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2021-09-30 09-23-28 - SF Peter van Gugten_R.Ruis_H.Feldmann037.jpg

die Begrenzung deines Pferdes..

...ist dein Vorstellungs-vermögen!

Ausbildung Wanderreitpferd

Ausbildung eines Wanderreitpferdes
Die Ausbildung eines Wanderreitpferdes beginnt beim Reite
r.

Dieser muss dem Pferd die Sicherheit geben, die es braucht, um Stressfrei unterwegs zu sein. Jeder Anflug von Angst beim Reiter, wird vom Pferd sofort realsiert und es reagiert darauf höchst empfindsam.  Angst jedoch, wird von der heutigen Gesellschaft gemieden, wie der Teufel das Weihwasser meidet. Angst ist jedoch ein völlig natürlicher Reflex, der uns hilft unsere Sinne zu schärfen und auf allfällige Gefahr zu meiden. Wenn wir Angst meiden, lernen wir nicht, mit ihr um zu gehen. Angst ist wie ein Muskel, der trainiert werden kann.  Wir wollen ihn trainieren, damit nicht die Angst uns beherrscht, sondern wir die Angst. Wir begeben uns
bewusst in Situationen, die uns Angst machen. Wir konfrontieren diese Angst und überwinden sie.  z.B. ein schmaler Steig am Berg, eine schmale Brücke, ein steiler Abhang.  Ich überwinde
mich, und gehe zu Fuss den Steig hoch, den Abhang hinunter. Ich erlebe, dass mein Pferd nicht abstürzen will und fähiger ist als ich, den Steig hoch zu klettern, den Abhang hinunter zu rutschen. Ich wiederhole es und dieses Objekt macht mir keine Angst mehr. Ich weiss jetzt, dass mein Pferd das kann.  Der nächste Steig ist länger, der nächste Abstieg steiler. Zum Schluss reite ich hoch und runter. Ich trainiere meine Angst und werde immer gelassener.    
Nichts kann mich mehr erschüttern.


1. Sicherheit
Wir hören viel von Dominanz und von Konsequenz. Beides sind Themen die im Rahmen richtig und wichtig sind. Dennoch wenn ich meine Pferde frage. sind ihnen die beiden Begriffe eigentlich lästig. Was alle Pferde grundsätzlich viel mehr interessiert ist das Thema Sicherheit. Wir nehmen das Pferd aus seiner Herde und übernehmen damit die Verantwortung für seine Sicherheit. Dessen ist sich das Pferd sehr bewusst, uns ist dies jedoch öfters nicht klar. Und  so geschieht, das logische: Weil ich meinem Pferd die gewünschte Sicherheit nicht gebe, sucht sich das Pferd diese Sicherheit eben selbst. Es drängelt, ist guckig und nervös und kehrt sogar wieder zum Stall zurück.

Wir reagieren dann mit "
du bist ungehorsam, dies kann ich nicht dulden".... dabei will das Pferd nur eines: Sicherheit
.


2. Wie gebe ich nun meinem Pferd Sicherheit.

Sicherheit beginnt bei mir. Wenn ich selber unsicher bin, und mich jede neue Situation überfordert, wird es mir schwerfallen, mein Pferd mit meiner Sicherheit zu beeindrucken. Andere Menschen haben es da leichter, die sind von Natur aus Selbstsicher und deshalb reagiert das Pferd darauf mit grösserer Ruhe. Hier gibt es nur eines. Ich muss mir meiner Stärke oder Schwäche bewusst werden und daran arbeiten. Wie PP so schön sagt: mit dem
Pferd spielen und an mir arbeiten. Wenn ich ängstlich bin, muss ich schauen ruhig zu werden. Tief durchartmen. Stehen bleiben. Warten bis ich wieder ruhig bin. Dann erst gehts weiter.

Pferde sind einfach gestrickte Wesen. Die haben nicht alle 3 Sekunden eine andere Idee. Deshalb begebe dich auf den Level Deines Pferdes und überlege bevor du was verlangst, was du jetzt wirklich willst. Entscheide Dich für eine Sache und verlange diese vom Pferd. Und an dieser einen Sache bleibst du für die nächste Zeit, Tage, Wochen. Bis es klappt und das Pferd versteht was du willst. Es ist dabei wichtig, dass du jede Bemühung des Pferdes das richtige zu tun, sofort belohnst. Ein Beispiel: Das Pferd soll deine Privatsphäre respektieren und dich nicht bedrängen. Wenn es dir zu nahe kommt wird es zurück geschickt. Folgt es dir mit Abstand, belohnst du es mit Stehenbleiben. Wenn es dir am Strick folgt, soll es hinter dir bleiben. Das ist alles. Dabei bleibst du, bis es funktioniert und diese Position die normale Position wird.
Dein Pferd hat in dieses Zeit nur ein Gedanke im Kopf. Sicherheit.
In dem du es konsequent immer wieder an diese Position verweist, gibst du ihm Sicherheit. 


Konsequenz schafft Beständigkeit.          
Beschtändigkeit schafft Vertrauen.               
Vertrauen schafft Sicherheit.

2. Führen und Bodenarbeit
Pferde sind darauf ausgerichtet, in der Weite der Steppe Nahrung zu suchen und Ihr Seh-, Geruchs- und Gehörsinn ist extrem gut entwickelt, sich leise anschleichende Feinde zu hören, zu riechen und Bewegungen am Horizont wahr zunehmen und ihr Heil in der Flucht zu suchen. In unserer Zivilisation werden sie jedoch mit allen möglichen unnatürlichen "Gefahrenquellen" konfrontiert, an die sie sich erst gewöhnen müssen, damit sie Mental in der Lage sind mit dem Stress eines Wanderrittes zurecht zu kommen. 

Platzarbeit:
Anfangen können wir in dem wir Hindernisse auf dem Sandplatz oder Roundpenn aufbauen. Ein Hinderniss kann die Türe des Roundpens sein, denn dieser enge Durchgang ist für Pferde
bereits eine Gefahr. Gestapelte Strohballen dem Zaun entlang, breit genug für das Pferd hindurch zu kommen, Flatterbänder und Planen die den Eingang der Stalltüre blockieren, stellen Hindernisse dar, die das Pferd entdecken, beschnuppern und von sich aus bewältigen lernen müssen.

 

Im Gelände:

Jedes Teil von dem das Pferd beim Ausritt scheut, ist ein Grund an zu halten und dem Pferd die Möglichkeit zu geben, den beängstigenden Gegenstand zu beschnuppern und mit beiden Augen zu erfassen. Dabei ist es wichtig, dass das Pferd lernt, langsam und gemächlich durch das Hindernis zu gehen. Lärm von Maschinen, plötzlich auftauchende Hunde sind Sachen an die das Pferd sich gewöhnen kann und letztendlich auch muss, wenn wir ohne Stress unterwegs sein wollen.

 

Arbeit an der Psyche

Alternativ zum Gymnastizieren, das auch ganz wichtig ist, gilt es die Psyche des Pferdes zu stärken. Also jede Gelegenheit nutzen, dem Pferd Neues zu zeigen, Herausforderungen an zu nehmen, und dem Pferd die Möglichkeit zu geben, zu beweisen wozu es fähig ist. Eine weitere Uebung, die sehr gut und fürs Wanderreiten notwendig ist, ist das Führen am langen Seil. Das heist, es gibt nicht nur eine Position an der das Pferd geführt wird, sondern
mehrere. Einmal neben der Schulter, dann in 1,5-2 m Abstand hinter dem Führenden und als Drittes vor dem Reiter. Diese Positionen werden immer wieder abgefordert und konsequent
darauf geachtet, dass die Position nicht vom Pferd aus verändert wird. Das Führen auf Schulterhöhe ist wohl die häufigste Technik, das Führen in 2 m Abstand benötigt man vor allem auf schmalen Pfaden und das Führen vor dem Reiter, bereitet das Pferd auf die Technik des Schlepplifts vor. 

 
Reiter im Gebirge
Führen am langen Seil
Pferd im Gebirge Vertrauen
Pferd auf Lochstegbrücke
Seilbahn im Berg mit Pferd
Extremtrail Pferd
Extremtrail Pferd
Pferd klettert im Fels
Pferd klettert im Fels
Wanderreitpferd im Berg

3. Konditionierung.
Wichtig ist, dass wir während des physischen Trainings des Pferdes, nicht das mentale Training vergessen. W
enn Pferd Stress haben, verlieren sie schnell an Gewicht und die ganze Trainingsarbeit ist umsonst. Voraussetzung für ein gesundes Training sind, dass wir die Atemfrequenz und Pulsfrequenz unseres Pferdes im Ruhestand kennen. Atemfrequenz kann ich sehen, wenn ich die Bauch und Brustbewegungen meines Pferdes beobachte und diese pro Minute zähle. Puls ist schon etwas schwieriger, weil es nur einige Punkte gibt, wo ich ohne Stetoskop den Puls erfassen kann.  Pulsmessung Pferd. Unter den Ganaschen verläuft eine Arterie über den Knochen des Unterkiefers in einer kleinen Einbuchtung.  Oder an der flachen Stelle hinter dem Auge, an der Schweifrübe und oberhalb der Fessel am Vorderbein kann man den Puls messen. Atemfrequenz im Ruhezustand ist 14-18 min Puls ist 30-40 Schläge die Minute. Wenn wir trainieren, sollten wir den Puls nicht über 120 hinaus treiben und eine Aussage über die Fitness des Pferdes macht die Zeit, die es braucht, bis dein Pferd nach der Anstrengung wieder auf den doppelten Ruhepuls Wert runter gekommen ist. (60 oder 80)  Je  schneller dein Pferd den Puls wieder auf normal senken kann, desto fitter ist es. 

4. Training
Optimales Training findet im bergigen Gelände und im Schritt statt. Jetzt hat nicht jeder Berge hinter dem Haus, dennoch kann in jedem Gelände Kondition aufgebaut werden. Es ist nur deshalb leichter am Berg, weil man schneller vorankommt mit dem Training. Fürs Wanderreitpferd sind 25 km nämlich keine Herausforderung, für den Reiter u.U. schon. So ein Ausritt von 1,5 h sind mit einer Strecke von 8-10 km für ein Pferd noch keine wirkliche Trainingseinheit. Die fängt dann an, wenn wir am Stück mehr als 30 - 40 km gemacht haben. Das heisst wir sind 6-8 Stunden im Sattel und das ist die wirkliche Herausforderung. Am Berg sieht die Sache anders aus, da alle 100 hm ein km Leistung darstellen, und wenn ich 20 km mit 600 hm bergauf reite, habe ich schon 26 km absolviert.  


Training beginnt im Schritt.
Alle 5 Minuten legen wir einen kurz
en Trab von einer Minute ein. Dies machen wir eine Woche lang und gehen nach jeder Trabphase wieder Schritt. Nach einer Woche verlängern wir die Trabphasen bis wir nach 4 Wochen 5 Min Traben bevor wir wieder 5 Min Schritt gehen. Wichtig dabei, dass wir immer auf die Atmung unseres Pferdes achten und auf den Puls. In den 5 Minuten Schritt muss der Puls und die Atmung wieder normal werden. Je besser, die Grundfitness deines Pferdes, desto schneller erreichst du dein Ziel. Je häufiger du das Training machen kannst, ebenso.  3-5 x die Woche 2-3 Stunden im Gelände wären gut. Dann kannst du die ersten Tagestouren machen, an denen du 6 - 10 h unterwegs bist.

 

5. Vertrauen ist alles...
Wenn wir unterwegs sind oder auf dem Platz arbeiten, gilt ein einfaches Prinzip. Wir verlangen nicht viel von unseren Pferden, nur 1-2 Sachen, aber diese in aller Konsequenz. Bis sie sitzen und wir darüber nicht mehr diskutieren müssen.  Dann arbeiten wir an den nächsten paar Punkten.  Durch diese klare Struktur, schaffen wir ein Verhältnis zu unserem Pferd, dass ihm hilft zu verstehen, woran es ist.

6. Die Begrenzung liegt in unsereer Vorstellung
Wir müssen unseren Verstand erweitern, um den Faktor Vorstellungskraft. Wir beschränken unsere Pferde in Ihren Fähigkeiten, indem wir ihnen nur gestatten was wir uns vorstellen können. Alles unsere Vorstellung übersteigende, wird von uns schlichtweg verweigert.

Aber unsere Pferde sind nicht nach menschlichen Massstäben begrenzt. Sie können zwar
Polka tanzen auf dem Dressurviereck, und über Balken springen die höher liegen als meine Hutkrempe, aber das zeigt ja nur, wie fähig sie sind, völlig unpferdige Dinge zu tun. Wenn wir sie mal Pferd sein lassen, und erlauben, dass wir sehen können, wie Leistung ihrer Art aussieht, werden wir aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Pferde sind näher an der Natur als wir es je sein werden, sie sind fähiger Wege zu finden und Probleme zu lösen, als wir uns je träumen liessen und sie wollen das gerne mit uns und für uns tun.  Pferde können klettern, sie können durch Flüsse und Bäche waten, Sie können über Brücken gehen und verlieren nicht das Gleichgewicht auf wackelnden Felsen.  Sie können es, wenn wir sie üben lassen und ihnen Vertrauen.


7. Kommunikation
Wir komunizieren mit unseren Pferden über Körpersprache und Emotionen. Unsere Pferde sind perfekt im Lesen von Emotionen. Wir Menschen haben unsere Emotionen in der Regel wenig im Griff. Genauso wenig verstehen wir, was unsere Körper laufend kommunizieren, weil wir Sprachgesteuert sind. Ein Beispiel dazu: Du hattest einen Unfall auf einer Brücke. Jetzt verweigert das Pferd in jeder ähnlichen Situation, und du kommst zum Schluss, dass das Pferd sich daran erinnert, und deshalb nicht mehr über die Brücke geht. Meine Erfahrung lehrte mich eine andere Interpretation der Situation: In meinem Kopf geht auf  ähnlichen Brücken der Film von dem Erlebten ab. Darauf reagiere ich innerlich. Mein Pferd nimmt diese Reaktion war und verweigert. Wenn ich es schaffe, diesen Film durch etwas anderes positives zu ersetzen, geht mein Pferd ohne Probleme über die gleiche Brücke. Beweis: jemand anderer führt dein Pferd, und das Pferd vertraut ihm, und geht es über die Brücke.


8. Leichtigkeit contra Sanftheit
Viele Pferde können Leichtigkeit erlernen. Leichtigkeit ist Gehorsam unter bekannten Bedingungen. Aendern sich die Bedingungen verlieren sie die Leichtigkeit.  Sanftheit ist wenn das Pferd dir vertraut und gehorcht unter allen Bedingungen.


Wie erreichen wir Sanftheit ?


Vertrauen basiert auf Beständigkeit.

Beständigkeit bedeutet Verlässlichkeit.
Verlässlichlichkeit schafft Vertrauenswürdigkeit.


Wenn das Pferd dir vertraut, ist es im Frieden mit sich und Dir.
Dann ist es sanft und tut alles was du willst, unter allen Umständen
.

Mark Rashid

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