend Mal. Plötzlich verliert Flash den Halt im Bachbett und rutscht auf den braunen Steinen den Fluss hinunter. Ich lasse nicht los und werde umgerissen, gemeinsam rutschen wir im Bach den Berg hinunter, bis wir unter einem Felsen landen. Der Fluss spült über Flashes Kopf aber das Sattelhorn klemmt unter dem Felsen fest. Pat kommt zu Hilfe und drückt mit ihren Füssen den Rücken des Pferdes ins Wasser, um ihn freizubekommen, während ich den Kopf über Wasser halte. Endlich frei spült uns das Wasser in die nächste Wassermühle. Während ich raus klettern kann, kämpft Flash um Halt in dem glatt polierten Wasserloch. Ich löse den Sattel und die Taschen und werfe alles ans Ufer. Während dessen Pat verzweifelt versucht, Domingo davon abzuhalten, zu Flash runterzugehen. Endlich kriegt sie einen Stein auf den Zügel gelegt und kann mir helfen kommen. Flash hat inzwischen aufgegeben und stehe seine Füsse eng zusammen im eiskalten Wasser. In dem Moment, wo alles verloren scheint, tauchen plötzlich wie aus dem Nichts 3 italienische Bergführer auf, 2 Männer und eine Frau und währen die Frau unverständliches ruft, kommen die beiden Männer zu mir runter geklettert und fragen, ob sie helfen können. Ich rufe Pat zu, sie soll mit der Frau meine Satteltaschen und den Sattel hochtragen, und bitte die beiden Männer, Ihr Seil unter dem Bauch von Flash durchzuziehen. Sie meinen, das würde ihn doch schmerzen, und ich stimme zu. Denn nur so krieg ich ihn wieder aktiviert, damit er versucht aus dem Loch raus zukommen. Ich steige zu ihm in die Mühle und stelle meine Füsse unter seine Hufe, damit er Halt findet und so kann er endlich sein Vorderfüsse hochbekommen und sich aus dem Loch herausziehen. Komplett verschrammt an den Beinen, aber sonst unbeschädigt führe ich ihn vorsichtig seine Füsse auf weisse Steine stellend, zurück hinauf, wo wir den Bach gefurtet haben, und Domingo auf uns wartet. Es dauert eine weitere Viertel Stunde bis auch Domingo auf der anderen Seite ist. Die braunen Steine sind mit Algen bewachsen, welche rutschig sind wie Schmierseife. Ich bedanke mit bei den Bergführern und sattle Flash wieder auf. Wir verlassen das Tal schnellstmöglich, um zum nächsten Rifugio zu gelangen, wo Szolt auf uns wartet. Mein Zeugs ist komplett durchnässt.
9.8.
Nach dem Abenteuer gestern machen wir heute einen halben Tag Pause. Leider haben wir keinen Empfang hier oben. Szolt bringt sein Gespann nach Toblach und versucht Batterien aufzutreiben. Denn beim Bad von Flash hat mein Akkuladegerät das Zeitliche gesegnet. Wir verarzten Flash und trocknen unsere Klamotten und machen ein Nickerchen in der Mittagssonne, nachdem wir Flash und Domingo in den Bach gestellt haben, um die Fesseln zu kühlen. Um 14:00 Uhr ist Szolt zurück und. wir brechen auf, als sich ein Gewitter über uns zusammenbraut. Der Weg auf die Sennesalm ist wie eine Autobahn, bevölkert von hunderten von Touris. Es fängt an zu regnen und die Tourifrequenz nimmt drastisch ab. Wir übernachten auf der Sennesalm und können nach einigen Bemühungen die Pferde in einem Kuhstall unterstellen und auf der Monte Sennesalm Heu für die Pferde besorgen. Szolt reitet hoch und bringt 2 Ballen. Wir geniessen. ein gutes Abendessen, während das Wetter draussen Kapriolen schlägt. Es ist 7 Grad. Wir haben heute die gewaltige Distanz von 6 km zurückgelegt. Morgen müssen wir etwas weiterkommen. Rif. Ra Stua - Sennes Alm
10.8.
Die Pferde stehen angebunden im ehemaligen Kuhstall, damit sie die vom Refugio eingelagerten Abfälle nicht auseinandernehmen. Pat hat es geschafft mein Vorderzeugs in ein Fass altes Öl zu tauchen. Sie durfte es deshalb selbst putzen. Der Weg war sehr steil, aber gut ausgebaut und auf der gegenüberliegenden Seite liess sich im Nebel die Ausmasse eines Gletschers erahnen. Der Weg führte zum Rif. Pederue und von dort weiter nach Badia. Trotz Karte und GPS habe ich es geschafft einfach ‘ne Stunde das falsche Tal runter zu reiten. Das Tal war so schön, dass ich die längste Zeit die Karte zu konsultieren vergass. Dies verursachte kein grösseres Problem, da wir einfach später am Tag in’s andere Tal nach Longiaru zur Sitting Bull Ranch rüber wechseln würden. In St Vigil schafften wir es noch in einen Sparladen, um Batterien zu kaufen. Das halbe Dorf wusste von unserem Besuch im Dorf. Auf ein weiters Mal kurvten wir eine Skipiste rauf um sie auf der anderen Seite wieder runter zulatschen. Die Sitting Bull Ranch mit Raimon, seinen Töchtern und seiner Frau begrüssten uns herzlich und gewährten uns und den Pferden Heuhotel für die Nacht. Beim Pizzaessen besprachen wir die Möglichkeit Trekkintouren von und in die Schweiz zu organisieren. Wir schlafen im Heu. Dem Hund scheint dies nicht zu passen, er bellt die halbe Nacht. Wir habe heute unsere 600 km vollgemacht und etwas mehr als 20000 HM geschafft. Im Schnitt machen wir 5.3 km die h inkl. der Höhenmeter. Wir schaffen ca. 30 km und 1000 HM jeden Tag, davon. etwa 3-4 h im Sattel, den Rest führen wir rauf oder runter während 3-6 h.
11.8.
Um 6.00 Uhr auf, füttern wir die Pferde und satteln auf, bevor wir den am Vorabend in der Pizzeria abgefüllten Kaffee zu uns nehmen. Es klart auf und wir reiten in Richtung Kreuzjoch auf 2200 m hoch. Der Weg wird bald sehr steil, so dass wir absteigen und zu Schweifhaltern mutieren. Die Pferde ziehen uns gleichmässig den Weg hoch während wir die tolle Aussicht geniessen. Am Kreuz angekommen breitet sich das Tal vor uns aus und wir haben die Hoffnung heute sogar den zweiten Aufstieg zur Seiser Alm packen zu können. Der Adolf Munkelweg macht uns einen dicken Strich durch die Rechnung, denn was auf der Karte wie ein leichter Weg mit wenig Gefälle und Anstiegen aussieht, entpuppt sich als zeitraubender Klettersteig, der auch noch mit zusätzlichen in der Karte nicht eingezeichneten Abzweigungen versehen ist. Promt steigen wir etwa 300 hm ab, um festzustellen, das dies zu früh war und wir wieder zur Broggleshuette hochsteigen dürfen. Wie wenn wir heute noch nicht genügend geklettert wären. Die Broggles Alm erweist sich als Tourizentrale Versorgungsstation, wo auch wir uns drei Radler genehmigen. Da die Wirtin unsere Pferde nicht innerhalb der Umzäunung haben möchte, entscheiden wir uns eine Abkürzung ausserhalb ihres kurzgemähten Rasens zu nehmen und finden das Tor zum Wanderweg verrammelt und zugeschraubt. Leicht gefrustet kehren wir um und reiten quer über das Gelände begleitet von Dutzenden Touris um oben am Brogglessasttel wieder auf ein zugeschraubtes Tor neben einem Viehrost zu stossen. Wir steigen ab, entledigen den Pfosten seiner Erdummantelung und öffnen das Tor mitsamt dem Torpfosten, welchen wir hinterher wieder in seine Position zurückschieben. Der Abstieg inmitten einer Völkerwanderung gab den beiden Knien von Szolt so viel Arbeit, dass dieser bald über Schmerzen klagt. Wir entscheiden den Abstieg auf der Schotterstrasse fortzusetzen, auch wenn dieser Weg etwa 6 km länger ist. Vergebens versuchen wir in St. Ulrich einen Stall für die Pferde zu finden und reiten weiter nach La Selva, wo wir in einem Reithotel für die Pferde Heu und Kraftfutter sowie einen Paddock bekommen, während wir nach einem guten Abendessen im Heu übernachten werden. 636 km 22541 hm Longiaru - La Selva
12.8.
Der Regen weckte mich um 5.45 und es war kalt in der Scheune, in der wir genächtigt hatten. Schnee liegt auf den Bergspitzen der gegenüberliegenden Talseite. Pat geht runter, um die Pferde in den Stall zu stellen, damit sie etwas abtrocknen können. Anja ist nicht damit einverstanden ein Halfter angezogen zu bekommen und zeigt dies deutlich. Ich gehe Pat helfen und gemeinsam kriegen wir die drei Pferde in den Stall, nachdem wir die Pferde des Hotels in ihren Ständern festgemacht hatten. Domingo hat Stress mit dem Ständernachbarn und frisst nicht, wenn Pat nicht neben ihm steht. Wir hatten vor, um 7.30 aufgesattelt zu sein, aber das Wetter setzte unserer Begeisterung Grenzen, so dass wir erst um Halb Neun losritten. Heute war es Wanderreiten mit der Betonung auf Reiten, denn dank des kalten Wetters hielt sich die Tourifrequenz in Grenzen und wir kamen gut voran. Der Aufstieg auf die Seiser Alm ging zügig voran auf breiten Schotterstrassen und bis auf die letzten Meter der Passhöhe und der darauffolgende Abstieg konnten wir alles reiten. Das Duron Tal war wunderschön, zumindest was wir durch den Regenvorhang davon erkennen konnten. Der zweite Tag auf dieser Reise, der richtig verregnet ist. Wir kommen am Nachmittag in Campitello an und entscheiden es gut sein zu lassen und hier Station zu machen. Auf der Happy Horse Ranch Fassa erhalten wir Heu und Unterkunft. 664 km 23443hm PS. Es ist Halb Zehn abends und es regnet noch immer. La Selva – Campitello
13.8.
Es ist eiskalt in der Nacht. Der Himmel klar und der Mond erhellt das Gelände. Die Happy Horses stehen 365 Tage im Jahr auf der Weide. Es gibt keinen Stall nur eine 30 m lange Raufe, vor der die Pferde angebunden werden. Szolt hat die ganze Nacht gefroren, und er braucht einige Zeit bis er wieder aufgetaut ist. Unsere Pferde binden wir an der Raufe an und füttern sie. Um sieben kommt unser Gastgeber und wir können unseren Pferden Kraftfutter geben, dass im Gebäude eingeschlossen war. Der Himmel ist klar und die weissen von der Sonne beschienenen Gipfel leuchten rund um uns herum. Ein fantastischer Tag wartet auf uns. Um acht Uhr ziehen wir los und der Flusslauf lädt zum Traben ein. Die ersten 18 km, bis Vigo sind schnell geschafft und wir machen uns an den Aufstieg zum Roda der Vael auf 2280 m Höhe. Die Sicht ins Tal ist berauschend, rund um uns herum leuchten die mit Puder weiss bestäubten Bergspitzen. Oben werden wir von Dutzenden Touris begrüsst. Der Abstieg über die Felsenwege ist schwierig, weil wir immer wieder den aufsteigenden Wanderern Platz machen müssen. Oberhalb vom Karer Pass angekommen, sind es noch weitere 15 km bis zur Shilo Ranch oberhalb von Steinegg. Wir traben, wo wir können, müssen aber immer wieder Absteigen, um Verbindungswege zwischen Forststrassen zu Fuss zu bewältigen. Früher als erwartet treffen wir auf der Shilo Ranch ein, die jedem Cowboy das Herz höherschlagen lässt. Im urgemütlichen Saloon warten wir bei einem kühlen Bier auf Tom und versorgen die Pferde. 710 km 24900 hm. Campitello – Steinegg
14.8.
Wir gehen zusammen mit Tom, seiner Frau und den beiden Kindern essen und erhalten am Abend noch eine Gasflasche von einem Freund damit wir warm duschen können. Wir sind so müde, dass wir jedoch auf’s Duschen verzichten und uns gleich im indianischen Tipi schlafen legen. Am Morgen tropft es mal wieder und Pat füttert die Pferde. Als sie duschen gehen will, ist der Gasdurchlauferhitzer nicht eingeschaltet und sie verzichtet auf die kalte Dusche. Erst als Szolt duschen geht, kriegt er den Boiler zum Laufen. Zu spät für Pat, die auf den Abend verschiebt. Nach einem reichhaltigen Frühstück von der Feldküche, konsultieren wir die Karte und entscheiden zu Gunsten der letzten Etappen auf das Rittnerhorn und die Villanderer Alm zu verzichten, und die 60 km ins Ultental in Angriff zu nehmen. Mit Rudi auf der Klamm vom Ultental ist geklärt, dass er uns zur Not abholen kommen kann. Tom begleitet uns ein Stück und wir nehmen den langen Weg nach Bozen und Meran unter die Fü.sse. Der Weg nach unten über Asphalt kündigt an, was heute auf uns wartet. Teer klopfen.
15.8.
Das Heubett lässt zu wünschen übrig, was jedoch nicht am Heu liegt, denn wie man sich bettet so liegt man. Und ich hatte schlecht gebettet. Zudem waren die Pferde (nicht unsere) sehr unruhig und machten viel Lärm auf dem Steinboden. Endlich war es sechs Uhr und ich brachte den Pferden ihre Ration Heu. Anja hatte am Abend zuvor Flash verschlagen, so dass dieser erst zum Heu zurückkam, als Anja sicher hinter einem Elektrozaun versorgt war. Pat brachte Kraftfutter, während ich Batterien nachlud und den Chip meiner Kamera auswechselte. Szabo mistet den Paddock und nach dem gemeinsamen Frühstück konsultierten Rudi und ich die Karten. Er erläuterte die Wege und wo wir übernachten könnten. Das Wetter war vielversprechend und wir ritten gemütlich das Tal hinauf, um dann bei St. Gertraud den Kirchtalweg hinaufzureiten. Das Tal war umgeben von Gras bewachsenen Bergen und die Tannen standen locker über das Tal verteilt. Ein Bach sorgte für kühle Luft, während die Sonne für angenehme 20 Grad sorgte. Während Domingo als Kutschenpferd an zwei Zügeln von Pat gelenkt den Pfad hinauf ging, hielt sie sich am Schweif von Domingo fest und führte gleichzeitig Anja. Szabo hing am Schweif von Anja und führte Flash, an dessen Schweif ich mich den Berg hoch ziehen liess. So lässt sich gut den Berg erklimmen und wir erreichen das Rabbijoch in 2449 m in Rekordzeit. Die Hütte war gut besucht und wir warteten eine Weile bis Szolt mit den Radlern ankam. Indessen hatte ein ital. Pappa Domingo für seine Tochter mit Beschlag belegt, und führte diesen unter den mit Leintüchern behangenen Wäscheleinen durch.
16.8.
Mittwoch Wir sitzen hier in der Küche der Cercen Alm am Herdfeuer und trocknen unsere Socken, Hosen und Schuhe. Franco, der Käser, hat uns zum Mittagessen eingeladen und wir sind dankbar darum, denn draussen scheint die Sonne in Strömen. Eines ist gut, wenn es so regnet, die Füsse werden fortlaufend gespült und bleiben sauber. Auch kann man das Durstproblem preiswert lösen, aus der Kapuzze lässt sich prima trinken. Und wie man sich über Kleinigkeiten freuen kann, zum Beispiel: trockene Socken, oder ein Teller Pasta. Franco der Käser, Roberto der Hirte und Alexio der Helfer legen sich schlafen, sie müssen heute Nacht die Milch des Abends noch verarbeiten, während wir die Küche etwas aufräumen und uns die Zeit bis 18:00 Uhr vertreiben. Heute regnet es nur einmal. Zwischendurch klärt es mal auf, um dann um so heftiger einzunebeln. Hoffentlich wirds morgen besser. Die Pferde stehen im grossen Kuhstall und mümmeln vor sich hin. Wir sind auf 2113 m und harren der Dinge, die da kommen werden. Franko zeigt uns wie er aus 500ltr Milch 35 kg Käse und aus der Molke nochmal eine Art Weich- oder Frischkäse macht. Die drei Jungs legen sich um 3 - 5 aufs Ohr, da ihre Arbeit erst um 22:00 Uhr fertig sein wird und sie um 5 Uhr wieder raus müssen. Wir schlafen in einem separaten Zimmer, das einer der Jungs für uns geräumt hat und stellen fest dass die Matratzen schon bessere Tage gesehen haben. Wir schlafen bis kurz vor Zehn, um dann mit den Jungs Abend zu essen. Es gibt Pasta und Hackbällchen, die sehr gut schmecken und es wird uns Wein eingeschenkt. 811 km 27703 hm Rabbi - Pejo
17.8.
Unsere Reise geht bald zu Ende. Wir haben Endspurtstimmung und obwohl die Zeit schnell vergangen ist, war jeder Tag aufgefüllt mit Erlebnissen, Erfahrungen, Menschen, Situationen und Ausblicken sowie Einsichten. So stellt Pat fest, das Vorderzeugs doch ganz nützlich sein kann - sie benutzt meins - dass die Gummischlappen an ihrem Domingo für diese Art Touren nicht geschaffen sind, das Gleiche gilt für ihre Schuhe, die bereits vor Venedig eine gebrochene Sohle aufwiesen. Und dass Abenteuerurlaub mit Übernachten unter Sternenhimmel genau dies bedeutet, Abenteuer: Schlafen auf dem Sägeberghaufen ist Komfort.
18.8.
Obwohl wir einen unserer Regenplanen auf dem Balkonboden ausgelegt hatten, war die Nacht zwar eine feuchte aber keine fröhliche Angelegenheit. Es tropfte die ganze Nacht auf’s Nachtlager und in der Frühe kroch die Feuchtigkeit endgültig in den Schlafsack hinein. Wir zogen uns unter dem ständig tropfenden Balkon an, und versorgten die Pferde, die sauber vom Dauerregen gewaschen dastanden. Frühstück bestand aus einer halben Cola pro Person. Um 8 Uhr sind wir unterwegs auf den Gaviapass, nochmal 2630 MüM und während des gesamten Aufstiegs war es neblig, regnerisch und kalt. Es gibt Brunch auf dem Gaviapass. Eine Tasse Cappucchio und Brötchen mit Käse und Salami von der Cernen Alm. Erst als wir den Pass überschritten hatten und Richtung Bormio unterwegs waren, lichtete sich der Himmel und die Sonne wärmte meinen Rücken. Das Tal hinauf konnten wir Traben und wenn es gut geht, werden wir heue mal wieder etwas mehr km schaffen und ein trockenes Quartier finden.
19.8.
Es ist nass draussen, trotzdem bekommt Domingo eine Dusche in der Frühe, um die Erde vom Reitplatz aus dem klatschnassen Fell zu waschen. Das Frühstück in der Box ist heute reichhaltiger. Pumperniggel mit Käse. Oder Käse mit Pumperniggel. Pat tritt in den Käsestreik. Es nieselt, als wir die Pferde aufsatteln und das Wetter verspricht wieder so zu werden wie gestern. Wir freuen uns drauf und verlassen Pedenosso Richtung dem 600 m höher liegenden Passo Scale, der von zwei mittelalterlichen Wehrtürmen bewacht wird. Die Karte zeigt zwar Wanderwege an, doch scheinen Karte und Realität heute morgen keinerlei Bezug zueinander zu haben. Aber egal, jede Strasse, die nach oben geht, muss am Scale enden. Über unzählige Kehren geht die Mergelpiste aufwärts - der gestrige Trab hat den Pferden gut getan, sie traben willig bergauf - und oben bietet sich eine tolle Sicht auf’s ganze Tal. Hinter dem Pass geht die Strasse eben aus, am Scalesee vorbei. Flash macht plötzlich einen Satz vorwärts, weil auf der anderen Strassenseite ein Pferd daher geschossen kommt, mein GPS fliegt mir aus der Hand und landet zwischen Domingos Hufen. Glück gehabt - wieder mal - überhaupt muss ich rückblickend anerkennen: unsere Schutzengel habe saubere Arbeit geleistet. Kein schlimmes Maleur, trotz erheblichem und regelmässigem Adrenalin Ausstoss. Wir traben die nächsten 15 km dem Lago Cancanon entlang und kommen an den oberen Stausee mit St. Gioacomo, ein echter Geheimtip. Idylle pur. Wir nehmen einen Cappuchino waehrend die Pferde neben dem Spielplatz weiden.
20.8.
Das letzte Stück liegt vor uns. Wir folgen dem Single Trail dem Aua Val Mora hoch und queren die Alp hinunter nach Buffalora. Dort stellen wir die Pferde in den Padock, den Men von der San Jon immer nutzt. Im Restaurant Buffalora gibts herrliches aber sehr gut gewürztes Abendessen, mit durchschlagender Wirkung. Wir schlafen oben bei den Pferden.
21.8.
Die letzte Etappe nach San Jon verfliegt wie im Traum. Wir werden herzliche empfangen und gönnen den Pferden ihre Weide und das duftende Heu.
August 2006 So weit die Füsse tragen… Swift 2006 Blogger 4 Wochen 864 km 33000 hm auf den Dächern der Alpen So weit ihre Füsse trugen…. München Venedig und zurück über Südirol in die Schweiz Juli - August 2006
Comments